Meinung
Ein Traum

Philipp Michalitsch (35) ist Musiker und hat sich dem Rap verschrieben. Er ist unter seinem Künstlernamen „Freeman“
auch schon im Stephansdom aufgetreten.
  • Philipp Michalitsch (35) ist Musiker und hat sich dem Rap verschrieben. Er ist unter seinem Künstlernamen „Freeman“
    auch schon im Stephansdom aufgetreten.
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Das Gebäude ist undercover, nicht als Kirche erkennbar. Es gibt nicht einmal ein Türschild. Eigentlich ist es eine Bar. Ein Ort, an dem man spielen kann. Der Priester schaut gar nicht aus wie ein Priester – eher wie ein „dude“. Sein Kompagnon schaut wie aus einem Mafia-Film aus. Er betreut nebenberuflich eine andere Bar.

Unsere Worship-Sängerin hat was Kalifornisches an sich: blonde Haare, fast immer in Jogginghosen und Hund Maggi ist superwichtig. Die Mucke passt. Dann gibt’s unseren „crazy guy“ – er evangelisiert die Jugendlichen. Es kann schon mal vorkommen, dass er im Lokal einfach voll auf den Tisch haut und kurz singt. Er ist entwaffnend ehrlich und interessiert sich wirklich für seine Gesprächspartner. So wen trifft man auch nicht mehr alle Tage.

Sie sind alle in unserem Kernteam. Eigentlich kenne ich sie gar nicht so gut und doch waren wir von Anfang an sehr familiär. Ich schätze, der Glaube verbindet wirklich. Unserem „Pfadfinder Girl“ werden prophetische Kräfte zugesprochen. Man merkt, dass sie sensibel ist. Am liebsten möchte man sie umarmen. Wahrscheinlich liegt es an ihrer Pfadfinder-Vergangenheit, dass sie immer gern mit anpackt, auch mal beim Abwasch.

Das ist vielleicht auch die Berufung der Christen – Drecksarbeit. Für andere ans Kreuz gehen. Bitte erinnert Euch an den Lohn! Das Viertel ist jedenfalls nicht das Feinste. Beim ersten Prayerwalk haben sie einem eine Bierflasche über den Kopf gezogen, Graffiti, Multi-Kulti, alles dabei. Und jetzt eben auch wir. Ich bin neugierig, ob wir da überhaupt reinpassen. Fehlt uns der Plan?

Vielleicht kommt der von unserer ehemaligen Schauspielerin, die jetzt auf IT umgesattelt hat. Ein Schauspiel, das man jetzt online bringt, klingt sehr aktuell. Die Liturgie wurde mir mal als Tanz des Priesters verkauft. Nichts für Anfänger. Je langsamer, desto schwieriger. Gott sei Dank haben wir unseren „business guy“ auch im Boot. Er wird darauf achten, dass wir mit unserem schnellen Tanz im Rahmen bleiben und für die Struktur sorgen.

So Gott will. Brennt. Dieses. Feuer. Bei Dir und bei Uns! Amen!

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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