Palmsonntagsgedanken von Pater Karl Wallner
Es ist Gott selbst

Jesus zieht am Palmsonntag in Jerusalem ein, um dort als das „Lamm Gottes“ zu sterben.  | Foto: Miguel Angel Villar auf Pixabay
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Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche; sie heißt in der Liturgie korrekterweise „Heilige Woche“, weil wir das Heiligste feiern, das es gibt: Unsere Erlösung!

Ich möchte Sie daher einladen, diese heilige Zeit intensiver mitzufeiern als in den vergangen Jahren. Bitte machen Sie ihre Einkäufe und Besorgungen so, dass Sie Zeit haben für die Gottesdienste. Bitte machen Sie Ihren Osterputz noch vor dem Gründonnerstag, wo das „Heilige Triduum“ beginnt. Ich verspreche Ihnen, dass Sie durch die Mitfeier der Liturgie angerührt werden von der Liebe Christi, der für uns gelitten hat, gestorben ist, begraben wurde und siegreich auferstanden ist.

Ostern muss von uns Christen wieder viel intensiver gefeiert werden, denn Ostern ist unser höchstes Fest. Zu Weihnachten feiern wir „nur“, dass Gott Mensch geworden ist; zu Ostern aber feiern wir, warum er Mensch geworden ist: um uns zu erlösen. Es geht also konkret um Dich und mich! Christus ist nicht irgendwie gestorben, er ist einen grausamen und brutalen Leidenstod gestorben. Die Kreuzigung war die qualvollste Todesart, die man damals kannte.

Wir müssen den Sinn des Kreuzes wieder besser begreifen, denn wir sind die Religion, deren Symbol das Kreuz ist. Jesus ist aus Liebe gestorben. Er hat das Folterinstrument in ein Heilszeichen umgewandelt. Lernen wir, das Kreuz zu lesen: Es verbürgt uns einen Gott, der nicht teilnahmslos und desinteressiert unserem menschlichen Elend zuschaut, sondern der selbst unser Leiden und Sterben auf sich genommen hat. Das Kreuz ruft uns zu: „Gott liebt dich. Gott ist dir immer nahe, gerade im Leiden. Gott wird dich aus Leiden und Tod herausholen.“

Erschütterndes Christussymbol

Jesus ist auch nicht irgendwann gestorben, sondern zum Paschafest der Juden. In den meisten Weltsprachen wird daher „Ostern“ nach diesem hebräischen Wort „Pascha“ (sprich: Pas-cha) benannt. Nur das deutsche „Ostern“ und das englische „Eastern“ leiten sich von einer ominösen heidnischen Gottheit „Ostara“ ab.

Schade, denn das Wort Pascha besagt den Sinn des Leidens Christi. Das Pascha war das große Fest des Lämmerschlachtens, das die Juden nur in Jerusalem feiern konnten, wo der Tempel stand. Deshalb zieht Jesus am Palmsonntag in Jerusalem ein, um dort als das „Lamm Gottes“ zu sterben.

Am Pascha erinnerten sich die Juden des Auszugs aus Ägypten. Man gedachte der Nacht, als Gott die Israeliten vor dem Todesengel verschonte, weil sie sich in ihren Häusern zum Mahl eines Lammes versammelt und die Türpfosten mit dem Blut dieses Lammes bestrichen hatten. „Pascha“ heißt wörtlich „Vorübergang“, weil der Todesengel vorüberging. Das Paschalamm steht für die Rettung vor dem Tod.

Als daher Jesus am Vorabend des Paschafestes am Kreuz hingerichtet wurde, begriff die Junge Kirche sehr bald: „Als unser Paschalamm wurde Christus geopfert“. Das Osterlamm ist das älteste Christussymbol, weil das geschlachtete Lamm genau die Wirkung des Kreuzesleidens bezeichnet: Christus hat uns von den Sünden befreit, er hat uns vor dem Tod des Getrenntseins von Gott gerettet. Daher zeigt der Priester bei jeder Heiligen Messe die gebrochene Hostie und sagt dazu die Worte, mit denen Johannes der Täufer auf Jesus hingewiesen hat: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ (Johannes 1,29)

Ich meine: Wir müssen das wieder besser begreifen. Nehmen Sie sich doch Zeit und lesen Sie einmal in Ruhe die Kapitel 18 und 19 des Johannesevangeliums durch.

Mein wichtigster Vorschlag für die Heilige Woche lautet: Lassen Sie sich durch die Mitfeier der Gottesdienste hineinnehmen in die „Mysterien“ unserer Erlösung. In meinem Kloster Heiligenkreuz ist zu Ostern der Gästebereich drei- bis vierfach überbucht. Auch alle Herbergen im Umkreis quellen über, weil so viele Menschen kommen, um das „Heilige Triduum“, die heiligen drei Tage ab Gründonnerstagabend, mit uns zu feiern. Wie spannend ist doch die Liturgie der Kirche, die uns „zeitgleich“ setzt mit den Ereignissen von damals: Jesu Abendmahl am Gründonnerstag, Jesu Leiden und Sterben am Karfreitag, Jesu Grabesruhe am Karsamstag, Jesu triumphales Auferstehen in der Osternacht und am Ostersonntag.

Es ist Gott selbst

Ich denke, dass unser europäisches Christentum deshalb so schwächelt, weil wir die Kraft der „Mysterien“ zu wenig nützen. Für mich jedenfalls ist die Heilige Woche der persönliche Erlebnishöhepunkt jedes Jahres. In der Feier wird die Vergangenheit Gegenwart. Ich lade Sie so intensiv und nachdrücklich zur Mitfeier ein, weil Sie davon profitieren werden! Sie werden staunen, welche übernatürliche Kraft darin liegt, wenn man die Liturgie des Heiligen Triduums bewusst mitfeiert. Wir müssen das Faszinierende entdecken, das in der Mitfeier des Leidens, Sterbens und Auferstehens Christi steckt. Es ist Gott selbst, der uns anrühren und verwandeln will.

GEBET

Herr Jesus Christus,
Du schenkst uns,
Deinen Gläubigen
wieder die Gnade,
heiligen Mysterien feiern zu dürfen,
in denen Dich die Kirche
in Deinen letzten Tagen und Stunden auf Erden begleitet.

Mit unendlicher Liebe
hast Du uns geliebt
und für uns Verrat,
Verleumdung, Verurteilung,
Leiden und Kreuz auf Dich genommen.

Du hast den Tod mit uns geteilt.

Schenke uns eine gnadenreiche Heilige Woche
und ein frohes Osterfest.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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