Pfarrnetzwerk Asyl in Bosnien und Herzegowina
Sie leben in Wäldern und in Bauruinen

Austausch und Begegnung im Zentrum für soziale Arbeit in Bihac. | Foto: Pfarrnetzwerk Asyl
  • Austausch und Begegnung im Zentrum für soziale Arbeit in Bihac.
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Von 27. bis 30. Dezember 2019 besuchte das Pfarrnetzwerk Asyl bei einer interreligiösen Reise die Stadt Bihac in Bosnien und Herzegowina.

Wir haben uns im Pfarrnetzwerk Asyl vorgenommen, verstärkt auf die Situation der Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen aufmerksam zu machen. Bihac, eine Stadt mit ca. 60.000 Einwohnern, liegt nur ca. 500 Kilometer von Wien entfernt. Wenn man durch die Stadt geht, stößt man überall noch auf Spuren des Bosnienkrieges. Die Stadt selbst hat viele soziale Probleme, ca. 30 Prozent der Bevölkerung sind auf Unterstützungsleistungen angewiesen. Im Raum Bihac halten sich zwei Drittel der etwa 8.400 geflüchteten Menschen in Bosnien und Herzegowina auf. Sie versuchen von hier aus einen Weg in die EU zu finden. 20 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Jugendliche leiden unter Gewalt

In enger Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat der Stadt Bihac und den NGOs „Save the Children“, sowie „Žene sa Une“ (Frauen aus Una) war es uns möglich, ein Bild von der schwierigen Situation der geflüchteten Menschen vor Ort machen. Wir konnten u.a. die Flüchtlingslager „Bira“ und „Sedra“ besuchen. Im Lager Bira, einer alten Fabrikshalle, die für 1500 Flüchtlinge ausgelegt ist, leben 2.000 Männer, darunter ca. 300 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. In der Halle, die nicht beheizbar ist, sind Container aufgestellt, in denen je 6 Personen untergebracht sind. Die Jugendlichen sind in einem eigenen Bereich untergebracht. Sie brauchen dringend andere Unterbringungs- und Betreuungsmöglichkeiten, da sie besonders unter Gewalt und Ausbeutung leiden.

„Sedra“, ein altes Hotel, das jetzt als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, liegt ca. 13 Kilometer außerhalb von Bihac. Hier sind Familien und alleinerziehende Frauen untergebracht. Die Stimmung war wesentlich entspannter als in Bira. Es gibt Rückzugsräume für die Familien und Angebote für die Kinder und Erwachsenen, die von den NGOs „Save the Children“, der UNICEF sowie „Žene sa Une“ (Frauen aus Una) betreut werden. Aber auch hier fehlt es an vielem, u.a. an Hygieneartikel, speziell für Babys. Wir konnten von unseren Spenden Pflege- und Hygieneprodukte einkaufen. Verheerend ist die Lage für jene Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Platz in einem der Lager bekommen. Sie hausen in provisorisch errichteten Squatter-Siedlungen, in kleinen Zelten in den Wäldern oder in leerstehenden Bauruinen. In der Nähe von „Sedra“ konnten wir mit eigenen Augen beobachten, wie Menschen Holz sammelten, um es dann zu einer Gruppe im Wald zu bringen.

Zeichen der Zusammenarbeit

Gemeinsam wollten wir mit dieser Reise kurz nach Weihnachten auch ein Zeichen der interreligiösen Zusammenarbeit setzen: Für eine gesellschaftliche und politische Praxis, welche die Menschenrechte und die Würde von geflüchteten Menschen an der EU-Außengrenze achtet, sowie die Menschen in Bihac unterstützt. Diese gemeinsame Absicht konnten wir mit der Übergabe von 1.300 Euro für die Verbesserung der Situation von Mädchen und jungen Frauen in der Flüchtlingsunterkunft „Sedra“ unterstreichen.

Pfarrnetzwerk Asyl

Das Pfarrnetzwerk Asyl ist ein Netzwerk von katholischen und evangelischen Pfarren mit dem Ziel, Austausch und gegenseitige Unterstützung für das Thema „Flucht und Asyl“ zu schaffen und Bewusstseinsbildung zu leisten.

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Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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