Abenteuer Fasten 2: Wie wenig ist noch genug?
Drei Wochen bleibt der Teller leer

Drei Wochen lang kommt bei Monika Slouk nichts auf den Teller, sie nimmt nur Kräuter- und Gewürztees zu sich. | Foto: Thinkstock/Nataliia Mysak
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  • Drei Wochen lang kommt bei Monika Slouk nichts auf den Teller, sie nimmt nur Kräuter- und Gewürztees zu sich.
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Wenn Monika Slouk fastet, dann isst sie gar nichts, und das mehrere Wochen lang. Sie weiß aber auch die Fülle auszukosten – alles zu seiner Zeit. Getreu dem prägnanten Ausspruch Teresa von Avilas: „Wenn Fasten, dann Fasten. Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn.“

Das körperliche Fasten ist für mich ein ganz starker Ausdruck davon, wie man frei werden kann von Dingen, die einem sonst selbstverständlich vorkommen“, sagt Monika Slouk, „diese tiefe Erfahrung der Freiheit, das ist für mich die Fastenzeit. Ich merke, was ich alles nicht brauche – das ist herrlich! Dann kann ich es auch wieder genießen, wenn die Zeit zum Genießen da ist.“

Im Fasching lotet Monika Slouk die Grenzen gerne in die andere Richtung aus: „Da esse ich einfach mal einen Krapfen mehr, obwohl ich spüre, ich bräuchte ihn wirklich nicht. Man merkt dann eh, dass es einem nachher nicht so gut geht. Umso leichter fällt es mir, in der Fastenzeit Dinge wegzulassen und freizuwerden.“

Leben ohne Essen

Weg lässt Monika Slouk in der Fastenzeit viel, nämlich jegliche Nahrung. Nur Kräuter- und Gewürztees nimmt sie zu sich. Zum ersten Mal hat sie auf diese Weise als junge Studentin gefastet, damals sogar die gesamte Fastenzeit lang, also sechseinhalb Wochen. „Das war wahrscheinlich nicht besonders vernünftig“, räumt die Theologin und dreifache Mutter heute ein. Mittlerweile beschränkt sie das Fasten auf drei Wochen.

Leicht wie ein Federball

„Am Anfang ist es schwer, aber wenn man ein paar Tage durchgehalten hat, läuft es einfach“, beschreibt Monika Slouk ihre Erfahrungen, „dann hat man einen Schalter umgelegt und lebt in dieser Freiheit – das ist das Tolle, der Kick, den viele beim Fasten kriegen. Man merkt, wie wahnsinnig leicht das Leben ist, wenn man das Essen mal weglässt.“ Sie fühlt sich dann leicht wie ein Federball, der durch die Welt saust. Allerdings sind in dieser Zeit keine Höchstleistungen möglich, stellt sie klar. Ihr Leben läuft zwar wie gewohnt weiter mit Familienalltag und ihrem Beruf, rundherum nimmt sich Monika Slouk aber möglichst wenig vor. Wichtig sei es, den Schalter nach einer Aufbauphase wieder auf „Normalverbrauch“ zurückzulegen. „Ich hatte nie die Angst, im Fasten hängen zu bleiben, aber diese Gefahr besteht wohl.“

Den Hunger fühlen

Ihr Fasten sieht Monika Slouk in Solidarität mit denen, die unfreiwillig hungern. „Es ist eine Art Hungerstreik für das Recht und gegen das Unrecht in dieser Welt.“ Natürlich ist ihr klar, dass durch ihr Fasten niemand anderer mehr zu essen hat. „Es ist eine Farce zu sagen, ich begebe mich mit denen auf eine Ebene, die nichts zu essen haben. Aber sich das einfach einmal bewusst zu machen, diese Leere ins eigene Leben hereinzulassen, ist für mich ein wichtiger Moment.“

Im weltweiten Zusammenhang

Der persönliche Verzicht kann aber auch weitreichendere Auswirkungen haben, zum Beispiel, wenn es um Fleisch geht. Man könne viel mehr Menschen mit pflanzlicher Nahrung satt machen, als mit tierischer. Denn ein Tier muss erst viele Pflanzen essen, bevor wir Menschen es essen. Für Monika Slouk ist das Grund genug, zumindest in der Fastenzeit Fleisch von ihrem Speiseplan zu streichen: „Es ist ja eigentlich lächerlich, sieben Wochen mal kein Fleisch zu essen. Aber es ändert etwas in der Welt.“

Die ganze Fastenzeit über trinkt Monika Slouk außerdem keinen Alkohol und sie versucht, heuer zum ersten Mal, ohne ihr Smartphone auszukommen. „Ich möchte schauen, wie abhängig ich von diesem Gerät bin.“ Dabei denkt sie an die Zustände in der Demokratischen Republik Kongo, wo oft Kinder jene Rohstoffe abbauen müssen, aus denen Smartphones bestehen. Mit den Erlösen wird ein Krieg befeuert, in dem Monat für Monat zigtausende Menschen sterben. „Zu wissen, dass Menschen im Elend leben, weil wir diese Geräte haben, ist furchtbar“.

Eine spirituelle Übung

Das Smartphone-Fasten ist für Monika Slouk auch eine geistliche Übung: „Es hat für mich eine ganz starke religiöse Bedeutung, einfach zu schauen, wie das Leben funktionieren kann. Innerlich frei zu werden von einem Ding wie dem Smartphone, ist für mich eine spirituelle Angelegenheit.“ Diese Freiheit zu erleben, mache souveräner in Entscheidungen. „Ich weiß, ich muss den Trott nicht weitermachen wie bisher. Auch nach der Fastenzeit lebt diese Erfahrung weiter. Die Fastenzeit ist einfach eine besonders gute Gelegenheit, Gewohnheiten zu überdenken.“

Leib und Seele

Beim Essen-Fasten liegt für Monika Slouk der Schwerpunkt auf dem leiblichen und nicht auf dem geistlichen Aspekt, sie versteht es auch nicht als ein „Opfer für Gott“. „Ich hoffe natürlich, dass Gott mit dem, was ich da mache, einverstanden ist.“

Manche Mitmenschen finden, Monika Slouk tue ihrem Körper mit dieser extremen Form des Fastens Gewalt an. „Ich spüre das Gegenteil: Das Fasten gehört zum Guten, das ich meinem Leib tue, damit meine Seele Lust hat, darin zu wohnen“, entgegnet Monika Slouk und ist damit wieder bei einer ihrer Lieblingsheiligen, Theresa von Avila. „Insofern“, kommt sie zum Schluss, „ist das Vollfasten dann doch wieder spirituell – im Sinne der Leib-Seele-Einheit.“

Drei Wochen lang kommt bei Monika Slouk nichts auf den Teller, sie nimmt nur Kräuter- und Gewürztees zu sich. | Foto: Thinkstock/Nataliia Mysak
Monika Slouk ist Journalistin und dreifache Mutter. | Foto: Manu Nitsch
Autor:

Monika Fischer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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