Linda Jarosch zum Weltfrauentag
Maria Magdalena macht uns Mut

Linda Jarosch ist Autorin und Bildungsreferentin. | Foto: privat
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"Ich liebe die Frau, die ich bin", lautet der Titel des jüngsten Buches von Autorin und Bildungsreferentin Linda Jarosch. Seit vielen Jahren begleitet sie Frauen in Seminaren und Vorträgen zu mehr Freiheit und Stärke hin. Inspirationsquellen sind für sie ihre eigene Erfahrungswelt als Frau, Begegnungen mit Frauen sowie die Frauengestalten der Bibel.

Im Zentrum ihres aktuellen Buches stehen das Thema „Selbstannahme“ und die Apostelin Maria Magdalena.

Linda Jarosch arbeitet schon seit vielen Jahren als selbstständige Bildungsreferentin zu Themen, die Frauen heute bewegen. Mit Büchern wie „Ab morgen trage ich Rot“ und „Königin und wilde Frau“ (gemeinsam mit ihrem Bruder Anselm Grün, beide als dtv-Taschenbuch erhältlich) ermutigt sie Frauen zu mehr Freiheit, Selbstannahme und Lebensmut.

Ihre Inspirationsquellen sind die Begegnungen und Gespräche mit den Frauen vor Ort, ihre persönliche Erfahrungswelt als Frau sowie der Blick auf biblische Frauengestalten. Thema ihres neuen Buches ist die Frage der Selbstliebe und -annahme von Frauen. „Wir erlauben uns wenig Herzlichkeit uns selbst gegenüber und wundern uns, warum die Leichtigkeit fehlt“, sagt die Autorin und möchte vor allem eines: Frauen zu einem liebevolleren Umgang und zu mehr Warmherzigkeit sich selbst gegenüber ermutigen.

Im Gespräch mit dem SONNTAG erzählt Linda Jarosch: „Vor ein paar Jahren ist mir einmal ein Missgeschick passiert. Da ist mir eine Flasche Öl auf den Boden gefallen und es war unangenehm das aufzuwischen. Ich habe bemerkt wie schnell ich in der Selbstkritik war. Ich habe mir dann einfach mal dagegen den Satz gesagt: ,Ich lieb‘ jetzt die Frau, die ich grad bin mit dem Missgeschick!‘ und sofort war Weite in mir und Milde. Das hat mir so gut getan an mir selbst, mich einfach so zu lassen: ,Das darf jetzt sein!‘, das ist einfach jetzt auch Ausdruck meines Menschlichen."

Freiheit und Selbstliebe
Obwohl Frauen heute für sich viele Freiheiten erreicht hätten, seien sie sich selbst gegenüber oft weniger frei und würden sich selbst zu wenig wertschätzen, ist Linda Jarosch überzeugt. „Ich denke, dass wir Frauen so kritisch zu uns sind, weil uns schon so viel gesagt worden ist: Wie wir leben sollten, was an uns nicht richtig sei. Der Blick von außen auf uns Frauen war oft kritisch und wir haben diesen verinnerlicht.

Wir sind da oft nicht frei und schauen mit dem Blick anderer auf uns, auch wenn es um unseren Körper geht oder, wenn wir Fehler machen“, sagt die Autorin.

Mit dem eigenen Blick auf sich schauen zu können, sei eine Sehnsucht, die sie bei vielen Frauen wahrnehme. „Die Frauen leiden eigentlich, wenn sie sich selbst ständig kritisieren und merken, dass sie dabei auch eng und ein Stück verunsichert werden“, stellt Jarosch fest.

Linda Jarosch ermutigt Frauen, bei sich zu bleiben und mit eigenem, milden Blick auf sich zu schauen: „Wenn Frauen vom Partner, Eltern oder Kindern einmal ein kritisches Wort bekommen, dann berührt das etwas in ihnen und es tut ihnen auch weh. Ich empfehle ihnen dagegen einfach bei sich bleiben und sich den Satz zu sagen ,Und ich lieb‘ die Frau, die ich bin.‘ Das heißt ich nehme mich jetzt so an wie ich bin. Dann bin ich sehr viel unabhängiger von dem, was die anderen mir an Kritik sagen.“

Unzulänglichkeiten seien einfach auch ein Ausdruck unseres Menschseins. „Ich erlaube mir jetzt auch mal so zu sein! Wenn wir das zu uns sagen können, fällt es uns auch anderen gegenüber leichter.“ Mit ihrem neuen Buch will Linda Jarosch Frauen zu einem liebevolleren Umgang und zu mehr Milde sich selbst gegenüber heranführen. Ein zentrales Vorbild ist für sie in diesem Zusammenhang die biblische Gestalt der Maria Magdalena.


Maria Magdalenas Suche nach Freiheit

Über die Jahrhunderte hinweg als Sünderin verschrien, ist Maria Magdalena für Linda Jarosch eine Symbolfigur für die Herausforderungen, die Frauen bewältigen müssen, aber auch für ihre Widerstandsfähigkeit und ihren Freiheitsdrang, mit dem das gelingen kann. „Maria Magdalena hat diesen Weg mit den Dämonen gehabt. Ich habe diese als unsere Unfreiheiten übersetzt, weil ich gemerkt habe: Ja, das sind alte Ängste, Unsicherheiten oder Komplexe und die machen uns unfrei. Die Sehnsucht der Maria Magdalena und auch ihre Leidenschaft war, dass sie sich damit einfach nicht abgefunden hat“, betont Linda Jarosch. „Sie muss in sich so viel Liebe zu sich und zum Leben gehabt haben, dass sie einfach gesucht hat: Wie komme ich an diese Freiheit? Wie komme ich an die Liebe, nach der ich mich so sehne?“

Maria Magdalena wurde lange Zeit als Prostituierte bezeichnet. „Da ist eine große Bewertung der weiblichen Sinnlichkeit drin, die abwertend ist. Ich habe bemerkt: Ich will sie achten als einen großen Ausdruck von weiblicher Kraft. Da wollte ich den Frauen sagen, sich nicht davon zu definieren wie Männer auf Frauen schauen, sondern wie schauen wir als Frauen auf uns und auch auf Maria Magdalena. Da war dann auf einmal ganz viel Freiheit und Losgelöstsein von einem männlichen Blick.“

  • Wie kann die Kirche die Frauen auf ihrem Weg unterstützen oder gibt es da noch zu viele patriarchalische Hindernisse?

„Ich glaube es gibt beides. Es gibt genug Priester, die verstehen, was die Frauen brauchen und die auch den Weg mitgehen. Ich würde mir manchmal wünschen, dass solche Priester öffentlich dazu stehen, auch vor ihren Bischöfen und sagen: Wir können diesen Weg nicht mehr mittragen. Das ist nicht unser Bild von einer freien Kirche“, sagt die Buchautorin.

„Die Verantwortlichen in der Kirche müssten den Frauen den Raum geben, in dem sie sich gleichwertig fühlen können, weil nur so kann Liebe erfahren werden.“ Viele hätten das Gefühl, es werde so viel von Liebe in der Kirche gesprochen, „aber wenn Frauen ausgeschlossen werden von Ämtern, zu denen sie sich eben auch berufen fühlen, dann erfahren sie die Liebe nicht. Dann ist es nur ein Wort“, stellt Linda Jarosch fest. Es gehe nicht darum, das zu verurteilen, sondern zu erkennen. „Wir erkennen jetzt viel stärker wie der Weg zu mehr Freiheit, zu mehr Gleichwertigkeit und Liebe aussehen muss. Ich glaube der Weg geht immer von denen aus, die eben weniger Freiheit und eben mehr Unterdrückung erfahren.“

Weitere Infos und Termine mit der Autorin unter www.lindajarosch.de

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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