Geheimes Kräuterwissen - Folge 3
Schlafen leicht gemacht

In großen Körben werden die verschiedenen Kräuter an einer luftigen Stelle zum Trocknen aufgehängt. | Foto: Fotos: Markus Andorf
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  • In großen Körben werden die verschiedenen Kräuter an einer luftigen Stelle zum Trocknen aufgehängt.
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Von den täglichen 24 Stunden schlafen Menschen zwischen sechs und acht Stunden. Die Wichtigkeit von erholsamem Schlaf wird von vielen unterschätzt, Schlafstörungen sind in der Gesellschaft gang und gäbe, sagt Kräuterpfarrer Benedikt.

Schlaf ist etwas elementar Wichtiges. Menschen können nicht 24 Stunden funktionieren, sagt der Prämon-stratenser-Chorherr Benedikt Felsinger: „Der Schlaf ermöglicht es uns, loszulassen, damit wir uns neu geschenkt werden können.“ Kräuter können diesen Prozess positiv beeinflussen, indem sie die Nerven stärken und durch ihre Wirkungen Leib und Seele zur Ruhe kommen lassen.

Mit Baldrian zur Ruhe

Kräuterpfarrer Benedikt ist davon überzeugt, dass durch einen guten Schlaf vieles verarbeitet werden kann, das sich im Lauf des Lebens angesammelt hat und die Psyche belastet: „Das Kraut Baldrian beruhigt das Gemüt, stärkt die Nerven und fördert das klare Denken.“ Kräuter wie Baldrian, die schlaffördernd wirken, sind vor allem für Menschen hilfreich, die nicht medikamentös gegen ihre Schlafprobleme vorgehen wollen, sondern lieber eine „grüne Stütze aus der Natur“ zu Rate ziehen, wie Benedikt Felsinger sagt.

In Teeform oder als Tabletten ist Baldrian sehr beliebt. Weniger bekannt ist die Anwendung eines ätherischen Baldrian-Öls. Vor dem Schlafengehen wird der Bereich eine Hand breit oberhalb des Bauchnabels mit einigen Tropfen Baldrian-Öl eingerieben. Das sogenannte Sonnengeflecht, ein wichtiger Nervenknotenpunkt, wird dadurch angesprochen und soll zu einem guten Schlaf verhelfen.

Beruhigender Hopfen

Schon die schöne Form der herabhängenden Fruchtzapfen des Hopfens machen Herrn Benedikt ruhiger und gelassener. Hopfenblütentee regt den Appetit an und gleicht außerdem bei unruhigen Nerven, Depressionen oder Einschlafstörungen aus. Für den Kräuterpfarrer hängt ein guter Schlaf vor allem auch daran, ob sich Menschen Zeit nehmen, immer wieder die tägliche Betriebsgeschwindigkeit zu drosseln und mehr innezuhalten.
Eine Möglichkeit, das mit der Wirkung des Hopfens zu verbinden, ist ein Hopfenzapfen-Bad vor dem Schlafengehen. Ein Leinensäckchen mit 125 Gramm Hopfenzapfen wird in die halb mit heißem Wasser gefüllte Badewanne gelegt. Nach einer halben Stunde bringt man das Wasser auf die richtige Badetemperatur und entspannt sich in dem Hopfenzapfen-Bad für 15 Minuten. Der ganze Organismus wird dadurch positiv beeinflusst und beruhigt.

Sanfter Duft für angenehme Träume

Eine noch sanftere Möglichkeit, den Schlaf zu fördern, sind getrocknete Kräuter in kleinen Kissen. Aufgrund ihrer besonderen Duftnote sind hier Thymian, Lavendel, Hopfen oder Melisse besonders empfehlenswert. Durch Drücken oder Schütteln der Kissen kann sich der Duft entfalten und seine beruhigende Wirkung entfalten.

Schlafstörungen können physische oder psychische Gründe haben, sagt Kräuterpfarrer Benedikt: „Wichtig ist dann, Unregelmäßigkeiten wahrzunehmen und sich zum Beispiel mit Kräutern Ruhe zu verschaffen.“ Ein wichtiger Faktor für einen guten Schlaf ist laut dem Prämonstratenser-Chorherrn außerdem die Verdauung und die Atmung. Beides kann für Unruhe im Körper sorgen und verhindern, dass der Mensch durch den Schlaf zur Ruhe kommt.

Guter Schlaf rüstet für den neuen Tag, so Kräuterpfarrer Benedikt: „Gerade wenn es darum geht, das Wohlbefinden von Menschen zu steigern, habe ich tolle Erfahrungen mit Kräutern gemacht.“ Ob mithilfe von Baldrian, Hopfen oder anderen beruhigenden Kräutern: Mit diesen Tipps unseres Kräuterpfarrers Benedikt Felsinger lässt sich die Qualität des Schlafes verbessern. „Schlaf ist für den Menschen, was das Aufziehen für die Uhr“, um es mit Worten des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer zu sagen.

Unser Balkontipp: Die Seele baumeln lassen

Allen, die keinen Garten haben, rät Kräuterpfarrer Benedikt die oben aufgezählten Kräuter am Balkon oder an einem anderen ruhigen Wohlfühlplatz zu genießen und sich bewusst eine Zeit für Entspannung zu nehmen. Das kann sich nur positiv auf den Schlaf auswirken, sagt Felsinger.

Außerdem empfehlenswert ist es, sich Steinklee aus der Apotheke zu besorgen oder an Böschungen oder trockenen Orten in der Natur zu suchen. Der Kräuterpfarrer empfiehlt, die Blüten des Steinklees im Schatten zu trocknen und in geringen Mengen unter einen Streichkäse oder in die Sauermilch zu mischen.
Steinklee hilft gegen Unruhe und Schlaflosigkeit, und bringt mit seinem eigenen sommerlichen Geschmack das Urlaubsfeeling auf den Balkon. Das Kraut kann auch in duftenden Schlafkissen verwendet werden und unterstützt beim Gedankenloslassen.

Spiritualität: Schlaf kräftigt Leib und Seele

Krankheiten entstehen, wenn man mit Gott und der Welt nicht in Einklang ist. Dieses Credo der großen Kräuterkundlerin und Mystikerin Hildegard von Bingen hat sie auch auf den Schlaf übertragen. Hildegard formulierte sechs Säulen gesunden Lebens und zählte dazu auch die Bereiche „Aktivität und Ruhe“ und „Schlafen und Wachen“.

Ruhe ist für den Menschen wichtig, um sich zu sammeln. Aus der Stille des Gebets können Menschen Kraft schöpfen. Auf ein gesundes Gleichgewicht zwischen Bewegung und Ruhe hat Hildegard hingewiesen. Mindestens genauso wichtig ist für sie aber der Schlaf. Ein Mangel an Schlaf oder eine schlechte Schlafqualität haben ihrer Ansicht nach ernste Folgen für Psyche und Körper.

Hildegard von Bingen mahnt also das ein, was für viele Lebensbereiche gilt: Das richtige Maß einhalten. Zu viel Schlaf bewirkt eine „Verdunklung der Augen“, schreibt Hildegard, zu wenig Schlaf entzieht dem Körper Kräfte.

Alle Folgen der Serie "Geheimes Kräuterwissen"

Autor:

Markus Andorf aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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