Wort zum Sonntag von Alexandra Gfreiner, Theologin und Dipl.-Gesundheits- und Krankenschwester
Im Dialog bleiben

Foto: Foto: pixabay.com

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Jeder, der mich isst, wird durch mich leben“ – durchaus ein hartes Statement für die Jünger und Juden. Wir sind den eucharistischen Gedanken schon allzu sehr gewohnt, um wirklich ermessen zu können, wie es den Menschen vor zweitausend Jahren mit dieser Aussage gegangen sein muss. Und Jesus macht keine Abstriche, sondern steigert es noch: „Was werdet ihr erst sagen, wenn ich in den Himmel zurückkehre?“
Verständlich, dass sich die Jünger schwertun, ja, Jesus selber formuliert es für sie als anstößig, skandalös. Aber nicht das stellt das eigentliche Problem dar, sondern dass sie sich nicht an ihn wenden, lieber untereinander tuscheln, heimlich reden. Sie „tschentschn“, sie meiden die direkte, offene Kommunikation. – Murren hat in der Bibel eine lange Tradition, die besonders im Exodus ausgelebt wird. Und auf die Jahwe mit Wachteln und Manna reagiert, „damit sie erkennen, dass ich der Herr bin“. ER will im Dialog mit seinem Volk bleiben, um es zur Entscheidung zum Glauben zu führen.
Im beruflichen Umfeld ist es bei steigender Belastung durchaus verbreitet, zu murren und zu jammern – eben oft bloß untereinander. Auch wenn es manchmal gut tut und in einem gewissen Maß der momentanen Entlastung im Team dienen kann, aber auf Dauer bedarf es der Kommunikation mit den Verantwortlichen, um weiter gut miteinander zu arbeiten und sich fortzuentwickeln. Wer ständig jammert, braucht nichts zu ändern oder sich nicht aus einer gewissen Wohlfühlzone herauszubewegen und sich zu entscheiden, weil er die (Mit-)Verantwortung abgibt. Solches Klagen hat kein Ziel.
Jesus verlangt keinen blinden Glauben. Die Jünger sind in das Bekenntnis, das Petrus für sie formuliert, hineingewachsen: Sie sind eine gute Weile mit ihm umhergezogen und haben mit ihm gelebt, haben Erfahrungen gesammelt, die Zeichen gesehen, ihn kennengelernt. Jetzt sind sie herausgefordert, sich zu entscheiden: auf das Angebot eingehen, das der Vater in Jesus macht, oder weggehen und kündigen.

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Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag

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