Zur neuen Initiative in der St. Nikolausstiftung
Alles in Bewegung

Mit Ringen, Tüchern und Bällen bringt Felix Neureuther Bewegung in den Alltag von Kindern.
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In 26 Kindergärten der St. Nikolausstiftung in Wien läuft seit Oktober 2021 die neue Bewegungsinitiative „Beweg dich schlau!“ Entwickelt wurde sie vom ehemaligen Skistar Felix Neureuther. Kinder sollen damit dazu animiert werden, sich mehr zu bewegen und damit ihrem Körper aber auch ihrem Geist Gutes tun.

Training für Körper und Geist
Die Box ist Herzstück der Bewegungsinitiative „Beweg dich schlau!“ – ein Trainingsprogramm für Körper und Geist, das vom ehemaligen Ski-Ass Felix Neureuther in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München entwickelt wurde und das darauf abzielt, Kinder im Kindergarten, in der Schule und in ihrer Freizeit zu motivieren, sich mehr und vor allem richtig zu bewegen.
Die Frage, wo und in welcher Form sich Kinder bewegen können, ist dem ehemaligen Ski-Ass schon lange ein Anliegen. Immer wieder meldet er sich dazu zu Wort, hält Vorträge, gibt Interviews.
2020 hat er sogar eine eigene Stiftung gegründet, deren erklärtes Ziel es ist, die Bewegung und damit auch die Gesundheit, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen zu fördern. Denn klar ist, die meisten von uns, vor allem aber auch viele Kinder, bewegen sich zu wenig – was gerade bei den Kleinsten nicht nur Auswirkungen die physische Gesundheit hat, sondern auch auf ihre mentale Ausgeglichenheit, ihre Aufnahmefähigkeit und Leistungsfähigkeit. „Der Bewegungsmangel bereits im Kindergartenalter war schon vor Corona auffallend und besorgniserregend“, sagt dazu Felix Neureuther: „Die Pandemie hat das Problem dann aber katastrophal verschärft. Kinderturnen, Sportvereine und Sportanlagen waren und sind zum Teil immer wieder und immer noch geschlossen. Die Kontaktbeschränkungen haben die Möglichkeit, mit Freunden rumzutollen, ungemein erschwert. Generell wurde der Bewegungsdrang der Kinder enorm eingeschränkt. Da wollte ich nicht tatenlos zusehen.“

Bewegt durch den Tag
Speziell für Kindergartenkinder hat Felix Neureuther nun sogar ein ganz eigenes Projekt – „Beweg dich schlau! Kita“ – entwickelt, das vor allem auf die Bedürfnisse von Kindern im Alter von ein bis drei Jahren sowie von vier bis sechs Jahren zugeschnitten ist und in dessen Rahmen nicht nur die blaue Box mit all ihren Schätzen zur Verfügung gestellt wird, sondern bei dem auch Pädagoginnen und Pädagogen speziell geschult werden. Felix Neureuther tourt damit schon seit Monaten durch ganz Deutschland. Mitte Oktober war es dann auch in Österreich, konkret in Wien, soweit.

Insgesamt 26 Kindergärten der St. Nikolausstiftung nehmen nun an der Initiative „Beweg dich schlau! Kita“ teil. Der Kindergarten Klara von Assisi ist einer davon. Die Pädagoginnen dort freuen sich über die neuen Ideen und Anregungen. „Wir haben hier im 10. Bezirk keinen eigenen Garten, nur den Bewegungsraum. Jede zusätzliche Möglichkeit, mit den Kindern körperlich aktiv zu werden, ist damit eine Bereicherung. Pädagoginnen und Kinder haben eine Riesenfreude damit“, sagt Michaela Frühwirt, die Leiterin des Kindergartens. „Die Kolleginnen verwenden die Materialien im Bewegungsraum oder in ihren Gruppenräumen und am Gang. Manchmal spielen die Kinder ganz frei und nach ihren Ideen damit. Und dann verwenden unsere Pädagoginnen wieder die Impulskarten, die zur
Box mitgeliefert wurden und geben den Kindern Bewegungsimpulse. ‚Beweg dich schlau!‘ ist damit sozusagen Teil unseres Kindergartenalltags geworden.“

Bewegung ist mehr als Sport
„Dieses völlig selbstverständliche Einbauen von Bewegung im Alltag, dazu das Experimentieren mit den vorhandenen Materialien, das ‚Sich-Ausprobieren-Können‘ sind die besonders hervorstechenden Pluspunkte der Initiative“, sagt Birgit Hafner, Fachreferentin für Fortbildung, die das Projekt „Beweg dich schlau!“ in der St. Nikolausstiftung betreut: „Wenn Erwachsene von Bewegung sprechen, dann haben sie, denke ich, oft das Bild von ,wir müssen mehr Sport machen‘ im Kopf – das Aktiv-Sein in einem Sportverein, in einem Fitnessstudio. Und da sind viele Eltern dann auch schnell einmal verzagt, weil sich eben nicht alle einen Sportverein leisten können. Dabei muss es bei Bewegung in erster Linie gar nicht um sportliche Höchstleistungen gehen, sondern in erster Linie einmal darum, in Bewegung zu kommen. Und was man da auch dazusagen muss: Es geht auch nicht darum, die Kinder ununterbrochen in Bewegung zu halten. Kinder brauchen auch einen Ausgleich zwischen Bewegung und Entspannung, zwischen Action und Ruhe. Im Grunde geht es am Ende des Tages darum, dass Kinder körperlich und geistig aktiv waren.“

Spielen ist Lernen
Der Name der Initiative „Beweg dich schlau“ treffe deshalb auch genau den Kern der Sache. „Bewegung macht schlau. Wenn man sich bewegt, werden so viele Verbindungen im Gehirn geknüpft – speziell bei Kindern. Und ich denke, dass Bewegung nicht nur für die körperliche Gesundheit eines Kindes wichtig ist, sondern für seine gesamte Entwicklung, das ist vielen gar nicht so bewusst.“ Spielen, sich zu bewegen – das ist für Kinder lernen. „Nicht umsonst werden wir nicht müde zu betonen, dass der Kindergarten die erste Bildungseinrichtung ist“, sagt Birgit Hafner: „Einen Ball zu werfen und wieder zu fangen, hat mit der Auge-Hand Koordination zu tun, und diese Fähigkeit braucht man, um schreiben zu lernen. Wenn Kinder im Wald über Wurzeln balancieren, irgendwo hinaufklettern, schaukeln, einmal weichen und einmal harten Boden unter ihren Füßen haben, dann schult das nicht nur den Gleichgewichtssinn, die Kinder lernen ihre Möglichkeiten und auch Gefahren einzuschätzen – was kann ich mir zutrauen, was liegt mir nicht.“ Zudem passiere sozusagen in Bewegung sozial enorm viel: „Regeln erstellen und einhalten, Rücksicht auf andere nehmen, Toleranz üben. Bewegung ist damit viel mehr als irgendein Körpertraining und auch viel mehr als nur Sport. Bewegung – das ist etwas Ganzheitliches und damit etwas, was ganz selbstverständlich Teil des Alltags sein sollte.“

Autor:

Andrea Harringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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