Mit Kunst in der Kirche zu Gleichberechtigung
Wie viel Frau steckt in Gott?

Die Kunstinstallation in der Christkönig-Kirche in Krumpendorf  | Foto: Foto: Florian Gucher
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Um weibliche Positionen eines noch stets zu patriarchal gedachten, männerbasierten Gottesbildes geht es in der noch bis zum 29. Jänner laufenden Ausstellung in der Christkönig-Kirche in Krumpendorf.
von Florian Gucher

Gott birgt stets duale Komponenten in sich. „Die Hoffnung ist weiblich“ nützt dies als Grundpfeiler. Holzschnitte, die sich am Sockel befinden und erst emporgehoben werden müssen. Bewusst hängen die Frauenbildnisse von Christiane Graf-Karner nicht an der Wand – noch nicht. Sie lehnen vielmehr haltlos am Boden, sind in ihrer Schräglage entrückt und irritieren durch ihre Positionierung in einem Bereich, der nicht unmittelbar im Sichtfeld liegt, ja für den man sich bücken muss.

Für ein Gleichgewicht der Geschlechter
Um Kritik an der Frau geht es dabei nicht – vielmehr um deren Würdigung, die besser spät kommen soll als nie. Der Alltag vergisst sie. Graf-Karner will gerade auf ihre Situation „am Boden“ aufmerksam machen. Die Ausstellung geht auf Begebenheiten in der Kirche wie auch auf das generelle Weltgeschehen ein. Wie sie auch im 21. Jahrhundert noch sind, macht das gesellschaftliche Ungleichgewicht der beiden Geschlechter augenscheinlich.Wie so oft in der Geschichte bilden auch heute noch Frauen das Fundament, werden in ihrer Tätigkeit aber kaum beachtet und untergraben. Die aus der vorangegangenen Schau von Michaela Gansger und Christiane Graf-Karner entsprungene Werkpräsentation in Krumpendorf mit dem Titel „Die Hoffnung ist weiblich“, bestehend aus den sechs weiblichen Qualitäten, hinterfragt nicht unkritisch überkommene Selbstverständlichkeiten, zeigt Schieflagen symbolisch auf und setzt auf Arbeit, die vor uns liegt – als eine Kraft des Umdenkens. Die Schau bildet Realitäten ab, macht zum Umdenken bereit: „Gott hat eine starke weibliche Seite. Wenn Frauen Liturgie feiern, werden andere Elemente in den Mittelpunkt gerückt, die so fehlen. Frauen fühlen sich oft besser verstanden. In der Urkirche war Lydia beispielsweise bereits eine Diakonin, und ganze Kirchen wurden von Frauen geleitet. Hinter der Ausstellung steht die Idee, dieses schlummernde Potenzial gebührend ins Zentrum zu rücken und zeitgleich aufzurütteln“, betont die in Oberkärnten beheimatete Künstlerin.

Besondere Frauen – göttliche Attribute
Ausgewählt für die Qualitäten hat Graf-Karner starke Persönlichkeiten, nicht zuletzt aus ihrem eigenen Umfeld. Mit dabei sind ihre Großmutter als Qualität der Liebe, Ordensfrau Silke Mallmann als Hoffnungsträgerin, aber auch ihre Schwester, sie als Kunstschaffende selbst sowie einflussreiche weibliche Gallionsfiguren der Weltgeschichte, wie Verhaltensforscherin Jane Goodall oder Ozeanografin und Tiefseetaucherin Sylvia Earle. Sie alle werden mit göttlichen Attributen beschrieben, die dezidiert Weiblichkeit suggerieren und den starren, rein männlichen Gottesbegriff herausfordern. Die Schau will vorleben, was sie demonstriert: Die Bildnisse können nach der Finissage käuflich erworben werden, wobei 50 % der Einnahmen an ein Caritas-Frauenprojekt in Uganda fließen.

Autor:

Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag

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