Meinung
Für die Vielfalt im ORF

Christoph Riedl (44) ist Generalsekretär der Caritas St. Pölten.

Religion, Glaube und Spiritualität sind nach wie vor für viele Menschen wichtige Bestandteile
ihres Lebens.

Die Suche nach einem tieferen Sinn, nach Orientierung und einer ethischen Richtschnur inmitten einer immer komplexer werdenden Welt, hat für viele einen hohen Stellenwert. Daher ist es wichtig und richtig, dass auch die Vielfalt der Religionen und Weltanschauungen einen fixen Platz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk des Landes hat. Diese Aussage hat für mich mehrere persönliche Dimensionen: Sie trifft auf mich als Mensch zu, als ehemaliger Redakteur und Moderator in der ORF-Religionsredaktion, als Kommunikator der Caritas, aber vor allem auch: als neues Mitglied des ORF-Publikumsrates, in den mich die österreichische Bischofskonferenz entsandt hat.

Religionsberichterstattung benötigt nicht nur ein hohes Maß an Kompetenz, sondern auch ein großes Maß an Fingerspitzengefühl. Ich selbst habe Religionsjournalismus immer als inhaltliches Dreieck zwischen Kirchenpolitik, gesellschaftlichen Fragestellungen und Glaubenspraxis verstanden. Diese Vielfalt ist auch die Stärke einer öffentlich-rechtlich abgesicherten, dem ökonomischen Wettbewerb entzogenen Religionsberichterstattung.

Kritische Beiträge über Vorgänge in Kirchen und Religionsgemeinschaften, die Beleuchtung wichtiger gesellschaftlicher Fragen und die Übertragung von bedeutenden Feierlichkeiten – das alles hat Platz in einer pluralistischen, zeitgemäßen Religionsberichterstattung. Dem Auftrag durch das ORF-Gesetz entsprechend, ist die Breite der Inhalte und der Kanäle groß. Dass dem ORF ausgerechnet bei der Verbreitung dieser journalistischen Inhalte vom Gesetzgeber Steine in den Weg gelegt werden, ist nicht nachvollziehbar.

Zeitliche Beschränkungen für Inhalte im Internet und Einschränkungen auf Social Media sind nicht mehr zeitgemäß und wirken wie ein Anachronismus angesichts der Bedeutung von Online-Medien heutzutage. Gerade dort muss qualitätsgesicherte Information zu Religionsthemen möglich sein.

Ich freue mich, als ORF-Publikumsrat nun einen kleinen Beitrag dazu leisten zu dürfen, den ORF weiterzuentwickeln und fit zu machen für die Anforderungen einer modernen Informationsgesellschaft.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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