Neues Geläut im Schottenstift
Glocken erheben uns aus unserem Alltag

Abt Nikolaus weihte die neuen Glocken im Konventgarten des Stiftes. | Foto: Schottenstift / P. Christoph Merth
  • Abt Nikolaus weihte die neuen Glocken im Konventgarten des Stiftes.
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Am 25. September erklingen erstmals die neuen fünf Glocken der Wiener Schottenkirche. Abt Nikolaus Poch OSB weihte die Glocken am Fest der Kreuzerhöhung. Im SONNTAG schildert er die besondere Wirkung von Kirchenglocken.

Wie auch bisher werden unsere Glocken künftig zum Gebet und zur Gemeinschaft rufen und gegen Not und Unrecht anläuten. Sie werden an Feiertagen läuten und auch vom Tod verkünden. Aber Glocken bewirken noch viel mehr: Sie können Menschen in ihrem Inneren anrühren“, sagt Abt Nikolaus Poch OSB über die neuen Glocken der Wiener Schottenkirche. Am 14. September vollzog der Abt des Schottenstiftes auf der Wiener Freyung die Weihe der fünf neuen Glocken im Konventgarten. „Wir freuen uns sehr über das neue Geläut für die Schottenkirche. In Erz gegossen können Glocken Jahrhunderte überdauern. Sie sind Kommunikatoren und rufen zum Frieden, zum Gebet und zur Gemeinschaft“, sagt Abt Nikolaus Poch.

Dank einer zweckgewidmeten Spende und 31 „Glocken-Bausteinen“ konnte der Glockenbestand des Gotteshauses auf der Freyung grundlegend erneuert werden.

Nachdem die Nationalsozialisten die Schotten ihrer Glocken beraubt hatten, statteten diese den Kirchturm nach dem Zweiten Weltkrieg mit drei neuen Glocken aus. Diese Glocken waren allerdings musikalisch nicht aufeinander abgestimmt und konnten nur einzeln geläutet werden. Mit dem neuen Geläut ist ein differenziertes Läuten möglich. Pater Augustinus Zeman OSB, Pfarrprovisor der Schottenpfarre, erklärt: „So läutet man z. B. an Sonntagen anders als an Wochentagen, an Festen anders als in der Fastenzeit. Das Läuten ist Teil einer durchdachten Liturgie.“

Die Umsetzung des neuen Geläuts konnte jetzt mit der aktuellen Sanierung der Turmfassaden verbunden werden. Dabei wurden auch Baufehler aus der Vergangenheit korrigiert.

Tonfolge ist das „Salve-Regina-Motiv“
Gegossen wurde das neue Geläut in der Glockengießerei Bachert (Neunkirchen, Baden-Württemberg) in der traditionellen, seit 800 Jahren bewährten Technik. Die Tonfolge der fünf neuen Glocken – c-e-g-a-c – wird als „Salve-Regina-Motiv“ bezeichnet, weil es dem Anfang der lateinischen Antiphon Salve regina mater misericordiae nachgebildet ist. Das Motiv ist eine Reverenz an die Gottesmutter, der die Schottenkirche geweiht ist. Jedem Glockenton entspricht ein Patrozinium: So ist die erste (C-)Glocke dem dreifaltigen Gott geweiht, die zweite (E-)Glocke der Gottesmutter sowie dem hl. Gregor (die Kirchenpatrone), die dritte (G-)Glocke dem hl. Benedikt (Ordensvater), die vierte (A-)Glocke der hl. Margaretha (auf Wunsch des Spenders) und die fünfte (C-)Glocke dem Apostel Jakobus maior. Die sogenannte Glockenzier entwarf der Südtiroler Künstler Lois Anvidalfarei.

Abt Nikolaus sagt über die Wirkung der Glockenklänge: „Glocken haben die Fähigkeit, die Oberflächlichkeit unseres Daseins zu durchbrechen und rufen ganz tiefe Schichten unseres Wesens als Menschen wach. Man könnte auch sagen: Der Klang der Glocken erzeugt eine Resonanz in unserem Inneren. Zugleich hat der Glockenklang etwas Erhabenes: Die Glocken erheben uns aus unserem Alltag. Noch mehr als andere Instrumente tragen Glocken eine Botschaft weiter. Und hier schließt sich der Kreis zum Fest der Kreuzerhöhung, an dem unsere neuen Glocken geweiht wurden: Das Kreuz macht die Botschaft der Erlösung optisch sichtbar, davon sollen nun auch unsere Glocken Zeugnis ablegen.“ Auf das erste Läuten freut er sich: „Künftig können die aufeinander abgestimmten Glocken gemeinsam geläutet werden. Dies zum ersten Mal zu hören, darauf freuen wir uns schon sehr.“

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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