Über die Bedeutung der Jagd für Wald und Wild
Jagdverbandschefin Scherhaufer: Hegen statt schießen

Vielfältige Aufgaben im Wald: Sylvia Scherhaufer ist seit elf Jahren Jägerin. | Foto: Werner Streitfelder/NÖ Jagdverband
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  • Vielfältige Aufgaben im Wald: Sylvia Scherhaufer ist seit elf Jahren Jägerin.
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Das Jagdgesetz trägt den Jägerinnen und Jägern die Erhaltung eines gesunden und artenreichen Wildbestandes auf. Dabei müssen sie Rücksicht auf die Land- und Forstwirtschaft nehmen. Die Verantwortung ist groß, erläutert Sylvia Scherhaufer vom Niederösterreichischen Jagdverband.

Die 40-jährige Juristin Sylvia Scherhaufer ist seit 2018 Geschäftsführerin des NÖ Jagdverbandes. Im Gespräch mit dem SONNTAG spricht sie über ihre Aufgaben und Pflichten als Jägerin.

Syliva Scherhaufer: Eine wichtige Aufgabe ist beispielsweise die Verbesserung des Lebensraums der Wildtiere. Im Rahmen der Wildökolandaktion wurden bis jetzt in über 4.000 Projekten rund 3,65 Millionen Bäume und Sträucher gepflanzt. Damit werden wertvolle Rückzugsorte für Wildtiere geschaffen.

Jägerinnen und Jäger beteiligen sich auch an der Aktion „Wir für Bienen“ des Landes Niederösterreich und säen unter dem Motto „Jäger geben Bienen Heimat“ Wildäcker und Blühflächen, die Lebensräume für Hase, Fasan, Rebhuhn, Vögel, Amphibien und Insekten sind. In Notzeiten, in denen das natürliche Nahrungsangebot nicht ausreichend gegeben ist – wie bei starker Trockenheit im Sommer oder hohen Schneelagen im Winter –, versorgen die Jägerinnen und Jäger das Wild mit artgerechter Nahrung und legen Wasserstellen an.

Auch das Beobachten des Wildes im Revier ist eine wichtige Aufgabe, um zu erkennen, ob die Wildbestände stabil und vital sind. Aus den konkreten Beobachtungen im Revier leiten sich dann auch gezielte Maßnahmen ab, um einen gesunden und artenreichen Wildbestand zu erhalten.

  • Worin unterscheidet sich der Jäger vom Schießer?

Der Abschuss von Wildtieren ist nur ein kleiner Teil der Jagd und wird durch gesetzliche und behördliche Vorgaben genau geregelt. Daraus gewinnen die Jägerinnen und Jäger wertvolles und gesundes Wildbret aus der Region. Die Aufgaben der Jägerinnen und Jäger gehen aber weit darüber hinaus. Wir leben in einer Kulturlandschaft, die vom Menschen geprägt und gestaltet wird. Die Lebensräume von Wildtieren wurden und werden eingeschränkt und natürliche Wanderrouten durch Straßen abgeschnitten. Deshalb braucht es die Jagd, um hier regulierend einzugreifen, sei es durch die Entwicklung und Erhaltung gesunder Bestände oder mit Abschüssen.

Wir üben die Jagd nachhaltig aus. Das heißt, dass nicht mehr erlegt wird, als jedes Jahr zuwächst. Das ist das ureigenste Interesse der Jagd. Wir wollen unsere Wildtiere erhalten, damit auch unsere Kinder und Enkel noch auf die Jagd gehen und Wildbret genießen können.

  • Was sagen Sie zu der Aussage von Wolfsforscher Kotrschal (siehe Interview), dass das Wolfsproblem nicht mit der Flinte zu lösen ist? Welche Probleme bringt der Wolf eigentlich bezüglich der Balance in unseren Wäldern und Felder?

Ich gebe Herrn Prof. Kotrschal recht, dass Probleme mit Wölfen nicht allein mit der Büchse gelöst werden können. Die Bewachung von Weidetieren mit Hirten und Zäunen allein wird aber ebenso zu keiner zufriedenstellenden Lösung führen. Es braucht aus meiner Sicht die Kombination von Herdenschutz und nachhaltiger Jagd.

Die Rückkehr der Wölfe bringt hauptsächlich für die Landwirtschaft und dort besonders für die Almbewirtschafter große Probleme. Durch die Kleinstrukturiertheit unserer Landwirtschaft – kleine Herden und Almbauern, die ihre Tätigkeit sehr oft im Nebenerwerb ausüben – sind zusätzliche Aufgaben wie Behirtung oder Zäunung oft unlösbare Aufgaben.

Eine nachhaltige Bejagung des Wolfes darf – wie bei anderen Wildtieren auch – in Zukunft kein Tabu bleiben. So ist gewährleistet, dass der Wolf weiterhin scheu bleibt und Bestände reguliert werden.

  • Warum sind Sie Jägerin geworden?

Das Interesse für die Natur stand für mich im Vordergrund. Die Ausbildung zum Jäger ist sehr umfassend. Sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Man lernt nicht nur die Lebensweise und den Jahresablauf der heimischen Wildtiere, sondern auch ökologische Zusammenhänge. Dadurch eröffnet sich ein ganz anderer Blick auf die Vorgänge in der Natur.

Als Jägerin ist die Natur nicht nur Kulisse für die Tätigkeit, sondern man ist ein Teil davon und trägt gestaltend dazu bei. Darüber hinaus war und ist es für mich wichtig, ein hochwertiges Lebensmittel zu gewinnen. Ich koche privat ausschließlich mit Wild. Aus meiner Sicht ist das die nachhaltigste Form, sich mit Fleisch zu versorgen.

Informationen rund im die Jagd in Wien und Niederösterreich:
noejagdverband.at und jagd-wien.at

Vielfältige Aufgaben im Wald: Sylvia Scherhaufer ist seit elf Jahren Jägerin. | Foto: Werner Streitfelder/NÖ Jagdverband
Wild und Weide ganzheitlich betrachten: Die Jägerin Sylvia Scherhaufer sieht sich als aktive Gestalterin der Natur. | Foto: Werner Streitfelder/NÖ Jagdverband
Autor:

Sophie Lauringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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