Beethoven Jubiläumsjahr
Lesevergnügen rund um Ludwig van Beethoven

Foto: Wien Museum
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Die Musikwelt hofft, den Komponisten im Herbst zum 250. Geburtstag entsprechend würdigen zu können. Aktuelle Buchneuerscheinungen laden ein, sich den spannenden Aspekten von Leben und Werk Beethovens anzunähern. Musik-Experte Josef Neustifter vom traditionellen Musikhaus Doblinger nennt im Gespräch mit dem SONNTAG die aktuell besten Bücher über Beethoven.

Auch der Vatikan erinnert mit einer Gedenkmünze an Ludwig van Beethoven (1770-1827), dessen 250. Geburtstag heuer gefeiert wird. Die Beethoven-Münze (Nominalwert fünf Euro) zeigt auf der Vorderseite ein Bildnis des Komponisten, auf der Rückseite das Papstwappen.
Sein Leben verbrachte der zu Lebzeiten meist in finanziellen Nöten steckende Komponist großteils in Wien. Mit Mozart und Haydn zählt er zu den drei Hauptfiguren der „Wiener Klassik“. Beethoven wurde am 17. Dezember 1770 in Bonn geboren und starb am 29. März 1827 in Wien-Alsergrund.
Neben seinen neun Sinfonien, zahlreichen Klavier- und Kammermusikwerken, einem Violinkonzert und die Oper „Fidelio“ schuf er auch geistliche Werke, die „Missa solemnis“, die er als sein gelungenstes Werk bezeichnete, die „Messe in C-Dur“ sowie das Oratorium „Christus am Ölberg“. Bis heute ist Beethoven einer der meistgespielten Komponisten.

„Ein Mensch im höchsten Sinn des Wortes“

Die Anteilnahme an seinem Leben und Werk ist ungebrochen und wird durch die Beethoven-Forschung immer neu angefacht. „Er ist auf jeden Fall einer der interessantesten Menschen in der Musikwelt und aus gutem Grunde so berühmt“, sagt Josef Neustifter, Musikalienhändler im traditionellen Wiener Musikhaus Doblinger, im Gespräch mit dem SONNTAG. Franz Grillparzer, der Beethoven persönlich kannte, sagte in seiner Rede am Grabe Beethovens, was noch heute viele in der Auseinandersetzung mit dem Komponisten bewegt: „Ein Künstler war er, aber auch ein Mensch, ein Mensch in jedem, im höchsten Sinne des Wortes.“

„Ich finde es schade, dass das Beethovenjahr durch die Corona-Krise ein bisschen in den Hintergrund gerückt ist. Aber der Höhepunkt kommt ja erst. Vielleicht gelingt es doch, dass wir im Herbst Beethoven würdigen“, hofft Musikexperte Josef Neustifter. Er hat das heurige Jahr zum Anlass genommen, sich wieder mehr mit Beethoven und seiner Musik zu beschäftigen: „Ich bin immer wieder überrascht, was sich der Mann alles ausgedacht hat, welche Ideen er in die Welt gesetzt hat – das ist immer wieder ein Erlebnis und vor allem eine sehr lebendige Musik. Ich bin sehr berührt davon, wenn ich mich hinsetze und Beethoven höre.“

Das Heiligenstädter Testament
Eine Reihe von Büchern zum Jubiläumsjahr lädt ein, den Menschen und Künstler Ludwig van Beethoven neu und intensiv kennen zu lernen. Josef Neustifter vom Musikhaus Doblinger nennt die wichtigsten und besten Bücher zum „Beethovenjahr 2020“ (siehe Kasten rechts).
Er empfiehlt aber auch einen Text, den Beethoven selbst verfasst hat und der erst nach seinem Tod im Nachlass gefunden wurde, das „Heiligenstädter Testament“: Im berühmten Schreiben von 1802 bekennt Beethoven seinen Brüdern seine beginnende Taubheit, seine Todesgedanken und den Entschluss, für die Kunst am Leben zu bleiben. „Er hat eine schwere Krise durchlebt. Den Grund zur Abfassung des Testamentes bildete der sich immer mehr verschlechternde Gesundheitszustand Beethovens, besonders aber die sich seiner bemächtigende, verzweifelte Stimmung“, erklärt der Experte. Der Text gilt neben dem „Brief an die Unsterbliche Geliebte“ als das persönlichste Schreiben des Komponisten.


Die Bücher zum Beethoven-Jahr:


Jan Caeyers: „Beethoven. Der einsame Revolutionär“: Jan Caeyers entwirft in dieser großen Biografie ein faszinierend lebendiges Portrait des Künstlers. Sie ist momentan das Beste und Umfangreichste, was man über Beethovens Leben und Werk lesen kann. Der Autor hat in Wien studiert und ist hier zum Beethoven-Fan geworden. C.H. Beck Verlag 2020, 833 Seiten, EUR 25,70.

Martin Geck: „Beethoven hören. Wenn Geistesblitze geheiligte Formen zertrümmern“: In seinem letzten Buch spürt Martin Geck (1936–2019) Beethovens Persönlichkeit in dessen Werken nach und findet ein verletzliches wie kämpferisches Ich. Sein Buch ist zugleich ein Appell, persönliche Eindrücke und das Staunen beim Hören von Musik ernst zu nehmen. Philipp Reclam 2020, 184 Seiten, EUR 18,50.

Peter Wehle: „Beethoven. Von allem mehr“: Ein Buch für ein breiteres Lesepublikum, also auch für Nicht-Spezialisten und Einsteiger. Man erfährt das Wichtigste über den Menschen Beethoven und sein Werk. Peter Wehle bringt den Lesern den weltberühmten Komponisten auf humorvoll-charmante Weise näher. Amalthea 2020, 256 Seiten, EUR 25,-

Stefan Siegert: „Beethoven. 100 Seiten“: In allen musikalischen Gattungen leistete Beethoven Überragendes. Der Schlusschor der „Neunten“, die „Mondscheinsonate“, „Fidelio“ oder die „Eroica“ begeistern weltweit Millionen Menschen. Dieses Buch vereint die großen Schaffens- und Lebenslinien des Ausnahmekünstlers. Reclam 2020, 100 Seiten, EUR 10,30.

Michael Ladenburger: „Beethoven zum Vergnügen“: „Ich hoffe baldigst von Ihnen nicht allegromäßig sondern veloce prestissimo das Beste zu hören …“ Porträts zeigen Beethoven als ernsthaften, ja fast grimmigen Menschen. Gegenüber Freunden offenbarte er jedoch eine gesellige, humorvolle Seite, reich an Witz, Wortspielen, Ironie und Übermut. Reclam 2020, 176 Seiten, EUR 6,20.

Christine Eichel: „Der Empfindsame Titan. Beethoven im Spiegel seiner wichtigsten Werke“: Vielschichtig und spannend zeichnet Christine Eichel das Portrait eines Mannes, der kein musikalischer Dienstleister mehr sein will. Blessing 2019, 432 Seiten, EUR 22,70.

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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