Abenteuer Fasten: Warum fasten?
Nein! Es geht sicher nicht ums Hungern

Die Fastenzeit nutzen, um abzunehmen? Wenn überhaupt – nur ein Nebeneffekt. Denn beim Fasten geht es um etwas viel Wichtigeres. | Foto: iStock/Petermeir
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  • Die Fastenzeit nutzen, um abzunehmen? Wenn überhaupt – nur ein Nebeneffekt. Denn beim Fasten geht es um etwas viel Wichtigeres.
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Diese Woche sind wir in die Fastenzeit gestartet. Bis zu Ostern wird jetzt also gefastet. Doch: Warum machen wir das eigentlich? Und: Worum geht es in der Fastenzeit wirklich?

Das sind Fragen für Manuela Priester. Die Theologin kennt die kirchlichen und theologischen Hintergründe des Fastens. Und eines betont Manuela Priester gleich zu Beginn: „Es geht in der Fastenzeit nicht darum, dass man sich oder anderen beweist, dass man es schafft, 40 Tage lang auf etwas zu verzichten. Denn was wir umgangssprachlich als Fastenzeit bezeichnen, heißt in den kirchlichen Dokumenten eigentlich ‚Österliche Bußzeit‘. Das bringt viel besser zum Ausdruck, dass es hier definitiv nicht nur ums Fasten geht, sondern in erster Linie um eine Umkehr und um eine Neuausrichtung auf Gott.“

Klingt einleuchtend und spannend. Doch wie genau kann das gehen? Wie kann diese Neuausrichtung erfolgreich gelingen? Manuela Priester: „In der Fastenzeit geht es darum, dass wir uns durch bewussten Verzicht auf weltliche Dinge, die uns im Alltag oft unnötig in Beschlag nehmen, neu auf Gott ausrichten.“ In der kirchlichen Tradition ist das in erster Linie ein religiös motivierter Nahrungsverzicht. Aber nicht so, dass man Hunger leiden muss. Fasten ist demnach nicht mit einer Diät zu verwechseln.

Wie geht es richtig?

„Beim Fasten geht es darum, nur das zu essen, was der Körper braucht. Aber das Ganze ohne Hunger zu leiden“, konkretisiert Manuela Priester. Traditionell sind das eine – im Normalfall warme – sättigende Mahlzeit am Tag; und zwei weitere kleine Zwischenmahlzeiten.

„Ja nicht krampfhaft hungern. Denn wenn man den ganzen Tag über Hunger hat und ständig ans Essen denkt, kann man nur schwer arbeiten, sich nicht konzentrieren und letztendlich auch nur schwer an seiner Gottesbeziehung arbeiten“, erklärt die Expertin weiter. Sie betont aber auch, dass das nicht als „Freibrief zum Völlern“ verstanden werden soll.

Kein Fasten an Sonntagen

Studien beweisen, dass es Menschen gibt, die 40 Tage durchgehend fasten – auch am Sonntag. Darf man das? Manuela Priester: „Am Sonntag feiern wir die Auferstehung Christi. Das gesamte Jahr über, auch in der Fastenzeit. Deswegen sind die Sonntage keine Fasttage.“

Auch von zu extremen Formen des Fastens hält die Liturgie-Expertin wenig. In erster Linie aus gesundheitlichen Gründen, aber auch aus der kirchlichen Fastentradition heraus, wie sie erklärt: „Von Extremen, wie zum Beispiel davon, 40 Tage überhaupt nichts zu essen, halte ich wenig. Spätestens wenn man merkt, dass es einem schadet, den Körper angreift oder einen schwächt, hat das definitiv nichts mehr mit dem kirchlichen Sinn des Fastens zu tun. Auch Selbstgeiselung ist zum Beispiel alles andere als kirchlich. Jesus selbst sagt uns in der Bibel, dass Fasten kein Zwang sein darf und dass man dabei ‚kein finsteres Gesicht wie die Heuchler‘ machen soll (Mt 6,16). Sondern im Gegenteil: Fasten ist eine bewusste Entscheidung und soll deshalb eine Freude sein. Es geht darum, den eigenen Lebensalltag zu überdenken und oft merkt man dabei, worauf es im Leben wirklich ankommt.“

Geld sparen und den Armen geben

Ein zentrales Element neben Fasten, Beten und Bibellesen ist das Hinschauen auf die Armen. In der Fastenzeit gilt es besonders hier den Fokus neu zu schärfen: „Ein Beispiel in diesem Zusammenhang ist die Fastensuppen-Aktion“, erklärt Manuela Priester: „Hier schenken viele Pfarren Suppen aus und mit dem Reinerlös werden verschiedene karitative Projekte unterstützt.“ Darüber hinaus ist persönliches Engegement gefragt: „Fasten ermöglicht Teilen – mit denen, die es notwendig haben. So kann man das Geld, das man während der gesamten Fastenzeit durch Einschränkung spart, den Armen geben.“

Alles, was schwimmt, ist ein Fisch

Zum Abschluss erzählt Manuela Priester noch ein paar Anekdoten zum Thema Fasten. Offensichtlich waren Christen immer schon recht kreativ, wenn es um das Umgehen der Fastenregeln geht. „Da hieß es zum Beispiel Jahrhunderte lang: ‚Alles, was im Wasser schwimmt, ist ein Fisch‘. Also zum Beispiel auch Biber und Otter“, verrät die Expertin schmunzelnd. „Und auch als der Kakao zu uns kam, war die erste Frage an Papst Pius V., ob dieses neue Nahrungsmittel vom Fastengebot ausgenommen sei. Der Papst hat daraufhin ein Kakaogetränk gekostet, das in seiner ursprünglichen Form sehr bitter war. Das hat ihm wohl so schlecht geschmeckt, dass er den Kakao vom Fastengebot ausgenommen hat. Wahrscheinlich in der Meinung, dass eine solche Brühe niemand freiwillig trinken wird“, erzählt Manuela Priester weiter. Kurz darauf ist man in den Klöstern dann draufgekommen, dass man mit Zucker, Milch und Butter aus Kakao ein durchaus wohlschmeckendes Getränk und auch Schokolade herstellen kann. Trotzdem: Der Papst hat gesprochen und Schokolade blieb vom Fastengebot ausgenommen.

Autor:

Michael Ausserer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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