Burgenländische Gläubige bei der „E-Synode“
„Sagt etwas, macht Krach, träumt“

Diskussion am Computer. TeilnehmerInnen an der ersten E-Synode der Diözese Eisenstadt.   | Foto: GERALD GOSSMANN
  • Diskussion am Computer. TeilnehmerInnen an der ersten E-Synode der Diözese Eisenstadt.
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Mittels Computer konnten Gläubige online an der ersten E-Synode im Burgenland teilnehmen. Dort wurde debattiert, kritisiert und an einem Zukunftsbild von Kirche getüftelt. martinus hat das virtuelle Zusammenkommen besucht und zugehört.

GERALD GOSSMANN  

Dienstagabend, 19 Uhr, viele Gesichter erscheinen auf dem Bildschirm. Burgenländische Gläubige schalten sich zur ersten E-Synode (einer moderierten Veranstaltung am Computer) zu. Mit der virtuellen Diskussionsrunde wolle man jenen eine Stimme geben, die sich in Corona-Zeiten lieber in dieser Form zu Wort melden oder bisher noch keine Gelegenheit dazu hatten. „Wir hören zu, fragen nach und halten die Überlegungen fest, so dass diese in den weiteren Beratungsprozess einfließen können“, betonte Maximilian Hrazdil von der Diözese.

Unterschiede nach Alter und Status. Katharina Stipsits, Religionspädagogin aus Stegersbach, fasste Wortmeldungen einiger Teilnehmer zusammen. Diese würden „Begegnungen auf Augenhöhe“ vermissen. „Es sollten keine Unterschiede gemacht werden nach Alter und Status.“ Viele Pfarrgemeinden würden zwar ein Engagement der Gläubigen erwarten, den unterschiedlichen Charismen aber mit zu wenig Offenheit begegnen, lautete der Tenor mehrerer Diskussionsteilnehmer. „Es wäre wichtig, Gemeinschaft so zu gestalten, dass sich jeder als Teil davon wahrnimmt“, betonte Stipsits. „Wenn Kirche von allen als offen empfunden wird, dann kommen auch mehr Menschen und bringen sich ein.“ Ein Schwerpunkt der Diskussion war dem Thema „Frauen in der Kirche“ gewidmet. Diese würden „in eine dienende Rolle gedrängt“, fasste Rebecca Gerdenitsch-Schwarz, stellvertretende Leiterin der Pastoralen Dienste, einige Wortmeldungen zusammen. „Die Kirche sollte Akzente setzen für die Förderung der Frauen.“ Oftmals fehle es ihrem Dienst gegenüber an Wertschätzung, wurde beklagt. Generell gäbe es gute Ideen von Gläubigen, doch viele scheuen deren Umsetzung, „weil sie Angst vor einem Scheitern haben.“ Zudem wurde die oft antiquierte „kirchliche Sprache“ kritisiert. „Die Hälfte der Bevölkerung versteht uns nicht mehr.“

„Träumt.“ Der Ständige Diakon und ehemalige Top-Manager Paul F. Röttig wüsste gerne das Thema „Gendergerechtigkeit“ weiter gefasst. „Das betrifft nicht nur den Umgang mit Mann und Frau, sondern auch mit gleichgeschlechtlichen Menschen in der Kirche.“ Gustav Krammer, Pastoralassistent in Bad Tatzmannsdorf, beklagte, dass kein Priester und niemand aus der Führungsebene der Diözese an der Veranstaltung teilnahm. Paul Röttig fügte an: „Würden wir dann anders diskutieren? Was zur Frage führt: Wie ehrlich kann und darf man in der Kirche über diese Fragen sprechen.“ Dem folgte ein Appell: „Sagt etwas, macht Krach, träumt.“ Karl Woditsch, ehemaliger Generalsekretär der Katholischen Aktion, störe sich „an dieser katholischen Gleichmacherei bei Sitzungen. Warum hält man es nicht aus, dass am Ende zwei Meinungen gleichberechtigt nebeneinander stehen bleiben.“

Was passiert mit den Wortmeldungen? Gustav Krammer fragte nach, was denn mit den vielen Reaktionen der Gläubigen passieren werde. Maximilian Hrazdil, Vizekanzler der Diözese, verwies darauf, dass in der ersten Phase „das große Zuhören“ stattfinde. „Wir möchten eine große Offenheit ermöglichen.“ Man wolle das Feedback nicht bloß vorsondieren, bündeln und nach Rom schicken, sondern daraus in erster Linie Wege für die eigene Diözese ableiten. Krammer betonte, „dass Themen wie Machtreduktion schon lange diskutiert werden. Aber passiert ist nichts.“ Hrazdil verwies darauf, dass „Kirche nicht nur ‚die da oben‘“ seien, „sondern wir alle. Wir alle tragen Verantwortung für die Kirche.“ Teilnehmerin Ursula Rieder blieb zuversichtlich. „Mit Gottes Segen wird es uns gelingen, die Kirche lebendig zu machen.“

Autor:

Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus

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