Himmel, Hölle und Fegefeuer
Das Feuer des Gerichts wird prüfen

„Arme-Seelen-Altar“ in der Wallfahrtskirche Mariahilfberg: Die Lebenden können den Seelen der Verstorbenen im Fegefeuer helfen. | Foto: Stefan Kronthaler
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Wir Menschen leben und denken in Raum und Zeit. Auch unsere christliche Hoffnung über den Tod hinaus denken wir in räumlichen Vorstellungen und in zeitlichen Abläufen. Das bestimmt natürlich auch die christliche Kunst – in den Versuchen, Himmel, Hölle und Fegfeuer bildhaft darzustellen.

Wie ist das Fegefeuer, das Purgatorium zu verstehen, was meinen wir, wenn wir von „armen Seelen“ sprechen? Überspringen wir die lange Geschichte der Entwicklung dieser Lehre, klammern wir die Versuche einer bildhaften Darstellung aus und versuchen wir zum Gemeinten vorzudringen.

Die Lebensentscheidung des Menschen ist mit seinem Tod endgültig, da stehen wir vor dem Schöpfer, vor unserem uns liebenden Erlöser und Richter. Wir hoffen, zu jenen zu gehören, die im Tiefsten offenstehen für die Wahrheit, für die Liebe. Aber wir haben diese Grundrichtung unseres Lebens mit immer neuen Kompromissen überdeckt.

Josef Weismayer © kathbild.at/Rupprecht
Em. Univ.-Prof. Josef Weismayer lehrte Dogmatische Theologie an der Universität Wien.

Die Begegnung mit Christus ist Gericht

Wenn wir in unserem Tod vor Gott treten, wenn wir Christus begegnen, der uns liebt und uns zur ewigen Gemeinschaft berufen hat, dann wird uns in dieser Begegnung klar, wie es um uns steht. Die Begegnung mit ihm ist Gericht, weil alle Unwahrheit, alle Inkonsequenz unseres Lebens aufgedeckt wird. Es wird offenbar, dass wir das Gebot der Liebe zu Gott und dem Nächsten nicht mit ganzer Kraft und mit ganzem Einsatz erfüllt haben. Das ist eine schmerzhafte Erfahrung, die aber reinigt, gleichsam alles wegbrennt, was uns an der vollen Gemeinschaft mit dem uns liebenden Gott noch hindert.

Die Liebe Christi hat das Übergewicht

Die Liebe Christi hat im Augenblick des Gerichts das Übergewicht über alles Böse in der Welt und in uns. Dazu erklärt Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika „Spe salvi“ vom 30. November 2007 (Nr. 47): „Es ist klar, dass wir die ‚Dauer‘ dieses Umbrennens nicht mit Zeitmaßen unserer Weltzeit messen können. Der verwandelnde ‚Augenblick‘ dieser Begegnung entzieht sich irdischen Zeitmaßen – ist Zeit des Herzens, Zeit des ‚Übergangs‘ in die Gemeinschaft mit Gott im Leib Christi.“ Das Feuer des Gerichts wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt.

Die Liturgie der Kirche kennt seit den Anfängen das Gebet für die Verstorbenen. Kein Mensch ist vor dem richtenden Gott ein Isolierter. „Keiner lebt allein, keiner sündigt allein, keiner wird allein gerettet.“ So sagt Papst Benedikt XVI. „So ist meine Bitte für den anderen nichts ihm Fremdes, nichts Äußerliches, auch nach dem Tod nicht.“ Und da geht es nicht um Zeitspannen und Zeiträume: „Wir brauchen nicht Weltzeit auf Gotteszeit umzurechnen: In der Gemeinschaft der Seelen wird die bloße Weltzeit überschritten.“ („Spe salvi“ Nr. 48).

Von Josef Weismayer
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Aus der Serie: Himmel, Hölle, Fegefeuer:

So leben, dass man jede Nacht sterben könnte
Was heißt „ewiges Leben“? - Der Himmel

Autor:

Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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