Biblische Gestalten - Der Prophet Elija
Mit Feuer und Flammen für Gott

Jesus mit Mose und Elija. Giovanni Bellini, Verklärung Christi, um 1460. (Ausschnitt) | Foto: Cameraphoto / akg-images / picturedesk.com
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  • Jesus mit Mose und Elija. Giovanni Bellini, Verklärung Christi, um 1460. (Ausschnitt)
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Kein Prophet des Alten Testaments hat auch im Neuen Testament eine solche Wirkung entfaltet wie der Prophet Elija, obwohl kein biblisches Buch auf ihn zurückgeht. Und trotzdem übt er eine gewisse Faszination aus, wie der langjährige Berner Alttestamentler Ernst Axel Knauf im Gespräch mit dem SONNTAG bekennt.

Unsere Serie versteht sich als Hinführung zur Bibel-Festwoche diesen Herbst in Wien.

Gerade einmal sechs Kapitel im ersten und zweiten Buch der Könige erzählen vom Wirken des Propheten Elija, der im frühen Juden- und Christentum zum wichtigsten aller alttestamentlichen Propheten geworden ist. Gemeinsam mit Mose steht er sozusagen für die ganze Prophetie Israels.

Es wurde damals erwartet, dass der Prophet, zu Gott entrückt, am Ende der Zeiten noch einmal kommen werde, um sein Werk zu vollenden. Diese Vorstellung hatte einen starken Einfluss auf Johannes den Täufer und auch auf Jesus von Nazareth. Von keinem anderen alttestamentlichen Propheten ist im Neuen Testament öfter die Rede als von Elija.

  • Was fasziniert Sie persönlich an der Gestalt des biblischen Elija?

Ernst Axel Knauf: Die Elija-Geschichten bilden die Mitte des „Buchs der Könige“ – in der Hebräischen Geschichte ein einziges Buch, das erst in seiner griechischen und lateinischen Übersetzung zweigeteilt wurde. Zugleich geht dieses Buch im jüdischen Kanon den „hinteren Propheten“ – Jesaja, Jeremija, Ezechiel und den Zwölf Propheten – unmittelbar vorauf und leiten damit zu deren Lektüre an. Die Elija-Geschichten zeigen exemplarisch (und mehrstimmig), was ein „Prophet wie Moses“ ist.

  • Wie lässt sich seine Botschaft, enthalten in sechs Kapiteln der Bücher der Könige, in ein paar Sätzen zusammenfassen?

Vor allem zeigen die Elija-Geschichten, dass dieser Prophet und alle anderen – wie die Könige und zuvor die „Richter“ – gescheitert sind. Auch die Propheten können die Tora, die nach biblischer Darstellung in der Zeit zwischen Joschua und Joschija vergessen war, nicht ersetzen. Aber der Gott der Tora erweist sich auch in deren Scheitern als Israels Gegenwart und Zukunft. Das ist gewissermaßen Kreuzestheologie vor Christi Geburt.

  • Warum kämpfte Elija kompromisslos um die Anerkennung seines Gottes?

Weil Israel ohne den Gott der Tora nicht Israel ist, und dieser Gott nicht ohne seine Leser in der Welt sein kann. Israel ist der Ort der Gottesgegenwart, der Ort der Gegenwart eines Gottes, der als Einziger nun wirklich „alternativlos“ ist.

Keineswegs „alternativlos“ sind hingegen menschliche Auffassungen von Gott und seinen Propheten – Elija ist in 1 Könige 20-22 (Königin Isebel lässt Nabot wegen seines Weinbergs töten) und 2 Könige 1 (Massenmord an den Soldaten) „jemand anderes“ als in 1 Könige 17-19 (Siehe Kasten rechts) und 2 Könige 2 (Entrückung Elijas)!

  • War Elija ein religiöser Fanatiker, weil er für seinen Gott sogar über Leichen ging?

Schon Kain erschlug seinen Bruder Abel, weil er den Eindruck bekam, dass Gott diesen lieber hatte. Für Moses beginnt der Weg zum Gottesberg in der Wüste damit, dass er einen Ägypter erschlägt. Die Bibel ist voll von solchen Fanatikern – wie die Welt und ihre Geschichte.

Einige – nicht alle – biblischen Geschichten glorifizieren sie jedoch nicht, wenn man genau genug hinschaut. Moses gelangt nicht ins Verheißene Land, und Elija wird nach seinem Triumph – und Massenmord – am Karmel am Gottesberg als Prophet gefeuert, weil er sich selbst wichtiger genommen hat als Gott. Nach seinem zweiten Massenmord in 2 Könige 1 wird er von Gott endgültig aus dem Verkehr gezogen.

  • Warum ist Elija – neben Mose - der wichtigste aller Propheten?

Die Tora endet in Deuteronomium 34 mit einer Notiz zur Unvergleichlichkeit Moses. Die jüdische Tradition ist sich nicht einig, ob Elija ein Mensch war, der in den himmlischen Hofstaat aufgenommen wurde, oder ein Engel, der für eine gewisse Zeit vom Himmel herabkam. Die Art, wie er in 1 Könige 17,1 eingeführt wird – oder gerade nicht eingeführt wird, spricht durchaus für die zweite Auffassung.

Den Ort „Tischbe“, aus dem er stammen soll, gibt es in der Hebräischen Bibel nicht. Die Erzähler schufen mit ihm den paradigmatischen Propheten, und hatten Erfolg.

  • Warum hat der feurige Prophet Elija so häufig mit dem Feuer zu tun? Immerhin hat er drei Mal Feuer vom Himmel auf die Erde herabfallen lassen...?

Die Vorstellung, dass Gott von Feuer umgeben ist, findet sich in der Bibel seit dem brennenden Dornbusch, in dem er Moses erschien, und dass er Feuer regnen lässt, seit der Zerstörung von Sodom und Gomorra. Die perserzeitlichen Autoren der Elija-Erzählungen hatten zudem die Religion der Perser vor Augen, die ihrem bildlosen Gott im Feuer verehrten, wie die Parsen bis heute.

  • Auch im Neuen Testament ist von Elija häufiger die Rede als von allen anderen Propheten. Warum?

Das Ende des Zwölfprophetenbuchs (Maleachi 3,22-24) erwartet die Wiederkehr Elijas am Anfang des Weltgerichts. Im ersten Jahrhundert nach Christus war im Judentum die Erwartung des unmittelbar bevorstehenden Endes weit verbreitet und prägte auch die Einstellung Jesu und seiner Anhänger bis zu und mit dem Apostel Paulus. Diese Erwartung lag auch dem ersten jüdischen Krieg gegen Rom (66-74 n. Chr.) zugrunde. Erst nach der Zerstörung des Zweiten Tempels 70 nach Christus brach sie zusammen.

  • Warum ist Elija mit Mose gemeinsam bei der sogenannten „Verklärung Jesu“ auf dem Berg Tabor dabei?

Bei der himmlischen Konferenz auf dem Tabor steht Moses für die Tora und Elija, als der exemplarische Prophet, für alle Propheten. Damit werden die Verkündigung Jesu wie Jesus als Verkündigter in den biblischen Kanon aufgenommen. Mit der Folge, dass Elija durch das Fest der Verklärung Christi auch einen Platz in der christlichen Liturgie gefunden hat. In der Synagoge ist das an jedem Schabbat der Fall.

Serie „Biblische Gestalten"

Autor:

Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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