Ein Weihnachtswunder
SONNTAG-Leser konnten syrischer Frau helfen

Diana ist dankbar für die Hilfe aus Österreich. | Foto: privat
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Diana ist bildhübsch, gebildet und bereit, in ihrer von Krieg zerstörten Heimat in Syrien die Zukunft in die Hand zu nehmen. Doch ein Bombenanschlag auf ihr Bürogebäude riss sie aus ihrem blühenden Leben. Die 37-Jährige überlebte als Einzige grausam gezeichnet und mit tiefen Wunden und Verletzungen am ganzen Körper – dem Tod viel näher als dem Leben.

Der Erzbischof von Aleppo kontaktierte in seiner Not unseren Kardinal Christoph Schönborn in Wien, weil dieser schon mehrmals Hilfe in scheinbar aussichtslosen Fällen organisiert hat. Die Vermittlung übernahm Manuel Baghdi, Sonderbeauftragter der Erzdiözese Wien für Flüchtlingsangelegenheiten: „Ich habe mir die Situation schildern lassen und mich mit dem Kardinal besprochen. Und er hat sofort zugesagt und wir haben dann notwendige Hilfe in die Wege geleitet.“

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Diana vor und nach dem Bombenangriff. Ihr Leben konnte in einem ersten Schritt gerettet werden, aber sie benötigte noch viele weitere Operationen.

Ein harter Weg
Diana wurde aus Aleppo herausgeholt und in den Libanon gebracht, wo sie sofort notoperiert wurde. Das Wunder: Die junge Frau hat überlebt! Sie konnte mittlerweile wieder sprechen und hatte keine bleibenden Gehirnschäden davongetragen. Aber aufgrund massiver Frakturen im Gesicht und Schädel, einem zertrümmerten Becken und zahlreicher Bombensplitter in ihrem Körper war die 37-Jährige auf weitere Hilfe angewiesen. Damit sie nicht für immer entstellt bleibt und sie irgendwann hoffentlich wieder auf ihren eigenen Beinen gehen kann, benötigte sie weitere Operationen. „Diana hadert aber nicht mit ihrem Schicksal“, erklärte Manuel Baghdi, der mit Diana im Kontakt ist, „sondern sie freut sich, dass sie lebt. Sie hat mir am Telefon ganz berührend erzählt, dass sie froh ist, dass sie mittlerweile schon ab und zu ein paar Stunden schlafen kann und es in diesen Momenten manchmal schafft, ihre Schmerzen zu vergessen. Das geht einem schon sehr nahe! Und sie sagt, wie sehr sie vor allem den Österreichern für ihre Nächstenliebe dankbar ist.“ Denn ermöglicht wurde die Ersthilfe und die lebensrettende Operation durch Spenden aus Österreich.

Koordiniert durch Kardinal Schönborn und Manuel Baghdi haben sich viele Menschen bereit gefunden, für sie zu spenden. Die weiteren Operationen wurden u.a. von Leserinnen und Lesern des SONNTAG  ermöglicht, nachdem Kardinal Schönborn zu Weihnachten 2019 dazu aufgerufen hatte: „Wir können nicht allen Menschen im gleichen Maß helfen. Das darf uns aber nicht davon abhalten, bei einem konkreten Menschen anzufangen und einen Unterschied zu machen. Denn jeder einzelne Mensch ist Abbild und Wunderwerk Gottes. Ich habe selber gerade wieder erfahren, was es heißt, auf ärztliche Hilfe angewiesen zu sein und ich bin dankbar, dass es mir den Umständen entsprechend wieder recht gut geht. Hier haben wir die Gelegenheit, einem Menschen ins Leben zurückzuhelfen – in einem Land, in dem das alles andere als selbstverständlich ist.“

Nun hat Diana kurz vor Weihnachten 2020 einen Dankesbrief an Kardinal Schönborn verfasst:

Your eminence,
Dear Cardinal Schönborn,
About a year ago I was desperate as a victim of a bomb in Syria. I could not sleep due to pain and psychological stress. Fear and nightmares. I asked a bishop in my city to help me, and he told me to call Mister Manuel in Austria and ask for help. I did. I talked to Mister Manuel, Manuel told me he would talk to Cardinal Schönborn and we'd see what we could do.
Three days later, Manuel called me and said: This morning I met Mr. Cardinal in the corridor, the cardinal could barely sleep through the night because he had a toothache. So he spent a lot of time thinking about the Syrian girl who was the victim of the blast. The Cardinal said he barely slept all night because of this toothache. How about this girl then? Manuel, we must do something and help her. Cardinal said.
Today after a year and after many psychological and physical treatments, the pain is much less, as is fear and nightmares as well. And I became able to sleep and eat
.

Eure Eminenz,
lieber Kardinal Schönborn!
Vor ungefähr einem Jahr war ich verzweifelt als Opfer einer Bombe in Syrien. Ich konnte aufgrund von Schmerzen und psychischem Stress nicht schlafen. Ich hatte Angst und Albträume. Ich bat einen Bischof in meiner Stadt, mir zu helfen, und er sagte mir, ich solle Herrn Manuel in Österreich anrufen und um Hilfe bitten. Ich tat so. Ich sprach mit Herrn Manuel. Manuel sagte mir, er würde mit Kardinal Schönborn sprechen und wir würden sehen, was wir tun könnten.

Drei Tage später rief mich Manuel an und sagte: „Heute Morgen habe ich Herrn Kardinal im Korridor getroffen, der Kardinal konnte die Nacht kaum durchschlafen, weil er Zahnschmerzen hatte.“ Also verbrachte er viel Zeit damit, an das syrische Mädchen zu denken, welches Opfer der Explosion war. Der Kardinal sagte, er habe wegen dieser Zahnschmerzen die ganze Nacht kaum geschlafen. Wie stehe es dann erst mit diesem Mädchen? "Manuel, wir müssen etwas tun und ihr helfen", sagte der Kardinal.

Heute, nach einem Jahr und nach vielen psychischen und physischen Behandlungen, sind die Schmerzen viel geringer, ebenso wie die Angst und die Albträume. Und ich konnte schlafen und essen.

Your Eminence,
Today while we are waiting for the arrival of our Savior, Jesus, I am writing to you to say thank you from the heart and thank everyone who heard your call at that time, to help me, because I asked and you responded, because I was in need and you helped.

Eure Eminenz!
Heute, während wir auf die Ankunft unseres Erretters Jesus warten, schreibe ich Ihnen, um Ihnen von Herzen zu danken und allen zu danken, die Ihren Ruf zu dieser Zeit gehört haben, um mir zu helfen, weil ich gefragt habe und Sie geantwortet haben, weil ich in Not war und Sie geholfen haben.

Your Eminence,
I write, to tell you that I pray daily to our Heavenly Mother, the Virgin Mary, thank her for helping me,
may the Lord Jesus our lord and his Mother Mary give you joy and peace in your heart.
I hope to meet you in person someday, for receive blessings from you.
I wish you and everyone who helped me because of your request, a Merry Christmas and a blessed 2021
.

Eure Eminenz!
Ich schreibe, um Ihnen zu sagen, dass ich täglich zu unserer himmlischen Mutter, der Jungfrau Maria, bete. Ich danke ihr, dass sie mir geholfen hat.
Möge Jesus, unser Herr, und seine Mutter Maria Ihnen Freude und Frieden in Ihrem Herzen geben.
Ich hoffe, Sie eines Tages persönlich zu treffen, um Segen von Ihnen zu erhalten.
Ich wünsche Ihnen und allen, die mir aufgrund Ihrer Bitte geholfen haben, frohe Weihnachten und ein gesegnetes Jahr 2021.

Diana Al Humsi

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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