Isabella Michl-Eitel, Religionslehrerin am BRG Oberpullendorf
Die backende Religionslehrerin

Isabella Michl-Eitl bäckt mit ihren SchülerInnen schon einmal „Bibelkuchen“ und sucht die Zutaten dafür in der Heiligen Schrift. | Foto: PRIVAT
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Eine Stunde, in der nicht gelacht würde, sei „eine verlorene“, sagt Isabella Michl-Eitel. Mit einer Prise Humor versucht sie ihre Schüler zu „vernunftbegabten Menschen“ zu erziehen.

ELIZABETH WERTZ

Um die Erzählungen aus der Bibel für Zehnjährige interessant zu machen, greift Isabella Michl-Eitel in die Trickkiste: Sie bäckt zum Beispiel Bibelkuchen. In der Erntedankzeit sucht sie mit ihren SchülerInnen dann nach Bibelstellen, in denen eine Zutat vorkommt, die sie zum Backen des Kuchens benötigen. Es gibt aber auch Einwände, schildert die Lehrerin: „Ein Schüler hat sich beschwert, dass in der Bibel Rosinen vorkommen. ‚Warum gab es damals noch keine Schokolade? Des warat besser!‘, hat er gemeint.“

Kritik an der Kirche. Die aus Wien stammende Religions- und Geschichtelehrerin unterrichtet aber nicht nur die Kleinsten, sondern auch Jugendliche. Mit ihnen diskutiert sie immer wieder heiße Eisen oder Kritisches. „Es wäre den Schülern gegenüber unglaubwürdig zu negieren, welche Verbrechen leider oft unter dem Deckmantel von Religionen begangen wurden.“ Im Zentrum ihres Religionsunterrichts stehen aber die zentralen Inhalte des Glaubens. Für die Pädagogin hängt viel von der eigenen Glaubwürdigkeit ab: „Glaube ist eine Gnade und ein Geschenk. Wenn man das als Person authentisch ausstrahlt, haben die Jugendlichen schon einmal einen Grund, zumindest darüber nachzudenken.“

Schüler wollen Reformen. Sie versucht ihre Schüler dazu anzuhalten, selbst vernünftig zu denken und zu argumentieren. So hört die Mutter zweier Kinder in ihrem Unterricht oft Kritik an der katholischen Kirche. „Sie finden es beispielsweise nicht gut, dass Frauen keine Priesterinnen sein und Priester nicht heiraten dürfen.“ Isabella Michl-Eitl versucht diese Sichtweise immer wieder mit Passagen aus dem Leben Jesu zu beantworten: „Ich kann ihnen nur aufzeigen, dass Jesus für seine Zeit ein sehr toleranter Mensch war. Er hat niemanden ausgeschlossen – im Gegenteil: An seinem Tisch hatte jeder und jede Platz. Er hat Frauen ernst genommen und gleich behandelt.“

Religion ist wichtig. Gerade die Tatsache, dass ihre SchülerInnen einige Kritikpunkte an der katholischen Kirche finden und sich damit auseinandersetzen, zeige ihr aber, dass der Glaube für die Jugend weiterhin Bedeutung hat. Am Gymnasium Oberpullendorf gibt es zwar noch keinen Ethikunterricht, aber die Lehrerin ist überzeugt davon: „Wenn sie die Wahl zwischen Ethik- und Religionsunterricht hätten, würden, so glaube ich, doch viele beim Religionsunterricht bleiben.“ 
Für ihre Schüler, so bemerkt sie, seien die Werte der Kirche wichtig. „Ich stelle immer wieder fest, dass die christliche Ethik junge Menschen immer noch anspricht“, sagt die Religionslehrerin. Ihre Mitmenschen und Umwelt seien den Heranwachsenden nicht egal. Die Schüler faszinieren daher Themen „wo Menschen, dem Beispiel Jesu folgen, um anderen zu helfen und gegen Unterdrückung ankämpfen.“ Im BRG Oberpullendorf wird aber nicht nur über solche Themen diskutiert, sondern auch gehandelt: „Wir haben zum Beispiel bei ‚Weihnachten im Schuhkarton‘ mitgemacht, oder veranstalten jedes Jahr einen Advent- bzw. Sozialmarkt“, erzählt die 37-Jährige.

Bleib daheim.
Die Umstellung von Schulalltag auf Homeschooling haben Lehrerin und Schüler während des Lockdowns gut gemeistert. „Am ersten Tag gab es technische Schwierigkeiten, aber das Ganze hat sich gut eingependelt,“ schildert Michl-Eitel. Interessant an den Aussagen der Lehrerin ist aber, was viele Eltern und eventuell auch Schüler nie erwartet hätten: „Viele der Kinder vermissten die Schule sehr bald.“ Nun kommen sie im neuen Schuljahr wieder zusammen. „Nichts“, so sagt die Pädagogin entschlossen, „kann den Unterricht, wo man sich wieder direkt gegenübersteht, miteinander lacht und voneinander lernt, ersetzen.“ «

Autor:

Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus

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