Meinung
Einsamkeit hat viele Gesichter …

Karin Partel (50) ist Regionalbetreuerin der PfarrCaritas für das Vikariat unter dem Wienerwald. | Foto: privat
  • Karin Partel (50) ist Regionalbetreuerin der PfarrCaritas für das Vikariat unter dem Wienerwald.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Der SONNTAG Redaktion

Alfred ist 78 Jahre, seit gut fünf Jahren Witwer. Josef ist 84 und seit sechs Jahren alleine. Zwei Männer, fast zeitgleich haben sie ihre geliebten, aber kranken Ehefrauen verloren: mein Vater und mein Schwiegervater, die laut Statistik dieses Schicksal nicht ereilen sollte. Denn, so heißt es auch aus Studien, dass gerade Frauen im Alter allein bzw. verwitwet sind und sich auch öfter über Einsamkeit beklagen …

Und diese beiden Witwer? Wie gehen sie mit Einsamkeit nach diesem Verlust um? Alfred ist sein ganzes Leben ein aktiver, kommunikativer und gesellschaftssuchender Mensch, der seine vielseitigen Interessen immer gepflegt hat. Jetzt im Alter allein zu sein und dann in die Einsamkeit und Depression zu verfallen, ist für ihn ein Schreckgespenst. Bewundernswert rafft er sich immer wieder auf, seine Freundschaften zu pflegen, Vereine sowie kirchliche Angebote und Veranstaltungen zu besuchen. Auch der sonntägliche Kirchgang ist ihm Stütze.

Josef lebt seinen Verlust ganz anders. Er hat sich nicht in Aktivitäten gestürzt, Zerstreuung gesucht oder neue Bindungen angebahnt, geschweige denn pfarrliche oder gemeinnützige Angebote genutzt. Er ist zufrieden, nimmt nach all den Jahren ohne seine Ehefrau die Situation an und ist eins mit Gott und der Welt. In seiner Bescheidenheit stellt er keine Forderungen an Kinder und Enkelkinder. Sie besuchen ihn gerne und regelmäßig und bewundern, wie er mit sich selbst im Reinen ist. Jetzt im aktuellen Lockdown, als auch engste Familienmitglieder an Covid erkranken, spürt er zum ersten Mal, dass wichtige Sozialkontakte fehlen und er sagt selbst, dass er ein wenig einsam ist.

Es gibt unzählige Angebote, Haupt- und Ehrenamtliche, die sich aufrichtig um einsame Menschen bemühen, damit sie wieder Gemeinschaft erleben. Pfarrliche Aktivitäten wie Wärmestuben, Klimaoasen, Café Zeitreise, Trauergruppen, aber auch das Caritas-Plaudernetz sind nur einige Beispiele.

Einsamkeit hat viele Gesichter. Alfred und Josef (er)leben sie individuell. Sie nehmen auch unsere Angebote unterschiedlich an. Aber für beide ist es gut, zu wissen, dass wir da sind.

Siehe auch pfarrcaritas.at

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ