Kommentar: Die Kirche & ich
Eine Wallfahrt zur heiligen Corona?

Wir werden gemeinsam auf die Straße gehen, sollte nach der Pandemie das Demonstrieren und das Wallfahren nicht in völliger Freiheit wiederhergestellt sein. - Aber wir sollten nicht das eine für das andere ausgeben. | Foto: pixabay
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Ich persönlich finde gut, wenn sich die Menschen nicht alles gefallen lassen. Und ich bin mir nicht sicher, ob es richtig ist, Demon­strationen gegen Corona-Maßnahmen zu verbieten. Außerdem halte ich es für legitim, öffentlich für politische Anliegen zu beten oder auch Politiker zu segnen (warum ausgerechnet die nicht?). Und auch, aus dem Glauben heraus sich öffentlich für oder gegen etwas einzusetzen.

Was aber nicht geht, ist der Gebrauch religiöser Symbole, um andere auszugrenzen.

Und was auch nicht geht, ist der Versuch, weltliche Veranstaltungen dem Zugriff der Behörden zu entziehen, indem man sie als religiöse Bräuche etikettiert. Letzteres hat einer der Veranstalter der für 13.00 Uhr anberaumten Corona-Großdemonstration am vergangenen Sonntag in Wien getan. Nachdem die Demo von der Polizei untersagt worden war, hat er sie auf Facebook flugs zum Spaziergang bzw. zur Prozession oder Wallfahrt erklärt. Die Idee dahinter: Prozessionen und Wallfahrten unterliegen nicht der Genehmigungspflicht durch die Polizei.

Die Idee war originell, aber nicht gut. Was, wenn demnächst jemand ein untersagtes Clubbing zum Gottesdienst erklärt, damit es doch stattfinden kann? Einen Punschstand als Kapelle bezeichnet? Wenn das Schule macht, haben wir in Zukunft jede Menge bürokratische Mühen, um nachzuweisen, dass unsere echten Prozessionen, Wallfahrten und Gottes­dienste auch wirklich echt sind.

Wir werden gemeinsam auf die Straße gehen, sollte nach der Pandemie das Demonstrieren und das Wallfahren nicht in völliger Freiheit wiederhergestellt sein. Aber wir sollten nicht das eine für das andere ausgeben.

Autor:

Michael Prüller aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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