Verborgene Plätze, besondere Schätze - Teil 1
Ein ungehobener Schatz

Zu hoch und schlecht beleuchtet: Raffaellis Glasmosaik nach da Vincis Abendmahl.  | Foto: Agathe Lauber-Gansterer
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  • Zu hoch und schlecht beleuchtet: Raffaellis Glasmosaik nach da Vincis Abendmahl.
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Die Wiener Minoritenkirche steht umgeben von Bundeskanzleramt, Innenministerium und weiteren Regierungseinrichtungen im Herzen Wiens. Seit Mitte des 19. Jahrhunderst befindet sich darin eine eindrucksvolle Mosaik-Nachbildung von Leonardo Da Vincis Letztem Abendmahl.

Einige Kerzerln brennen schon auf den Opferlichtständern vor den Seitenaltären in der Wiener Minoritenkirche. Es ist Montagfrüh – ob einige Regierungsmitarbeiter aus den umliegenden Ministerien hier schon ein Anliegen deponiert haben? Das gotische Gotteshaus ist eine wohltuende Oase der Stille mitten in der Stadt und lädt auf jeden Fall zu einem kurzen Gebet für eine gute Woche ein.

Ein Abendmahl für Napoleon

Das bekannteste Kunstwerk in der „Maria Schnee“ geweihten Kirche ist wohl das große Mosaik an der Nordseite im Inneren. „Es handelt sich um die Nachbildung des berühmten Wandfreskos von Leonardo da Vinci ,Das letzte Abendmahl Jesu Christi’, in Mailand“, berichtet Manfred Zips, Experte für die Geschichte der Minoritenkirche. Im Auftrag Napoleons fertigte der Römer Giacomo Raffaelli das Mosaik in der Größe des Originals (rund 9 mal 4,5 Meter) um 1800 an. Danach wurde es vom Wiener Kaiserhof um 400.000 Gulden für das Schloss Belvedere erworben und schließlich von Kaiser Ferdinand der Minoritenkirche überlassen. „Besonders bestechend sind manche Details: die Feinheit der Falten des Tischtuches an den Enden, die Weichheit der Haare, der goldene Schein des Sonnenuntergangs, die Spiegelung des Lichtes in den Gläsern sowie die weit in die Tiefe gehende Perspektive des Raumes“, schildert Manfred Zips das beeindruckende Mosaik.

Ein Nachteil aus der Sicht der Betrachter: Es hängt relativ weit oben. Es bräuchte eine Art Brücken-Empore und kluge Beleuchtung, um das Kunstwerk und seine sehenswerten Details optimal ins Auge fassen zu können. Auch wenn es sich bei diesem „Abendmahl“ nicht um Leonardo da Vincis Original handelt, wäre das dennoch ein spannender Zugang zu einem der berühmtesten Wandgemälde der Kunstgeschichte und zur Mosaik-Technik Giacomo Raffaellis. So gesehen ist dieses Kunstwerk ein ungehobener Schatz.
Das Gotteshaus birgt aber noch viele weitere besondere Kunstwerke, u.a. die „Familienmadonna“: „Diese ist ohne Zweifel eine der gelungensten gotischen Madonnenstatuen Wiens“, erläutert Manfred Zips.

Wagt man sich durch eine einen Spalt geöffnete Glastüre links vom Hochaltar, gelangt man um eine Ecke in die überraschend helle Antonius-Kapelle. Erstaunlich: In welch einem Blütenmeer der Heilige mit dem Jesus-Knaben auf dem Arm den Betenden sein Ohr leiht. Dass er es tut, beweisen zahlreiche Votiv- und Danktafeln an den Wänden.

Öffnungszeiten und Führungen:
Die Minoriten­kirche ist täg­­lich von 7.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet (April bis Oktober bis 19 Uhr).
Kontakt für an Führungen Interessierte: Giacomo Borioni, Tel.: 0650/ 94 52 895

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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