Der Brückenbauer
Zur Herkunft der Priesterkandidaten

Foto: David Kassl

Anliegen von Manfred S.:
„Wo sind die Weihekandidaten der Wiener Kirche? Von den paar Neupriestern ist kein einziger aus unserer Erzdiözese oder aus Österreich. Eine Totalpleite der Pastoralpolitik. Da geht es um die Existenz der Kirche. Oder nicht?“

Von den drei Neupriestern (bei den Ordenspriestern schaut es wieder anders aus), die heuer aus dem Erzbischöflichen Wiener Priesterseminar hervorgegangen sind, stammt keiner aus der Erzdiözese Wien. Das sagt mir zweierlei: 1) Für Christen, die hier aufwachsen, ist der Priesterberuf wenig attraktiv. 2) Für Männer aus anderen Regionen, die gerne Priester werden möchten, ist die Erzdiözese Wien sehr attraktiv.

Ich halte das nicht für eine „Totalpleite der Pastoralpolitik“, weil weder Priester noch Gläubige produziert werden können. Es ist doch überdeutlich, dass sich die ganze Gesellschaft und mit ihr auch die Kirche massiv wandeln. Die zukünftige Form der Kirche in Österreich wird ganz anders sein als in den letzten Jahrhunderten.
Wir brauchen als Priester daher junge, wagemutige Männer, die nicht am Bisherigen hängen, die aber überzeugt sind, dass sie als Priester gebraucht werden werden. Solange hierzulande kaum jemand zur Beichte geht, die Eucharistie mitfeiert oder nach der Krankensalbung verlangt, werden sich hiesige junge Männer fragen, ob man sie als Priester tatsächlich brauchen wird.

Dass unsere Diözese hingegen für Priesteramtsaspiranten aus anderen Teilen der Welt attraktiv ist, stimmt mich zuversichtlich. Ja, wir werden in Zukunft als Kirche internationaler sein. Wir werden stärker im Austausch mit der ganzen Weltkirche stehen. Globalisierung und Mobilitätssteigerung dürfen an der Kirche nicht vorübergehen.

Schließlich: Ich glaube nicht, dass es um die Existenz der Kirche geht, denn für die garantiert der Herr selbst, aber es geht in der Tat um die Form der Kirche: Die wird derzeit gewandelt. Das hängt auch mit dem Paschamysterium zusammen, mit Tod und Auferstehung. Gewohntes wird sterben, Neues wird kommen. Die Zukunft gehört denjenigen Laien und Geweihten, die glauben, dass der Herr selbst die Kirche durch diese Wandlung hindurchführt, und die mutig und nicht wehleidig bereit sind, gemeinsam (!) Neuland zu betreten.

Trotz aller Angebote: Sie greifen nur dann, wenn sie in Anspruch genommen werden. Nicht als zusätzliche Last, sondern als Hilfestellung. Es wird leider nicht in jedem Fall gelingen, was mich schmerzt, aber die Möglichkeit dazu ist niederschwellig geschaffen.

Haben Sie ein Anliegen? Schreiben Sie an: brueckenbauer@dersonntag.at

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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