Glaubenszeugnis
Was macht ein Afrikaner in Unterwaltersdorf?

P. Simplice ist Jugendseelsorger und Religionslehrer. | Foto: Don-Bosco-Gymnasium Unterwaltersdorf
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Als Kind besuchte Simplice Tchoungang eine Don-Bosco-Schule in seiner Heimat Kamerun. Heute ist er selbst Salesianer und unterrichtet im Don-Bosco-Gymnasium Unterwaltersdorf. Sein Motto: Überall gibt es Menschen
auf der Suche nach Gott!

In Kamerun war ich in einer Don- Bosco-Schule. Dort entstand mit neun, zehn Jahren meine Sehnsucht, Salesianer zu werden“, erzählt Pater Simplice über seine Beweggründe für den Ordenseintritt im Alter von 22 Jahren. „Mir hat sehr gefallen, wie die Salesianer mit uns umgegangen sind. Gemeinsam haben wir viele Ausflüge gemacht, an Turnieren teilgenommen und sind in Dörfer gefahren, wo wir arme Menschen besucht und ihnen Schulsachen und Kleidung gebracht haben. Das, was ich gesehen habe, hat mir gefallen, und ich wollte so werden wie die Mitbrüder.“

Spielte der Glaube in ihrer Familie eine große Rolle?
Ja, eine sehr große. Jeden Tag um fünf Uhr früh haben meine Eltern mit uns Kindern – wir sind elf Geschwister – ein Familienmorgengebet gehalten, das meine Mama geleitet hat. Abends haben wir oft den Rosenkranz gebetet. Jeden Sonntag sind wir in die Kirche gegangen, wo wir eine ganze Bank gefüllt haben, mit meinem Papa am einen Ende und meiner Mama am anderen. Das hat uns alle sehr geprägt.
Sie sind in den ersten Jahren im Orden viel auf dem afrikanischen Kontinent herumgekommen, waren im Tschad, im Kongo, in Togo. Was haben Sie von diesen Aufenthalten mitgenommen?
In jedem Land haben mich die Menschen sehr geprägt, aber auch die Landschaft. Im Tschad, wo es viel Wüste gibt, habe ich mich den biblischen Erzählungen sehr nahe gefühlt. Die Menschen dort sind sehr fromm, trotz Armut und jahrelangem Krieg. In Togo haben die Menschen in der Kirche getanzt, das war auch für mich neu. Die ganze Kirchengemeinde bewegt sich und tanzt: Am Ende der Messe sind wir tanzend um die Kirche gezogen. Und im Kongo habe ich eine Schule aufgebaut, die es heute noch gibt, mit mehr als 500 Schülern.

2010 kamen Sie nach Österreich. Wie ist es Ihnen ergangen?
Ich war davor drei Monate in Ghana und ein Monat in Rom, wo man mich auf Österreich vorbereitet hat, damit der Kulturschock nicht so groß sein würde. Mir wurde gesagt: In Österreich sind Regeln Regeln, Zeit ist Zeit, das heißt: Wenn man sagt, man trifft sich um acht Uhr, trifft man sich wirklich um acht Uhr. Ich habe auch gehört, dass es nur alte Menschen in der Kirche gibt. Was ich dann erlebt habe: Es gibt gute Musik, schöne Lieder und Menschen unterschiedlichen Alters in der Kirche. Ich habe gelernt: Jeder Ort ist anders, Gottesdienste werden auf unterschiedliche Art gefeiert. Aber überall gibt es Menschen, die auf der Suche nach Gott sind. 2016 wurde ich in Österreich zum Priester geweiht. Meine Mutter, mein Vater und die Hälfte meiner Geschwister waren dabei – also nicht die ganze Fußballmannschaft.

Welche Aufgaben haben Sie in Österreich?
Ich bin Jugendseelsorger und Religionslehrer im Don-Bosco-Gymnasium Unterwaltersdorf. Meine Tätigkeit als Religionslehrer ist für mich wunderschön. Ich unternehme sehr viel mit meinen Schülern, wir kochen, backen oder spielen. Wir machen Ausflüge, spielen Fußball oder Basketball, verreisen gemeinsam, zum Beispiel nach Turin, wo mit dem heiligen Don Bosco alles begonnen hat. Und natürlich gibt es auch Unterrichtsstunden in der Klasse. Ich bin sogar schon mit Schülern nach Kamerun geflogen. Alle zwei Jahre, wenn ich nach Hause fliege, frage ich, ob jemand mitkommen möchte. Möchten Sie auch mit?

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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