Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Österreichs
Christen in der Gesellschaft

Besprochen und diskutiert wurde in einem hochkarätig besetzten Rahmen. Sowohl im Podium, als auch unter den Mitdiskutanten waren zentrale Personen aus dem christlich, politischen und wirtschaftlichen Raum. | Foto: Melanie Schütz
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  • Besprochen und diskutiert wurde in einem hochkarätig besetzten Rahmen. Sowohl im Podium, als auch unter den Mitdiskutanten waren zentrale Personen aus dem christlich, politischen und wirtschaftlichen Raum.
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Das diesjährige Symposium der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Österreichs in Zusammenarbeit mit der Politischen Akademie beschäftigte sich mit der zentralen Frage, welche Aufgabe wir als Christen in der heutigen Zeit haben. Besprochen und diskutiert wurde darüber in einem hochkarätig besetzten Rahmen. Sowohl im Podium, als auch unter den Mitdiskutanten waren zentrale Personen aus dem christlich, politischen und wirtschaftlichen Raum.

Christen haben einen Auftrag in Politik und Gesellschaft und müssen dafür ihre geistigen Fundamente immer wieder reflektieren und fruchtbar machen. Das war die übereinstimmende Meinung eines hochkarätigen Symposiums der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) vor ein paar Tagen in Wien. Zu Wort kamen dabei als Referenten Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, der Sozial- und Familienrechtsexperte Prof. Wolfgang Mazal und die katholische Sozialethikerin Prof. Ingeborg Gabriel. Aufgrund der Corona-Bedingungen war die Teilnehmerzahl der mehrfach überbuchten Veranstaltung begrenzt und wurde deshalb auch via Facebook live übertragen.

Klare Forderungen an die Politik
Von Politikern ist aus christlicher Sicht gefordert, dass sie sich am Gemeinwohl orientieren. Das betonte Peter Schipka in seinem Statement und räumte ein, dass dies nicht einfach sei, zumal die Gemeinwohlorientierung oft die Zukunft betrifft und gegen die Interessen der jetzt Lebenden gerichtet sein kann, wie es beispielsweise beim Klimaschutz der Fall sei. Grundsätzlich verdiene es „Hochachtung“, wenn Politiker bzw. Parteien sich einer christlichen Ausrichtung verschrieben. „Sie machen sich angreifbar, weil sie an diesem hohen Standard auch gemessen werden wollen. Sie dürfen auch nicht überrascht sein, wenn sie daran gemessen werden“, so Schipka, der exemplarisch einige für Christen wichtige Themen benannte. Dazu zähle die Förderung der Familie und deren steuerliche Entlastung ebenso wie der Schutz des freien Sonntags, der den Familien - und vielen anderen - gemeinsame freie Zeit ermöglicht. Auch die Zukunft der Pflege und die Gefahr der Vereinsamung von Menschen könne Christen nicht unberührt lassen.

Zentral sei der „Schutz des menschlichen Lebens in allen seinen Phasen“, so der Bischofskonferenz-Generalsekretär, der im Blick auf die Befassung des Verfassungsgerichtshofes zum Thema Beihilfe zum Suizid christliche Politiker ermunterte, sich in die Debatte einzubringen. Es gelte klar zu machen, dass die in Österreich „geltende Rechtslage der Verfassung entspricht bzw. die Verfassung keine Beseitigung dieses Schutzes fordert“.

Unaufgeregter Realismus
Die Sozialethikerin Prof. Ingeborg Gabriel erinnerte daran, dass die Katholische Soziallehre nicht nur philosophische Wurzeln habe, sondern dass die Fragen nach Recht und sozialer Gerechtigkeit auch in der Bibel zentral seien. Das christliche Menschenbild zeichne ein „unaufgeregter Realismus“ aus. Soziale Fragen drehten sich heute oft um die gerechte Verteilung der vorhandenen materiellen Grundlagen im weltweiten Kontext, so die an der Wiener Theologischen Fakultät lehrende Sozialethikerin. Die christliche Antwort darauf sei „ein Mehr an Multilateralismus und globaler Solidarität“, gerade angesichts eines erstarkenden Nationalismus.

Christlich-sein heißt spezifisch-sein
Das spezifisch Christliche im Unterschied zu anderen Religionen und Weltanschauungen stellte der Sozialrechtsexperte Wolfgang Mazal in das Zentrum seiner Ausführungen. Typisch christlich sei die „Differenz von staatlicher und religiöser Sphäre“, so Mazal, der auf das Wort Jesu verwies, wonach man dem Kaiser geben soll, was des Kaisers ist, und Gott, was Gott gehört. Das unterscheide ein christliches Gesellschaftskonzept etwa vom islamischen Konzept der Umma und der damit verbundenen Identität von Religion und Staat. „Aus christlicher Sicht sind daher religiöse Symbole zu achten, solange sie nicht gleichzeitig staatliche Symbole sind“, so der Rechtswissenschaftler an der Uni Wien.

Grundsatzdebatte über die Soziale Frage
Minister Gernot Blümel bekräftigte die bleibende politische Relevanz der Katholischen Soziallehre, mit der er sich schon in seiner Diplomarbeit im Rahmen des Philosophiestudiums befasst hatte. „Was ist die Soziale Frage heute?“ – Dieser Zugang müsse laut Blümel in einer Grundsatzdebatte prioritär sein. Erst danach könne man anhand der stets gültigen Prinzipien der Katholischen Soziallehre Lösungen suchen. Seiner Meinung nach gehe es heute dabei in erster Linie „um die finanzielle und kulturelle Zukunft des Mittelstandes“.

Stabübergabe bei der AKV
Getragen wurde die Tagung vom langjährigen AKV-Präsidenten Helmut Kukacka, der sich gleichzeitig aus seiner Funktion verabschiedete, nachdem kurz vor dem Symposium mit Matthias Tschirf sein Nachfolger an der Spitze der AKV gewählt worden war.

Bei seinem „Abschied von einem auf Zeit verliehenen Ehrenamt“ erinnerte Kukacka an den Stellenwert einer christlich inspirierten ökosozialen Marktwirtschaft. Wer sich für den Begriff „christlich-sozial“ einsetze, solle dies zudem nicht einseitig tun, merkte Kukacka an. Mit seinem Engagement hat er die AKV, der aktuell 14 katholische Organisationen angehören, acht Jahre lang als Präsident maßgeblich mitgestaltet und möchte ihr weiterhin stark verbunden bleiben.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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