Gedanken zum Evangelium: 6. Sonntag im Jahreskreis
Die Jünger damals – wir heute

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Was glücklich oder unglücklich macht, hat die Menschen zur Zeit Jesu beschäftigt, genauso wie es uns heute beschäftigt. Ausgrenzung, mangelnde Solidarität sowie tiefe menschliche Abgründe gibt es unter den Menschen, die Jesus folgen – damals wie heute. Wir dürfen dazu beitragen, dass Wunden von Menschen heilen, und wir teilen auch ihre Freuden.

Aber was will uns der Menschensohn mit seinen Gegenüberstellungen sagen?

Das Evangelium dieses Sonntags ist aus der sogenannten „Feldrede“ genommen. Der Evangelist Lukas macht daraus eine programmatische Rede Jesu über Jüngerschaft, ja mehr noch eine Grundsatzrede über gottgewolltes, „christliches“ Leben und Handeln.

Zu Beginn stehen vier Seligpreisungen, denen vier Weherufe gegenübergestellt werden. Adressaten dieser Rede waren die Jünger. Sicherlich fühlten sich aber auch die ersten christlichen Gemeinden angesprochen, die sich in ihrer Umwelt behaupten mussten.

Auch wir heute können uns in diese Jüngerschar einordnen und von Jesu Worten berühren lassen. Und solche Begegnungen können tief in den Lebenslauf eines Menschen eingreifen. Sie bleiben nicht ohne Folgen, machen „betroffen“ und können eine positive Kehrtwendung auslösen, ja sogar als Berufung erlebt werden. Auch meine persönliche Berufungsgeschichte – bis hin zum Eintritt ins Priesterseminar – ist geprägt durch Gotteserfahrungen von Jugend an.

Die Jünger werden in ihrer Not und Bedrängnis seliggepriesen, weil ihre Situation von Gott selbst gewendet wird. Der Begriff „selig“ meint „Freude“, „Glück“, „Wohlbefinden“ und drückt eine innere Haltung aus, die sich von Gott getragen weiß, die einen schwierige Lagen durchhalten und dadurch reifen lässt.

Die Jünger bezeichnet Jesus als „Arme“, als Menschen, die wenig haben, denen es am Nötigsten fehlt, die diskriminiert oder verfolgt werden. Ohne jeglichen Fanclub, ohne die geringste Lobby stehen Ausgrenzung, Rechtlosigkeit, ja Verfolgung auf der Tagesordnung. An dieser Stelle denke ich an die vielen verfolgten Christen weltweit, von denen es noch nie so viele gab wie heute. Im Jahr 2020 war in 74 Ländern das Recht von Christen auf freie Religionsausübung eingeschränkt; mehr als 340 Millionen (!) Christen waren in einem hohen bis extremen Maß Repressalien und Verfolgung ausgesetzt. Ihnen allen spricht Jesus das Reich Gottes zu – es gehört ihnen. Das ist mehr als jeder irdische Besitz.

Gehen wir noch einmal zurück zu den „Armen“. Bei uns Christen kommt es darauf an, dass die, die mehr haben, solidarisch mit jenen sind, die unter materieller Not und sozialer Missachtung leiden. Lob und Beifall löst das nicht bei allen aus, auch Spott und Häme werden uns widerfahren.

Das mutet uns Jesus zu. Dann jedoch wird für die „Reichen“ aus dem „Wehe“ ein „Selig“, und wir werden Teil einer Jüngergemeinschaft, die auch andere überzeugen kann.

Evangelium und Kommentar als PDF
Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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