Meinung
Wozu Theologie?

Mag.theol. Lic.rer.bibl. Dr. theol. Univ.-Prof. Johann Pock. Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät (seit 10/2018) | Foto: privat
  • Mag.theol. Lic.rer.bibl. Dr. theol. Univ.-Prof. Johann Pock. Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät (seit 10/2018)
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Theologische Fakultäten in Österreich gehören seit Gründung der Universitäten zum Herzstück der Wissenschaften. Sie sind ein wesentlicher Teil der österreichischen Bildungslandschaft und auch die Bischöfe bekennen sich ausdrücklich dazu, dass es Theologie am säkularen Ort der Universität braucht. Gleichzeitig spüren Fakultäten aber auch die demographischen und gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahre.

Die aktuellen Herausforderungen sind zum einen thematische: Fragen des guten Lebens angesichts der Pandemie, Anfragen an Beginn und Ende des Lebens, ökologische Fragen oder auch die größer werdende Kluft zwischen arm und reich beschäftigen uns.

Zum anderen die Polarisierungen in gesellschaftlichen Fragen – wo gerade die Theologie mit ihrem Wissensschatz und ihren Methoden zum Erarbeiten von Lösungen beitragen kann: gegen Radikalismen und Ausgrenzungen und für ethisch fundierte Diskussionen.

Die Fakultäten bieten dazu neben ihrer Forschung vor allem verschiedene Studien an. Während Fachtheologie, Religionspädagogik und das Lehramt Religion weiterhin zum Herzstück gehören, so reagieren sie auf die geänderten Interessen von Studierenden mit Ethikstudien, verschiedenen Masterprogrammen, Religionswissenschaften, grundsätzlichen Einführungen in theologische Themen oder auch spezialisierten Lizentiatsprogrammen.

Mit den Abschlüssen sind vielfältige Berufe möglich: neben den kirchlichen Berufen wie Priester, Pastoralassistent oder Religionslehrer gehen viele in journalistische Felder, Beratung, Personalmanagement oder auch in die Wissenschaft.

Die Sorgen der Fakultäten liegen zum einen darin, dass immer weniger Studierende ein Interesse an pastoralen Berufen entwickeln. Hier braucht es eine Erhöhung der Attraktivität der katholischen Kirche als Arbeitgeberin. Vor allem Studentinnen sehen häufig ihre Möglichkeiten bei kirchlichen Berufen sehr begrenzt.

Zum anderen entsteht im säkularen Umfeld der Universität auch ein größer werdender Druck auf Geisteswissenschaften. Immer stärker zählen Leistungskriterien, die von ständiger Steigerung ausgehen: mehr Publikationen, höhere Rankings, mehr eingeworbene Forschungsgelder sind notwendig, um den personellen Stand zu erhalten.

Die theologischen Fakultäten stellen somit weiterhin wichtige Schnittstellen dar im öffentlichen Gespräch von Glaube und Wissenschaft, Religionen und Gesellschaft.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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