Gedanken zum Evangelium: 32. Sonntag im Jahreskreis
Fad sein geht gar nicht

Diese Haltung des Wach-Seins gibt dem Leben eine besondere Qualität und ein besonderes Ziel. | Foto: iStock-nicoletaionescu
2Bilder
  • Diese Haltung des Wach-Seins gibt dem Leben eine besondere Qualität und ein besonderes Ziel.
  • Foto: iStock-nicoletaionescu
  • hochgeladen von Der SONNTAG Redaktion

Matthäus 25, 1–13

Bei der Predigtvorbereitung im Vorfeld eines Professjubiläums von zwei Ordensfrauen ist mir (MM) schon vor Jahren die Frage gekommen, was „töricht“ wirklich heißt: Haben diese fünf Jungfrauen einfach nur einen zu geringen Intelligenzquotienten?

Dann habe ich eine Entdeckung gemacht: Im Griechischen wird für „töricht“ ein Wort verwendet, das auch in Matthäus 5,13 vorkommt: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, …“, wenn es schal wird. Die Törichten heißen also nichts, sind stumpfsinnig, fad, desinteressiert, halbherzig, farblos. Ja, dabei sein wollen sie schon, aber ein tieferes Interesse am Bräutigam dürften sie nicht haben, denn sonst würde er nicht sagen „Ich kenne euch nicht.“ Offensichtlich hat die fünf Jungfrauen mit dem Bräutigam bisher wenig verbunden.

Der Unterschied zwischen den Törichten und den Weisen kommt ja erst dadurch heraus, dass der Bräutigam auf sich warten lässt. Wäre er gleich gekommen, wäre dieser „Wesensunterschied“ wohl nicht so offensichtlich geworden.

Nun stehen wir in extrem bewegten Tagen: Angriffe mit Toten und Verletzten in der Wiener Innenstadt, zweiter Lockdown, Wahl des US-Präsidenten. Christen sind nicht fad und teilnahmslos, sondern wach gegenüber allem, was geschieht. Dabei geht es nicht ums plumpe Dabeisein oder darum, dass sie sich ins Rampenlicht stellen, sondern sie bringen sich ein, sie handeln im Sinne des Reiches Gottes, sie versuchen den Willen Gottes zu verstehen und zu erkennen, wo er am Werk ist (vgl. Jesaja 43,19: „Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“). Manchmal überrascht Gott einen ja auch. Er kommt zu einer Stunde, in der niemand mit ihm rechnet. Mein Eintritt (OMB) ins Priesterseminar lässt sich auch so erklären.

Diese Haltung des Wach-Seins gibt dem Leben eine besondere Qualität und ein besonderes Ziel: Wir werden mit Gott feiern, weil wir ihn kennen und er uns kennt.

Übrigens: Ich (MM) bin keiner, der bei Jubiläen in Predigten Lobeshymnen auf Menschen singt und dann kaum ein Wort über die Schriftstellen verliert. Aber eines musste ich damals schon sagen zu den beiden oben erwähnten Ordensfrauen: „Also, fade Schwestern seid ihr nicht! Und so soll es sein! Danke dafür!“

Impuls

Inspiriert vom Evangelium

  • Habe ich Sehnsucht, Gott zu begegnen?
  • Stehe ich mit einem wachen Geist im Leben?
  • Wo verstehe ich Gottes Handeln und wo nicht?
Evangeliumskommentar als PDF
Diese Haltung des Wach-Seins gibt dem Leben eine besondere Qualität und ein besonderes Ziel. | Foto: iStock-nicoletaionescu
Seminarist Oliver-Marcus Barbik | Foto: privat
Autor:

Markus Muth aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ