Neue Ausstellung im Franziskanerkloster Güssing
Schatzkammer im Kloster

P. Anton Bruck OFM, Landtagspräsidentin Verena Dunst, Superintendent Manfred Koch, Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics und Bürgermeister Vinzenz Knor. | Foto: Pfarre Güssing
  • P. Anton Bruck OFM, Landtagspräsidentin Verena Dunst, Superintendent Manfred Koch, Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics und Bürgermeister Vinzenz Knor.
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Eine Schau im Franziskanerkloster Güssing zeigt Schätze der einzigartigen Bibliothek. Darunter ein fast 900 Jahre altes Werk.

Um das Jahr 1230 herum wurde das Messbuch „Missale Zagrebiense“ geschrieben. Fast 900 Jahre später existiert das Werk noch immer. Es ist das älteste Objekt der Güssinger Klosterbibliothek und eines der Prachtexemplare der Ausstellung. Mönche bewahren im Franziskanerkloster seit vielen hundert Jahren solche Schätze. Aus Anlass 100 Jahre Burgenland wurde dazu ein Festband herausgegeben. Unter dem Titel „Bewahrte Geistigkeit und Kulturerbe von drei Nationen“ dokumentiert der von Pater Anton Bruck – in Zusammenarbeit mit Bibliotheks-Wissenschaftlern aus Ungarn – geschaffene Festband mithilfe reichhaltiger Bilddokumente das historische Erbe der Bücher in der Klosterbibliothek. Bis 17. Oktober werden im Refektorium in einer frei zugänglichen Ausstellung unter dem Titel „Aufblättern“ einige der wertvollsten Bücher gezeigt. „Eine populärwissenschaftliche Ausstellung“, nennt sie der Franziskanerpater Anton Bruck, der die Bibliothek verwaltet und die Ausstellungsstücke ausgewählt hat.

Schatzkammer. Die Bücherei beherbergt 4866 Bücher (2.812 katalogisiert), darunter circa 1551 katholische Schriftwerke. Die meisten stammen aus dem 13. bis 17. Jahrhundert. „Wir möchten der Bevölkerung in Erinnerung rufen, welche Schätze sich hier befinden“, betont Ausstellungsgestalter Heinz Ebner. Ein großer Teil der Bände befasst sich mit theologischen Themen. Bedeutsam erscheinen die Werke protestantischer Theologen der zweiten und dritten Generation, die in der Güssinger Bibliothek besonders stark vertreten sind. Auffallend sind die Streitschriften, in denen theologisch Themen diskutiert werden. Von den mehr als 200 Inkunabeln (Frühdrucke bis 1500) ist das als „schönste deutsche Bibelausgabe bis 1500“ geltende, von Anton Koberger 1483 in Nürnberg gedruckte Werk zu erwähnen. Die Schau gliedert sich in zehn Bücherstationen, die Namen wie „Heilige Schrift“, „Musik“, „Historisches“ und „Natur & Wissenschaft“ tragen.

Geschichte. Die Entstehung der Bibliothek ist eng verbunden mit der Geschichte der Familie Batthyány. 1524 übergab Ludwig II., König von Ungarn, die Burg und Herrschaft Güssing an Franz I. Batthyány (1497 – 1566). Balthasar III. Batthyány wurde 1570 protestantisch und förderte an seinem Hof Wissenschaft und Kunst, er lud namhafte Gelehrte wie Carolus Clusius ebenso nach Güssing ein wie auch den Buchdrucker Johann Manlius. Er berief protestantische Prediger wie Stefan Beythe und seine Söhne und errichtete eine Mittelschule in Güssing. Der Augustinerorden wurde aus dem heutigen Franziskanerkloster vertrieben. Güssing wurde Bischofssitz der Protestanten. Balthasar erwarb für die damalige Zeit eine enorme Anzahl an Büchern. Adam I. Batthyány (1609 – 1659) führte nach seinem Übertritt zum Katholizismus eine Revision der ererbten Bibliothek durch und übergab die Werke der nicht-katholischen Autoren den Franziskanern, die er 1638 nach Güssing berufen hatte. Zudem schenkte Adam I. den Franziskanern Werke für ihre pastorale Tätigkeit und vergrößerte damit auch deren eigene Bibliothek, die sie nach Güssing mitgebracht hatten. 359 Bücher tragen heute noch den Besitzvermerk von Balthasar Batthyány. Außerdem fanden nachweislich 338 Bände der protestantischen Predigerfamilie Beythe Eingang in die Sammlung. 1938 wurde den Franziskanern von den Nationalsozialisten der Zutritt zur Bibliothek verwehrt und die Schlüssel abgenommen. 1945 wurde die Bibliothek an die Salinenverwaltung Aussee überstellt, ein kleiner Teil (43 Bände) kam nach Graz in die Landesbibliothek. 1955 wieder nach Güssing gebracht, fand die Bücherei im Obergeschoss des Klosters ihren Platz, wo sie bis heute untergebracht ist. „Gott sei Dank steht heute das Miteinander für Katholiken und Protestanten im Burgenland im Vordergrund“, betonte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics. Interessierte können eine Buch-Patenschaft abschließen. Jeder kann mit einem frei gewählten Betrag bei der Erhaltung und Restaurierung einzelner Bücher mithelfen – diese Unterstützung wird im jeweiligen Werk vermerkt.

Die Ausstellung ist bis 17. Oktober im Refektorium des Franziskanerklosters Güssing zu besichtigen. Mehr Infos unter: pfarre.guessing@franziskaner.at

Autor:

Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

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