Buchtipp der Woche

Vom Mangel an Sündern

Mit seinem jüngsten Buch legt Kardinal Marc Ouellet eine faszinierende Hinführung zur intensiven Mitfeier der Karwoche vor.
_{Für Sie gelesen}

Das Buch beginnt mit dem „Geschenk der Barmherzigkeit“, einer Betrachtung des älteren Sohnes im Gleichnis vom „verlorenen Sohn“, und endet mit der Emmaus-Erzählung.

Inmitten der Zeit, in der unsere Kirche in Deutschland einen Ausgang aus der religiösen Krise sucht, die sich noch dazu als Folge des Missbrauchsdramas durch den Klerus verschärft hat, bietet Kardinal Marc Ouellet, seit 2010 Präfekt der Bischofskongregation in Rom, mit seinem jüngsten Buch einen Weg zur Neubelebung des Glaubens an Christus.

Das Buch „Er liebte sie bis zur Vollendung“ vereint Meditationen und Predigten des Kardinals zu den einzelnen Tagen der Karwoche, die er in den letzten Jahrzehnten gehalten hat. Dabei finden sich wunderschöne, pointierte Gedanken.

So schreibt der Kardinal zum Buß-Sakrament: „Das Problem der Kirche heute ist nicht der Priestermangel oder die Krise der Berufungen, auch nicht der negative Einfluss der Medien oder die fehlende Bereitschaft der Beichtväter. Das Problem der Kirche ist der Mangel an Sündern.“ Weil man nicht mehr sündigt, gibt es auch keine Sünder mehr…

Besonders stark sind die Impulse des Kardinals über den Karfreitag und den Karsamstag. Auch hier finden sich Sätze, die unter die Haut gehen: „Die Hölle ist aus der Predigt verschwunden, aber ihre Abwesenheit scheint nicht dazu beigetragen zu haben, die Menschen in der Kirche zu halten.“

Mein Fazit:
Die ideale Einführung in die Mitfeier der Karwoche. Äußerst empfehlenswert.

Marc Kardinal Ouellet, Er liebte sie bis zur Vollendung. Meditationen und Predigten über das Ostergeheimnis, Johannes-Verlag, 164 Seiten, ISBN 978-3-89411-451-0
16,50 Euro