Hospizbegleitung
Den letzten Tagen mehr Leben geben

Als Hospizbegleitung begleitet man schwerkranke und sterbende Menschen in ihrer letzten Lebensphase bis hin zum Tod. | Foto: Foto: Caritas Kärnten
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Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleiten, für sie da sein, sie verstehen und unterstützen – das sind die Hauptaufgaben von Hospizbegleiterinnen und -begleiter. Im Ausbildungslehrgang „Mobile Hospizbegleitung“ der Caritas Kärnten wird auf diese Aufgaben vorbereitet.
von Carina Müller

Der Tod ist für jeden Menschen etwas Unumgängliches und ständiger Begleiter unseres Lebens. Für viele ist das Sterben ein Tabuthema. Doch für manche ist „Tod und Sterben“ zum Alltag geworden. In Österreich begleiten 3.430 ehrenamtliche und 1.330 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand 31.12.2020) schwerkranke und sterbende Menschen sowie ihre Angehörigen. Zwei Mal im Jahr bereitet der Ausbildungslehrgang zur mobilen Hospizbegleitung der Caritas Kärnten Menschen auf diese wichtige Aufgabe vor – der nächste Lehrgang startet im Februar.

Lebensbegleitung bis zuletzt
Hospiz heißt wörtlich übersetzt „Herberge“. Eine Herberge geben bis zuletzt – das ist die Aufgabe von Hospizbegleiterinnen und -begleiter. Eva Maria Wernig ist Bereichsleiterin der mobilen Betreuung & Pflege und des mobilen Hospiz & Besuchsdienst der Caritas Kärnten. Sie begleitet auch die Lehrgänge zur mobilen Hospizbegleitung: „Wenn wir begleiten, versuchen wir, auf die Menschen einzugehen, auf sie zu hören, sie zu ummanteln und sie zu schützen.“ Hospizbegleiterinnen und -begleiter sind in erster Linie auf die psychosoziale Betreuung spezialisiert. Sie pflegen die Betroffenen nicht, sondern sind ausschließlich für die Betreuung zuständig. Für Wernig heißt das, „Zeit mit den Betroffenen zu verbringen – in erster Linie zuhören können und in gleicher Linie aushalten können“. Menschen in dieser Situation brauchen eine Stütze: „Wir versuchen, den Betroffenen zu vermitteln: ‚Ich bin für dich da. Ich halte das mit dir aus. Ich stehe das mit dir durch‘“, so Wernig.Auch die Angehörigen der Betroffenen werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begleitet. Wernig erzählt: „Aus meinen Erfahrungen sind es die Angehörigen, die oft noch viel mehr die Unterstützung und die Begleitung brauchen. Für Angehörige ist es immer ganz egal, wie alt z. B. der Angehörige ist, diese Situation ist ein Ausnahmezustand. Das heißt, in dem Familiensystem verändert sich etwas – es geht ein geliebter Mensch.“ Doch nur ums Trösten geht es beim Hospiz nicht. Auch das ständige „Sich nützlich machen wollen“ ist oft fehl am Platz. „Es gibt Situationen, da passt kein Trost mehr – da ist die Situation einfach so anzunehmen, wie sie ist. Das ist wirklich eine Kunst, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lernen müssen“, so Wernig. Die Kursbegleiterin fährt fort: „Muss man immer etwas tun oder reicht manchmal auch wirklich die Präsenz, das Aushalten und sagen: ‚Ich bin jetzt für dich da und gehe den Weg mit dir mit‘? – und das nicht nur mit den Betroffenen, sondern auch mit den Angehörigen.“

Einfach nur da sein
Die Entscheidungen, sich als mobile Hospizbegleitung ausbilden zu lassen, sind vielfältig. Der frühe Tod ihres Vaters und der ihrer Mutter bewegten Caren Pippan dazu, sich als Hospizbegleiterin zu engagieren. Sie arbeitet momentan in der mobilen Pflege: „Ich lebe meinen Traum und liebe meine Arbeit. Ich kann Betroffene durch meine Anwesenheit, dadurch, dass ich einfach bei ihnen bin, unterstützen.“ Den Menschen das zu geben, was sie sich wünschen, hat für sie dabei oberste Priorität: „Die Betroffenen wünschen sich oft Sachen, die man so nicht versteht – aber man muss das nicht verstehen. Wenn sie ihre Antifaltencreme oder einen Lippenstift haben möchten, brauche ich nicht zu verstehen, warum das so ist. Für sie ist das wichtig, ob das für mich wichtig ist, spielt dabei überhaupt keine Rolle.“ Auch Bettina Bäck entschied sich dazu, den Lehrgang zu absolvieren: „Ich habe im Laufe meines Lebens herausgefunden, dass ich ein sehr empathischer Mensch bin und einen guten Zugang zu anderen habe. Ich wusste aber nie, was ich damit anfangen kann.“ Auf Anraten von einer vertrauten Pastoralassistentin entschied sie sich dazu, die Ausbildung zur seelsorglichen Begleitung zu absolvieren und besuchte anschließend den Kurs zur Hospizbegleitung. Bei ihren Besuchen versucht sie, den Menschen vor allem Ruhe zu schenken: „Nachdem ich jetzt schon lange in dem Bereich tätig bin, weiß ich, dass es den Menschen guttut, zur Ruhe zu kommen – dabei muss man aber auch selbst Ruhe ausstrahlen.“

Ganzheitliche Ausbildung
Der Ausbildungslehrgang zur mobilen Hospizbegleitung beinhaltet sechs theoretische Module, welche jeweils einmal im Monat, freitags und samstags, stattfinden, sowie ein 40-stündiges Praktikum in einem Pflegeheim, einer Palliativstation oder einem mobilen sozialen Dienst. In den verschiedenen Modulen wird eine Bandbreite von Themen bearbeitet. So setzt man sich mit seiner eigenen Vergänglichkeit auseinander und fragt sich, wann Sterben eigentlich beginnt. Um Betroffene wirklich zu verstehen, ist auch die Kommunikation ein großes Themengebiet. Juristische Grundinformationen sollen auch vermittelt werden. Hier geht es vor allem um Themen wie eine Sachwalterschaft, Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht. Auch die Krankheit Demenz wird im Lehrgang behandelt. Palliative Betreuung und Trauerbewältigung stehen ebenfalls am Programm. Am Ende des Lehrgangs wird auf das Praktikum vorbereitet.

Information
Der Ausbildungslehrgang „Mobile Hospizbegleitung“ beginnt am Freitag, dem vierten Februar, im Schloss Krastowitz in Klagenfurt. Er befähigt Absolventinnen und Absolventen dazu, Menschen in ihrer letzten Lebensphase einfühlsam und professionell beizustehen. Nähere Informationen erhalten Sie bei Eva Maria Wernig unter der Telefonnummer 0664/806 488-114 oder via E-Mail: e.wernig@caritas-kaernten.at

Autor:

Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag

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