Vögel füttern - aber richtig
Gefiederte Gäste in unseren Gärten

Foto: Bird life, Eggenberger
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Franz von Assisi (1181-1226) ist als großer Tierfreund bekannt. Seine Aufmerksamkeit richtete sich vor allem auf die Vögel. Seine Gefährten erzählen, dass er ein kaiserliches Dekret anstrebte, damit den Vögeln am Fest der Geburt des Herrn Weizen und Körner gestreut würden. Auch hierzulande denken Vogelfreunde ganz besonders in diesem Winter an die munteren Gesellen im
Federkleid.
von Ingeborg Jakl

„Wo sind die Vögel?“ Eine Frage, die Andreas Kleewein von BirdLife, Landesgruppe Kärnten, derzeit oft beantworten muss. Besorgte Vogelbeobachter stellen nämlich fest, dass ihre Vogelhäuschen und Futterstationen nicht so häufig besucht werden. „Keine Sorge“, beruhigt Kleewein. In diesem Winter bietet die Natur den gefiederten Freunden noch ausreichend Nahrung an. Da im vergangenen Frühjahr die Fichten blühten, ist jetzt Baumsamen vorhanden, erinnert Kleewein an die gelben Blütenwolken, die sich wochenlang über den heimischen Wäldern zeigten.
Körner und Fett
Generell sei es so, dass Vögel das angebotene Futter nur als Zusatz nutzen. Solange sie es schaffen, suchen Wildvögel auch im Winter nach natürlicher Nahrung. Je kälter es aber wird, umso „dankbarer“ sind sie für angebotenes Futter.
Wenn Gert Eggenberger Vögel beobachten möchte, muss er weder zum Fernglas greifen noch weit gehen. Für den Klagenfurter Fotojournalisten ist es nur der Schritt ans Fenster seines Hauses, um die gefiederten Freunde zu beobachten. In seinem naturnahen Garten hat er mehrere Vogelfutterstationen aufgestellt, wo sich die unterschiedlichsten Vögel tummeln. „Hier herrscht immer ein reger Betrieb“, sagt er.
Angefangen von der Amsel über den Haus- und Feldsperling, im Volksmund Spatzen genannt, den Buchfink, den Erlenzeisig bis hin zu den Blau-, Tannen- und Kohlmeisen, dem Buntspecht, dem Kleiber und dem Rotkehlchen.
Apropos Rotkehlchen. „Die wir jetzt antreffen, sind nicht jene, die hier im Sommer sind“, erklärt Kleewein von BirdLife. „Am Futterplatz tummeln sich Zugvögel aus dem Norden. Heimische Rotkehlchen sind dagegen weiter in den Süden gezogen“, präzisiert der Experte. Im Frühling kommen „unsere“ Rotkehlchen wieder aus dem Süden zurück und die anderen wandern Richtung Norden.
Seine Tipps für die Fütterung: Sonnenblumenkerne, Sämereien, Nüsse, aber auch Meisenknödel oder Fettblöcke sind geeignet. Wichtig ist der Futterplatz, betont Kleewein. „Am besten in der Nähe von Sträuchern und Hecken und, ganz wichtig, für Katzen nicht erreichbar!“
Futtersäulen passen perfekt
Hygiene ist an der Futterstelle oberstes Gebot. Die herkömmlichen Futterhäuschen verlangen viel Aufmerksamkeit. „Sie müssen regelmäßig mit heißem Wasser gereinigt werden“, so Kleewein. Besser sind Silofutterhäuschen und Futtersäulen sowie Meisenknödelcontainer. Futterspender, bei denen das Futter automatisch nachrutscht, seien hygienischer als ein Häuschen, in das Futter gestreut werde. Bei dieser Art von Fütterung kann das Futter nicht durch Kot verunreinigt werden. Somit wird einer Übertragung von Krankheiten vorgebeugt. Ein weiterer Tipp von Kleewein ist der naturnahe Garten. Der biete den Vögeln Unterschlupf, Brutfläche und Futter an. „Ich habe einen Naschgarten für Vögel, weil ich mich für heimische Gewächse entschieden haben, die entsprechend blühen, Insekten anlocken und Beeren haben“, sagt Hobbyornithologe Eggenberger. Dazu kommen verschiedene Bäume, zu denen auch abgestorbene Varianten gehören, die wiederum den Spechten Lebensraum bieten. Ein solch naturnaher Garten bietet Unterschlupf, Brutmöglichkeiten und Nahrung für die unterschiedlichsten Vögel. Da es solche Gärten immer weniger gibt, haben es die Vögel und auch andere Wildtiere tendenziell schwer.
Mehr Natur im eigenen Garten
Kleewein appelliert an Vogelfreunde, ihre Gärten ursprünglicher zu lassen. „Nicht den kompletten Rasen im Sommer mähen, sondern in einer Ecke das Gras wachsen lassen. Auch nicht jeder Ast muss niedergeschnitten werden. Überall dort, wo naturbelassene Flächen sind, finden Vögel Samen und Insekten.“ Etwas mehr Natur im eigenen Garten zulassen, ist seine Bitte: Ecken, in denen das Gras höher wachsen darf, dichte Hecken aus einheimischen Gehölzen und Hausbegrünungen für den Nestbau. Wer das beherzigt, wird im März wieder ein ordentliches Gezwitscher vernehmen. Das übrigens nicht nur aus reiner Lebensfreude erklingt, sondern vor allem, um Partner anzulocken und um das eigene Revier abzugrenzen.
Eine Gehirnerschütterung
Eine Frage zum Schluss, die viele Vogelfreunde beschäftigt: Was macht man mit Vögeln, die gegen die Fensterscheibe fliegen und benommen liegen bleiben? Dazu Kleewein: „Der Vogel steht kurz unter Schock. Zumeist erholt er sich rasch und fliegt auf den nächsten Ast. Was ihm bleibt ist ein Brummschädel, sprich eine Gehirnerschütterung.“ Wie sich das alles vermeiden lässt?
Dazu wieder der Vogelexperte: Keine Vogelsilhouette an die Scheibe kleben! Stattdessen lieber Folien mit Längsstreifen. Ein Mittel ist ganz simpel: Fensterscheiben im Winter nicht putzen!

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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