Zeit für den Hirtenhund
Eine Hundemama namens Layla

Foto: David Kassl

Endlich ein Sommerloch-Skandal, der nicht weh tut. Über den man sich so richtig boulevardesk und folgenlos aufregen kann. Die Rede ist von „Layla“. Ein Party-Hit. Als ich das las, dachte ich erst: Wow, der alte Clapton-Klassiker läuft wieder in den Tanzlokalen? Aber Pusteblume. Es geht um ein sinnbefreites Ballermann-Mallorca-Tanzgedröhne, das man textlich wie musikalisch nur Wodka-geflutet erträgt. Oder das genau so zustande gekommen ist. Es geht darin um eine „Puffmama“ namens „Layla“, und die ist – wie kann‘s anders sein? – „schöner, jünger, geiler“. „Sexismus“, rufen jetzt die Sittenwächter. Und ganz Deutschland (und Österreich) kann sich echauffieren und eine „Sexismus-Debatte“ führen. Ihr Heuchler! Schon mal mit Verstand deutsche Rapsongs gehört, mit denen eure Kids aufwachsen? Da hat Sexismus nämlich seit 20 Jahren Tradition – und wird sogar wissenschaftlich untersucht.

Angesichts dessen und all der anderen Schreckensmeldungen ist es nur allzu verständlich, dass sich die andere Hälfte der Medienwelt am liebsten wegbeamen möchte in galaktische Weiten. Erschlossen neuerdings durch ein neues NASA-Superteleskop. Mein Lieblingsbild ist jenes der „Sternentstehungsregion Carinanebel“ – es glitzert und funkelt darauf wie auf schlechten 80er-Jahre-Esoterik-Shop-Postern. Und während die Eso-Fraktion vor Entzückung Räucherkerzchen entzündet und das All-Eine preist, vermeinen andere, darin dem Schöpfer persönlich über die Schulter blicken zu können. Ob der auch bedacht hat, dass seine wunderbare Schöpfung mal „Layla“, Bushido oder Roy Black gebären würde?

Nun gebe ich zu, dass man auf Kirchenlieder – selbst auf wohlwollend mit Bassdrum unterlegtes „Neues Geistliches Liedgut“ – schwer tanzen kann. Unser Leben …bumm, bumm, … sei ein Fest! Anstelle dessen haben sich die findigen Produzenten von „Layla“, die durch Aufführverbote um die Einnahmen bangen, einen wahrhaft königspudeligen Trick einfallen lassen und das Meisterwerk einfach umgetextet. Der Refrain lautet nun (kein Witz!): „Ich hab ’nen Wuff – und die Hundemama heißt Layla“. Vielleicht werde ich Provision einklagen und damit die nächsten zwei Wochen finanzieren. Denn ich merke, die Realität ist dabei, mich zu überholen. Ich brauche mal eine Auszeit. Wir lesen uns wieder am 14. August. Bis dahin: Bleiben Sie standhaft. Und hören Sie einfach mal wieder Clapton.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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