Wort zum Sonntag von H. Mag. Ulrich Dambeck can.reg.
Glaube kann ansteckend sein!

Jesus beruft Petrus und Andreas am Ufer des Sees Gennesaret zu „Menschenfischern“. Gemälde von Duccio die Buoninsegna († 1319).  | Foto: Public domain
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Warum soll man eigentlich glauben? Bringt das jetzt mehr Vorteile oder eher Nachteile? Ist Einlassen auf den Glauben ein Geschenk oder ein Opfer? Bedeutet der Glaube Lust oder Frust? Wer auf diese Frage Antworten in der Bibel sucht, wird für beide Betrachtungsweisen Hinweise und Indizien finden.
Gerade das heutige Evangelium ist da sehr ambivalent: Wir entdecken einerseits einen Jesus, der fordert, was manch einer ablehnen wird: „Kehrt um“, „Folgt mir nach“ und „Fischt Menschen“ sind Aufträge, die einen ein Leben lang herausfordern können.
Auf der anderen Seite macht Jesus auch Zusagen, er lehrt die Wahrheit über die letzten Dinge, die den suchenden Menschen in seinem tiefsten Inneren beschäftigen, er verkündet Trauernden die Frohbotschaft und nicht zuletzt, er heilt Menschen in verschiedensten bedrohlichen Lebenssituationen.
In der Lesung aus dem Korintherbrief wird uns Jesus als Mitte geschildert, der verschiedene Sichtweisen zusammenführt. Sein Evangelium lädt uns ein, Anspruch und Zuspruch zusammen und in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander zu sehen:
Schon bei menschlichen Beziehungen gilt: Wer liebt, bringt auch Opfer. So ist es auch mit denen, die Jesus lieben und aus Liebe zu ihm bereit sind, ihm nachzufolgen.

Zwei Seiten, die zusammengehören

Die Apostel waren einfache Menschen, die beide Seiten Jesu erlebten und ihn darin als authentisch erleben. So waren sie spontan entschlossen zur Nachfolge. Und diese Bereitschaft zur Nachfolge war dann wiederum ambivalent, das bedeutet von zwei sich ergänzenden Dimensionen geprägt:

Die Stimme Gottes hören (gefischt werden)
Sie waren bereit, Hörende zu sein, sich von Jesus sozusagen fischen, sich von ihm in Beschlag nehmen zu lassen, aufmerksam für seinen Willen zu sein. Das ist die eine, die eher passive Seite der Nachfolge.
Dazu gehört dann aber auch die andere Seite der Nachfolge:

Die Stimme Gottes sein (fischen)
Die Apostel hatten, durch Jesus ermutigt, die Kraft und die Motivation, zu den Menschen zu gehen, um das Wort Gottes ohne tausend Wenn und Aber zu verkünden.
Sie wurden zum Sprachrohr Gottes und begannen nun selber, Menschen zu fischen.
Das Beispiel der Apostel ist auch für uns ein gewaltiger Ansporn: Zum einen, das Hören auf Gottes Wort einzuüben im Gebet, in der Schriftlesung, in der Gewissenserforschung, und zum anderen im überzeugenden Leben als Christ, das fähig ist, andere anzustecken. Beide Dimensionen des christlichen Lebens aber können von Faktoren überlagert sein, die es schwer machen, zu hören oder auch zu handeln.

Die Stimme Gottes wird oft verzerrt durch Umwelteinflüsse und Manipulationen, viele Störsender funken heute dazwischen, die behaupten, Stimme Gottes zu sein. Wir sind eingeladen, uns zu hüten, nicht unsere Sehnsüchte mit der Stimme Gottes zu verwechseln.

Es gibt viele Weisen, den Willen Gottes zu erkennen, aber zwei Grundwege, die sich ergänzen: den institutionellen (Bibel und Kirche) und den individuellen, indem wir auf Gottes Stimme hören, wie sie uns in der Schöpfung, in der Begegnung mit Menschen und in unserem tiefsten Innern ertönt.

Auf der anderen Seite gibt es auch einen Mangel an Verkündigungsbereitschaft selbst bei Christen, die gut im Hören sind. Aber erst wenn aus der Überzeugung überzeugtes Handeln wird, kann das Wort Gottes Frucht bringen, kann das Licht auch heute dem Volk, das im Dunkeln lebt, erscheinen.

Jesus beruft Petrus und Andreas am Ufer des Sees Gennesaret zu „Menschenfischern“. Gemälde von Duccio die Buoninsegna († 1319).  | Foto: Public domain
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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