Welttierschutztag
Kloster Pupping in der Tradition des hl. Franziskus

Der junge Esel Eli ist Pater Werners besonderer Liebling. Mit dabei: Haflinger Miro. | Foto: Kloster Pupping
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  • Der junge Esel Eli ist Pater Werners besonderer Liebling. Mit dabei: Haflinger Miro.
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Im oberösterreichischen Pupping lebt eine franziskanische Gemeinschaft wie ihr Gründer Franz von Assisi die Liebe zur Schöpfung und zu den Tieren ganz praktisch. Franziskanerpater Werner Gregorschitz erzählt uns, wie es dazu kam und warum die Tiere zu einer bestimmten Zeit auch die Klosterkirche besuchen.

Ein Wiehern ein Schnauben, ein Meckern, ein Bellen, ein Gackern und ein „Ia“ – eine solche Geräuschkulisse vermutet man normalerweise nicht hinter beschaulichen Klostermauern. Anders im Shalom-Kloster im oberösterreichischen Pupping: Hier leben seit 20 Jahren Tiere mit der franziskanischen Klostergemeinschaft „unter einem Dach“, wobei die Tiere naturgemäß in einem eigenen Stallgebäude untergebracht sind.

„Dass Franziskus zum Schutzpatron der Tiere gewählt wurde, ist berechtigt“, sagt Pater Werner Gregorschitz Ofm im Gespräch mit dem SONNTAG. „Franziskus sah in den Tieren seine Geschwister: Er nennt den Esel seinen Bruder und hatte eine enge Freundschaft mit den Vögeln.“ Um die besondere Beziehung des Heiligen zur Natur und zu den Tieren zu verstehen, müsse man auch seine Lebensgeschichte betrachten.

Franziskus sah die Welt mit neuen Augen
„Als junger Mensch war der hl. Franz sehr beliebt, hat gesungen und war der Anführer der Teenager in Assisi. Mit 18 Jahren geriet er als Soldat nach einem Kampf in Perugia in Gefangenschaft und ist sterbenskrank geworden“, berichtet Pater Werner. Wieder genesen wurde er zurück nach Assisi zu seinen Eltern geschickt und begann die Welt mit neuen Augen zu sehen: die Schönheit Umbriens, die Hügel um Assisi und auch die Tiere. „Mit großer Behutsamkeit lernte er die Welt neu als Schöpfung Gottes sehen und dafür zu danken. Das kommt im Sonnengesang im Ausdruck: Sei gepriesen, mein Gott durch alle deine Geschöpfe von der Sonne angefangen bis zum Wasser und dem Bruder Tod“, schildert P. Werner Gregorschitz.

Vögel, Hasen, Lämmer und ein Wolf
Berühmt ist die Vogelpredigt des Heiligen, in der er die Vögel beglückwünschte und zum Lob Gottes aufrief. Einen Hasen, dem mit einer Sense ein Fuß abgesägt wurde, pflegte er gesund. „Besonders liebte der hl. Franz die Lämmer, weil sie ihn an Jesus erinnerten. Mit dem Blöken des Lammes hörte er den Namen Jesus, den er dann ähnlich wie die Schafe ausgesprochen hat. Franziskus liebte die Tiere ohne jede Verkitschung, sondern einfach ganz konkret“, betont Pater Werner.

Am bekanntesten ist wohl die Geschichte vom Wolf von Gubbio. Pater Werner erzählt: „Die Einwohner von Gubbio hatten sich hinter verschlossenen Türen verschanzt, weil sie Angst hatten vor einem Wolf hatten, der ihre Tiere riss. Sie verfolgten ihn daraufhin und bewarfen ihn mit Steinen. Franziskus sagte: Je mehr ihr ihn quält, desto wilder wird er werden. Wenn er genug zum Fressen hat, wird er zahm sein.“ Franziskus versöhnte die Dorfbewohner mit dem Wolf, dem sie von nun an Futter gaben. „In Gubbio steht heute eine Statue dieses Wolfes wie er Franziskus zur Versöhnung die Pfote reicht. Diese Statue ist ein Friedenszeichen“, sagt der Franziskanerpater.

Mit einem Gast fing alles an
Im Shalom-Kloster Pupping leben seit dem Jahr 2000 verschiedenste Tiere. „Damals hatten wir einen Gast im Kloster, der gern geritten ist. Ein benachbarter Bauer hat uns zum Reiten für diesen Gast das Pferd Lisi geliehen. Sie ist trächtig geworden und hat den Miro zur Welt gebracht. Der ist seither bei uns, ein ausgewachsener Haflinger“, erzählt Pater Werner. Auch Katzen und eine Eselin fanden Unterschlupf im Kloster. Heute leben unter anderem das Maultier Grace und der junge Esel Eli im Kloster – er ist Pater Werners besonderer Liebling. Nicht zu vergessen der Hund Nona, der seit kurzem im Kloster zu Hause ist: „Er bekommt mehr Streicheleinheiten als jeder von uns.“

„Eine Zeit lang hatten wir auch Schafe; jetzt haben wir drei Ziegen und ein Böcklein.“ Daniela Lanni Ofs und Hanni Benedikt Ofs, beide Mitglieder des Ordo Franciscanus Saecularis, betreuen die Tiere. Auch Gäste seien sehr geschickt in der Tierbetreuung und würden immer wieder mithelfen. Die Ziegen werden auch gemolken: Aus der Milch macht Hanni Benedikt Frisch- und Ziegenkäse. „Wir gehen sehr behutsam mit den Tieren um“, betont Pater Werner. Fleisch wird nur an Sonn- und Feiertagen gegessen.

„Amen“ in der Pferdesprache
Die Tiere des Klosters Pupping leben nicht nur im Stall, auf der Wiese oder im Teich (Fische gibt es auch!). Sie dürfen auch die Klosterkirche besuchen. „Eine sehr wichtige Aufgabe haben unsere Tiere in der Weihnachtszeit: Wir haben am Heiligen Abend eine lebendige Krippe. Da wird ein Teil der Kirche abgegrenzt und mit Stroh belegt. Miro, Eli, Grace und die Ziegen sind dann bis zum Fest der Heiligen drei Könige bei jedem Gottesdienst dabei“, erzählt Pater Werner. Als der Ordensmann einmal seine Predigt beendete, habe Miro so kräftig geschnaubt als wollte er Amen in der Pferdesprache sagen. „Die ganze Gottesdienstgemeinde hat es dann wiederholt und ‚Brrrrmh‘ gemacht.“

Im Kloster Pupping können sich Gäste mit den Tieren beschäftigen, Reiten ist aber nicht mehr möglich. „Wichtig ist, dass es nicht nur um Tierschutz geht, sondern um den Schöpfungsschutz. Franziskus hat die Schöpfung als Ganze mit großer Achtsamkeit und Dankbarkeit betrachtet, vor allem auch die Menschen. Heute wäre in Corona-Zeiten auch ein Menschen-Schutz-Tag gefragt“, gibt Pater Werner zu bedenken.

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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