Gedanken zum Evangelium: 24. Sonntag im Jahreskreis
Sich dem Fluss des Lebens anvertrauen

Christsein ist oft hart und anstrengend, oftmals nicht der Weg, wo ich wie ein Schmetterling von einer Blüte zur anderen fliege, von einem spirituellen Event zum nächsten, sondern es geht auch darum, die Mühe der Ebene auszuhalten.  | Foto: iStock-mikkelwilliam
  • Christsein ist oft hart und anstrengend, oftmals nicht der Weg, wo ich wie ein Schmetterling von einer Blüte zur anderen fliege, von einem spirituellen Event zum nächsten, sondern es geht auch darum, die Mühe der Ebene auszuhalten.
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Das heutige Evangelium irritiert zunächst und dann öffnet es den Blick für eine größere Lebendigkeit und Freiheit. Schön zu lesen, dass auch Petrus auf diesem Weg ein Lernender war.

Menschen sind oft von Bildern und Vorstellungen geleitet, die wir von anderen haben. Das gilt auch für die Jünger Jesu. Sie haben alle möglichen Erwartungen, Sehnsüchte und Phantasien auf Jesus projiziert und mit diesen Vorstellungen sind sie sich mitunter auch selbst im Weg gestanden. Petrus ist mit seiner Reaktion ein für mich sehr sympathisches Beispiel. Er hat sein Bild von Jesus und er ist zutiefst irritiert, dass Jesus anders tickt, als er sich das erwartet.

Auch Petrus war einfach ein Mensch, geprägt von seinen Vorstellungen und Ideen. Jesus wird an dieser Stelle sehr energisch. „Tritt hinter mich, du Satan!“ war ja auch damals nicht gerade ein Kompliment. Jesus fühlt sich durch die Reaktion des Petrus zutiefst missverstanden. Er versteht sich selbst nicht als der strahlende Held, als der bejubelte Freiheitkämpfer, sondern er ist gekommen, um sich auf die Verwundbarkeit und Verletzlichkeit menschlichen Lebens einzulassen.

Wenn ich dieses Evangelium lese, dann ermutigt es mich, mich auf die Wirklichkeit meines eigenen Lebens einzulassen, mich meinen Wunden, Dunkelheiten und Schattenseiten zu stellen. Wenn ich dieses Evangelium lese, dann verändert es auch meinen Blick auf die oft mühsamen und armseligen Seiten von Kirche.

Christsein ist oft nicht der Weg, wo ich wie ein Schmetterling von einer Blüte zur anderen fliege, von einem spirituellen Event zum nächsten, sondern oft geht es auch darum, die Mühe der Ebene auszuhalten und zu fragen, welchen Beitrag ich hier und jetzt leisten kann, dass die Botschaft des Evangeliums hier gelebt werden kann und lebendig wird. Das eigene Leben verlieren, das heißt in diesem Zusammenhang, diese Fixierung auf die eigenen Vorstellungen relativieren. Es bedeutet aber keine Lust am Leiden, sondern vor allem auch ein wachsendes Maß an innerer Freiheit. Indem ich diese Fixierung auf meine Vorstellungen relativiere, werde ich fähig, mich dem Fluss des Lebens auszusetzen und anzuvertrauen, neue, ungeahnte Möglichkeiten in mir, in der Kirche, in der Pfarre wahrzunehmen.

Das Kreuz tragen heißt für mich also: lass dich nicht unterkriegen, sei berührbar, seid verwundbar und hab den Mut, trotz aller Beeinträchtigen die das Leben mit sich bringt, an der Seite Jesu ein glücklicher Mensch zu werden.

Autor:

Markus Beranek aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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