Glaubenszeugnis
„Ich habe das Glück meines Lebens gefunden“

Ein Zeugnis christlicher Haltung versucht Sr. Barbara Brunner in ihrem Berufsalltag als Hebamme zu geben.  | Foto: Robin Weigelt
  • Ein Zeugnis christlicher Haltung versucht Sr. Barbara Brunner in ihrem Berufsalltag als Hebamme zu geben.
  • Foto: Robin Weigelt
  • hochgeladen von Der SONNTAG Redaktion

Schwester Barbara Brunner ist seit 33 Jahren Ordensfrau in der Gemeinschaft der
Schwestern Jesu. Mit drei Mitschwestern lebt die 55-jährige gebürtige Oberösterreicherin in einer Wohnung im 8. Bezirk und arbeitet als Hebamme im Krankenhaus St. Josef.

Sr. Barbara brunner

Alter: 55
Wohnort: 8. Bezirk
Leitsatz: Mit Freude meine Berufung leben.
Sonntag bedeutet für mich: der Tag, der dem Herrn besonders gehört.
Gott ist für mich: das Ziel meiner Sehnsucht.

Schwester Barbara, war es für Sie immer schon klar, dass Sie einmal Ordensfrau werden?
Nein, das Ordensleben stand gar nicht auf meinem Plan. Ich wollte eigentlich eine Familie gründen. Nach Exerzitien habe ich entdeckt, dass es sein könnte, dass Gott einen anderen Plan für mich hat. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste: Gehe ich nach links oder nach rechts? Ich habe den Ruf Gottes als Angebot wahrgenommen, er stand mit einladenden Armen vor mir und sagte: Du kannst, aber du musst nicht. Ich wusste: Wenn ich es nicht probiere, werde ich es nie wissen. Also habe ich zugestimmt, dass ich es versuchen will. Und bis heute empfinde ich darüber einen großen inneren Frieden. Ich habe nach meiner Entscheidung Arbeit und Wohnung gekündigt und bin nach Klagenfurt ins Noviziat. Dort war mir klar: Das ist es! Ich habe das Glück meines Lebens gefunden.

Wie kam es, dass Sie in die Gemeinschaft der Schwestern Jesu eingetreten sind?
Was hat Sie angezogen?

Das Leben in Gemeinschaft hat eine äußere und eine innere Ebene. Da ist das, was die Leute sehen. Das ist bei uns eher unscheinbar. Wir verdienen unseren Lebensunterhalt selbst. Ich arbeite als Hebamme im Krankenhaus St. Josef. Die zweite Ebene geht nach innen hin. Jede von uns hat eine Beziehung mit Christus. Diese ist der Ausgangspunkt für das, was sich im Außen tut. Ich weiß, dass meine Mitschwestern diese Beziehung leben, das verbindet uns. Wir sind aufeinander angewiesen und brauchen einander, um zu reifen. Wir sind nicht perfekt, aber die Spiritualität, die wir leben, ist uns eine Hilfe bei den Herausforderungen des Zusammenlebens.

„Die ignatianische Spiritualität hilft meinen Mitschwestern und mir bei
den Herausforderungen des Zusammenlebens.“
Sr. Barbara Brunner


Ihre Spiritualität geht auf den heiligen Ignatius von Loyola zurück, dessen
Gedenktag dieser Tage gefeiert wird. Was bedeutet es, ignatianisch zu leben?

Das Ignatianische ist eine flächendeckende, sehr praktische Spiritualität. Es geht dabei um die Suche nach dem Willen Gottes. Der heilige Ignatius war ein Mann des Unterscheidens, der Reflexion. So wie er machen es auch wir: Wir machen eine Erfahrung und reflektieren sie. Dabei gewinnen wir Klarheit für das, was ansteht. Ignatius war außerdem ein Mann der Ehre Gottes. Er suchte sie mit all seinen Kräften. Für uns kann das bedeuten: Dort, wo der Mensch nicht sich selber sucht, sondern sich auf Gott ausrichtet und zu den anderen schaut, ist die Ehre Gottes zu finden.

Unterscheiden und Entscheiden spielen in der ignatianischen Spiritualität eine wichtige Rolle. Wie sieht das konkret aus?
Ein ganz banales Beispiel wäre dieses: Wir verbringen am Sonntag immer Zeit miteinander und fragen uns, was wir dabei machen sollen. Rasten, rausgehen? Jede von uns Schwestern spricht aus, was sie möchte. Wenn jede frei ihre Wünsche äußert, wenn wir aufeinander hören und auch bereit sind, auf die eigenen Wünsche zu verzichten, finden wir das, was Gott möchte.

Sie sind Hebamme. Welche Rolle spielt Ihre geistliche Berufung bei der Arbeit?
Ich bin bei der Arbeit eine Kollegin unter anderen, nicht besser, nicht gescheiter. Was ich versuche: unter den Kolleginnen ein Zeugnis der christlichen Haltung zu leben. Den schwangeren und gebärenden Frauen sage ich nicht gleich, dass ich Ordensschwester bin. Wenn sie mich fragen, ob ich auch Kinder habe, erzähle ich von mir. Es sind sehr oft muslimische Frauen und ihre Männer, die großen Respekt vor meinem Leben haben und die von meinem Weg angerührt werden.

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ