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Das House of One – ein Lichtblick

Rabbiner Walter Homolka (hier vor dem Landtag Brandenburg) | Foto: Wikimedia Commons / Ellenson1
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Rabbiner Walter Homolka (57) ist Rektor am Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam. Er befürwortet den interreligiösen Dialog.

Als im Jahre 1810 in Seesen am Harz die weltweit erste Reformsynagoge eröffnet wurde, war über deren Nordportal ein Spruch des Propheten Maleachi zu lesen: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen?“ (Mal 2:10).

Der Stifter der Synagoge, Israel Jacobson, setzte auf Eintracht zwischen den Religionen. Ich habe an diese Bibelverse denken müssen, als mir der Plan von einem House of One in Berlin unterbreitet wurde. Jacobson ging es seinerzeit um gute Nachbarschaft mit den Christen, während für uns heute auch der Islam präsent ist. Unser Kolleg hat die Initiative von Anfang an mitgetragen, und ich bin froh, nun bei der Grundsteinlegung dabei zu sein.

Wir alle wissen, dass Juden und Christen Geschwister im Glauben sind. Aber vielen ist nicht bewusst, dass es auch zwischen Juden und Muslimen große Berührungspunkte gibt: Wir sind uns einig in unserem Gottesbild, unserer Vorstellung von Offenbarung und von Gottes Geboten.

Ich stimme den Worten von Rabbiner Leo Baeck aus seiner letzten großen programmatischen Rede vom April 1956 zu. Er sagte über die drei monotheistischen Religionen: „Sie sollen nicht gleich werden, und sie können nicht gleich werden. Sie sollen aber einander verstehen. Verstehen bedeutet zugleich, voreinander Respekt haben, und vor dem andern kann nur der Respekt haben, der vor sich selber Respekt hat. Dann werden gute Tage kommen.“

Das House of One nimmt jetzt bauliche Gestalt an. Es ist ein Zeichen für Verständigung und Solidarität. Wir setzen damit etwas gegen unsere Zeit aufgeheizter Gemüter und großer Ängste. Auch wenn das Abraham Geiger Kolleg das interreligiöse Gespräch akademisch thematisiert, bedarf es echter menschlicher Begegnung, um dieses Anliegen mit Leben zu füllen.

Als offenes Forum für ein selbstverständliches Miteinander ist das künftige Bet- und Lehrhaus ein Lichtblick und ein Ansporn. Unser Alltag zeigt, dass wir diese Plattform für Begegnung und Austausch brauchen: für Glaubende ebenso wie für Nichtglaubende.

Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus.

Rabbiner Walter Homolka (hier vor dem Landtag Brandenburg) | Foto: Wikimedia Commons / Ellenson1
Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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