Gedanken zum Evangelium: 18. Sonntag im Jahreskreis
Nahrung für Leib und Seele

Wer sich von Gott geliebt weiß, wird bereit sein, sich von der Not der Mitmenschen berühren zu lassen und etwas dagegen zu tun, ohne selbst Angst zu haben, in Not zu geraten.
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  • Wer sich von Gott geliebt weiß, wird bereit sein, sich von der Not der Mitmenschen berühren zu lassen und etwas dagegen zu tun, ohne selbst Angst zu haben, in Not zu geraten.
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Matthäus 14, 13–21
Eine der großen Fragen, auch im 21. Jahrhundert, ist: Wie kann man den Hunger und die Armut in der Welt beenden? Viele Generationen haben sich schon Gedanken darüber gemacht, Vorschläge unterbreitet, Initiativen gestartet, und trotzdem: Die Zahl der Menschen, die hungern und Not leiden, wird nicht geringer. Warum greift Gott da nicht ein, wie es Jesus damals mit den Broten und den Fischen getan hat?

In der Zeit, in der ich in Ghana arbeitete, hätte ich mir des Öfteren eine Fisch- und Brot­- vermehrung gewünscht. Bei zu großer Trockenheit hatten die Bauern in den Dörfern bis zur Hälfte weniger Ernteerträge. Viele hatten dann nur einmal am Tag etwas zu essen.

In dieser Situation verteilten wir Lebensmittel und neues Saatgut, um so die Zeit bis zur nächsten Regenperiode zu überbrücken. Auch unsere Schulküche war gefordert, denn mit leerem Magen lernt man als Schüler schlecht.

Jesus gibt im heutigen Evangelium den Jüngern einen klaren Auftrag: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Die Leute einfach wegzuschicken ist für ihn keine Lösung, auch wenn nur wenige Vorräte da sind.

Die Jünger begriffen ab diesem Moment, was Jesus von ihnen wollte. Auch wenn der eigene Vorrat klein ist und man ihn mit anderen Menschen teilt, kann es trotzdem für viele genug sein. Weil Jesus die Menschen liebt und Mitleid hat, hat er das Wunder vollbracht, damit es für beides reicht – für den Leib und die Seele.

Interessant ist, dass, nachdem die Brote und Fische ausgeteilt worden waren, genau zwölf Körbe übrig blieben. Die Zahl steht für die zwölf Stämme Israels, oder man kann sagen, in Verbindung mit Jesus Christus, für alle Menschen in der Welt. Wenn wir unseren Glauben mit der Liebe leben, die Er uns schenkt, ist in der Welt für alle genug vorhanden.

Bei der Brotvermehrung wird verdeutlicht, was im Glauben wesentlich ist – dass auf die grenzenlose Liebe Gottes Verlass ist. Wer sich von Gott geliebt weiß, wird bereit sein, sich von der Not der Mitmenschen berühren zu lassen und etwas dagegen zu tun, ohne selbst Angst zu haben, in Not zu geraten.

Beim weiteren Betrachten des Evangeliums der wundersamen Brotvermehrung erkennt man, wie Matthäus die vier Handlungen des Abendmahles beschreibt. Jesus „nimmt“ die fünf Brote und die zwei Fische, er blickt zum Himmel und „betet“, er „bricht“ die Brote und „gibt“ sie den Jüngern, die sie dann an die Leute austeilen.

Was anfänglich wie eine nichtgeplante und provisorische Essensausgabe aussah, wurde zu einem gemeinschaftlichen Mahl. Es wurde keiner abgewiesen, es wurde jeder gestärkt, es herrschte Freude, und es blieben genug Vorräte über, die man an andere Menschen weitergeben konnte, also kein Bangen für den nächsten Tag.

Den Bedarf den Hunger zu stillen wird es wahrscheinlich immer geben. In der Eucharistie empfangen wir Jesus selber. Das stillt unser Verlangen nach dem ewigen Leben.

Impulse zum Evangelium

  • Ist mir beim Kauf von Brot bewusst, dass von der Aussaat des Korns bis zur Herstellung des Brotes viele Hände nötig sind?
  • Habe ich mir schon Gedanken gemacht, wie es um meine eigene Solidarität mit denen steht, die in Armut und im Abseits leben?
  • Wann habe ich das letzte Mal wirklich Freude beim Teilen empfunden, oder wann habe ich mich von Dingen getrennt, die mir wichtig waren, um anderen eine Freude zu machen?
Evangeliumskommentar als PDF
Autor:

Günter Mayer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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