Glaube.Leben.
„…mach mich ganz zu eigen dir!“

Andreas Gamerith als Archivar und Bibliothekar in der barocken Bibliothek des Stiftes Zwettl. | Foto: Paul Sieberer
  • Andreas Gamerith als Archivar und Bibliothekar in der barocken Bibliothek des Stiftes Zwettl.
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Eines gleich vorweg: Die Kunst hat sich Andreas Gamerith ganz zu eigen gemacht. Er ist 1980 in Horn
geboren, wuchs in Altenburg auf, wohnt und arbeitet heute noch im Waldviertel. Dem ehemaligen Abt
des Stiftes, Bernhard Naber, gilt sein Dank. Dieser hat ihn schon als Kind gefördert, weil Andreas die
Kunst immer schon sehr interessiert hat. Ein Porträt von Paul Sieberer.

Ich bin mit acht Jahren zu den Altenburger Sängerknaben gekommen. Hier wurde mir eine Art von Spiritualität vermittelt, die für mich wichtig geworden ist. Der Umgang mit Liturgie, die Beschäftigung mit Themen, die aus unserem geistigen Erbe kommen, ist für mich zu etwas sehr Natürlichem geworden.

Das Leben schreibt die unterschiedlichsten Geschichten. Eine davon ist die des Kunstexperten Dr. Gamerith.

Ich habe Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Barock studiert, weshalb ich mich auch mit Paul Troger, der einer der bedeutendsten österreichischen Barockmaler gewesen ist, in besonderer Weise verbunden fühle. Ich habe nicht nur in Wien, sondern auch in Rom studiert, was sehr wichtig war, denn so konnte ich die Wurzeln des
Mediums Fresko entdecken.

Heute lebt er in Röhrenbach und arbeitet im Stift Zwettl. Dort trägt er nicht unwesentlich zum Leben im Zisterzienserstift bei.

Als Kunsthistoriker betreue ich Projekte, die das Archiv und die Bibliothek betreffen. Derzeit läuft ein Projekt mit dem Land Niederösterreich, wo es um Archivumlagerung geht. In unserer Zeit denken viele dabei an Belüftungen und Fenster. Meine Arbeitsthese ist jene: unsere alten Bücher sind in einem hervorragenden Zustand, sodass anzunehmen ist, dass der Raum, in dem sie aufbewahrt wurden, im Wesentlichen funktioniert haben muss. Staub
und Schimmel sind keine Feinde. Sie erzählen mir viel über das Klima des jeweiligen Raumes.

Ein erfülltes Berufsleben braucht und verbraucht Energie. Zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Quelle auftanken zu können, scheint von Bedeutung zu sein.

Meine Kraftquellen sind die Kunst, aber auch Freundschaften. Im Zusammensein mit Freunden verliere ich nicht Zeit, ich gewinne Leben. Eine Gottesbeziehung kann letztlich nur funktionieren, wenn man bereit ist, einem Gegenüber zuzuhören.

Dr. Gamerith schafft es vortrefflich, seine Zuhörer zu faszinieren. In kurzer Zeit schafft er eine Gesprächsatmosphäre, die auch dem Laien Faszination für Kunstwerke und deren Hintergründe abringt.

Ich bin Maler, ich bin selbst Künstler. Ich beschäftige mich sehr mit historischen Techniken. Den gotischen Altar am Grab vom Kaiser Maximilian in Wiener Neustadt durfte ich 2019 gestalten.

Die Beschäftigung mit sakraler Kunst bringt es mit sich, dass man sich auch mit dem Evangelium beschäftigt. Für Gamerith ist das etwas Dynamisches, auch Interaktives.

Wenn wir uns mit dem Evangelium auseinandersetzen, müssen wir uns bewusst sein, dass jeder Text etwas Veränderliches hat und auch eine andere Position in unserem Leben einnehmen kann. So wie die Kunst Ausdruck von etwas ist, was ich nicht fassen kann. Ich möchte Leuten etwas sichtbar machen, was sie nicht sehen können.
Ich sehe mich als Übersetzer.

Dass für einen Liebhaber und Experten der kirchlichen Künste Gott eine zentrale Rolle spielt, liegt auf der Hand.

Es gab im 17. Jahrhundert die Bewegung der Probabilisten, die sich mit der Frage, wie oft man Gott im Leben lieben muss, beschäftigten. Jesuiten haben es beantwortet: Zumindest in der Sterbestunde, und wenn möglich alle fünf Jahre einmal (lacht). Ich finde das traurig, weil ich denke, dass Liebe nicht funktioniert, wenn ich so selten sage, dass ich liebe. In einem Gebet von Klaus von Flüe heißt es: „Nimm mich mir und mach mich ganz
zu eigen dir!“ Wenn wir Konflikte haben, Probleme mit anderen, mit Situationen, sind es nicht selten wir selber, die einer Lösung im Weg stehen. Gott ist der, der unerschütterlich die Idee von uns hat, und diese Idee ist unsterblich, unveränderlich und unverletzbar. Auch, wenn es im Leben Scherben gibt. Gott ist Liebe.

In weiteren Überlegungen zu Jesus, Kreuzigung und Auferstehung fällt ein Satz, der vieles auf einen einfachen, klaren Nenner bringt.

Es geht um die Bereitschaft, sich komplett hinter das zu stellen, was man ist. Es ist nichts so wichtig wie dieses Dahinterstehen. Dem Stift Zwettl einen Besuch abzustatten ist allemal eine gute Idee. Dort aber auf Dr. Gamerith zu treffen und mit ihm das eine oder andere Kunstwerk zu genießen, ist ein bleibendes Erlebnis.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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