Meinung
Wozu moderne Kunst?

Pater Gustav Schörghofer (68) ist Jesuit und Kunsthistoriker. Er ist Pfarrer in Lainz-Speising und Vorsitzender der Jury des Msgr. Otto Mauer-Preises. | Foto: Privat
  • Pater Gustav Schörghofer (68) ist Jesuit und Kunsthistoriker. Er ist Pfarrer in Lainz-Speising und Vorsitzender der Jury des Msgr. Otto Mauer-Preises.
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Mit „moderner Kunst“ wird in der Regel eine bestimmte Art der Kunst bezeichnet, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa gebildet hat.

Ihr Kennzeichen ist die Loslösung aus früheren Traditionen. Paul Cézanne oder Vincent van Gogh sind berühmte frühe Vertreter dieses neuen Weges. Von der Bindung an kirchliche Traditionen hat sich diese Kunst weit entfernt. Und das gilt auch heute noch für die zeitgenössische Kunst.

Welchen Gewinn bringt es also, sich mit neuer und auch älterer Kunst zu beschäftigen? Ganz allgemein gesagt ist die Kunst ein Tor zu neuen und unbekannten Welten. Sie lehrt erkennen, was außerhalb des eigenen Horizonts liegt. Je mehr ich mich im Lauf der vergangenen Jahre auf Kunst eingelassen habe, ihr Zeit geschenkt habe, umso besser habe ich auch Qualitäten unterscheiden gelernt. Von einer Kunst, die dem Schmuck der eigenen vier Wände dient, bis zu einer Kunst, die im Offenen der gegenwärtigen Gesellschaft dem Zusammenleben dient, ist es ein weiter Weg. Kunst kann die großen Probleme des Zusammenlebens nicht lösen, sie kann aber jene innere Freiheit und Wachheit schenken, ohne welche ein kreativer Umgang mit Problemen nicht möglich ist.

Wie leben wir als Teil der belebten und unbelebten Natur so, dass auch in Zukunft erfülltes Leben möglich ist? Wie verteilen wir die Güter dieser Welt gerecht? Wie begegnen wir aktuell der Bedrohung durch eine Pandemie? Diese und viele andere Fragen können mutlos machen. Die Kunst kann eine Hilfe sein, den Weg ins Offene zu finden, da durch sie spielerisch neue Möglichkeiten erkundet werden.

Für wenige Menschen ist Kunst wirklich wichtig. Die meisten kommen ohne sie gut zurecht. Das konnten wir in den vergangenen Monaten der Pandemie erfahren. Die Schließungen der „Kunsttempel“ sind nicht ins Gewicht gefallen. Sehr schade wäre es aber, würde der spielerische, zweckfreie, nicht an Konsum oder Vermögensvermehrung orientierte Zugang der Künstlerinnen und Künstler zur Welt verloren gehen. Daher ist ihr Tun auch für die Kirchen ein Gewinn und soll gefördert werden.

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Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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