Junge Meinung
Katholische Frauenpower

Constanze Huber (31) ist Kulturmanagerin, langjährige Ehrenamtliche und Kirchenmusikerin in der Erzdiözese Wien sowie  Gründerin der Initiative "weilmaglaubn" – einer Plattform für authentische und bodenständige Glaubenskommunikation. | Foto: privat
  • Constanze Huber (31) ist Kulturmanagerin, langjährige Ehrenamtliche und Kirchenmusikerin in der Erzdiözese Wien sowie Gründerin der Initiative "weilmaglaubn" – einer Plattform für authentische und bodenständige Glaubenskommunikation.
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Das Cover der Ausgabe 19 hat mich aufmerksam gemacht. Ein Bild einer attraktiven Blondine, mit gefalteten Händen und entrücktem Blick, unter dem Titel „Frauenpower in der Kirche“. Doch das entspricht so gar nicht meinem Bild einer starken Frau in der Kirche.

Also stelle ich mir die Frage, wessen Bild es dann entspricht. Sieht man uns so von außen oder vielleicht sogar von innen? Warum muss die katholische Frau denn so gezähmt sein? Folgen wir immer noch dem Ideal der devoten, blassblauen Mariendarstellungen der vergangenen Jahrhunderte? Ich kenne so viele starke, gläubige Frauen und keine entspricht diesem Bild. Das sind engagierte Frauen, empörte, neugierige, zartfühlende, reflektierte, desillusionierte, unzufriedene und zufriedene Frauen. Frauen, die für sich alleine Hauskirche feiern oder Zuflucht suchen in anderen Kirchen. Frauen, die sich leidenschaftlich in ihren Gemeinden engagieren oder voll Tatendrang etwas verändern. Keine davon ist gezähmt, blassblau oder devot.

Und doch – hier kann ich nur für mich selbst sprechen – fühle ich mich immerzu an diesem Bild gemessen. Ich selbst frage mich im kirchlichen Kontext oft erst, ob mein Auftreten angemessen ist, anstatt zu fragen, ob ich so authentisch bin. Wir fragen erst, ob wir die Kirche repräsentieren, statt, ob die Kirche uns repräsentiert. Und genau da liegt der Fehler. Jesus ist besonders zu denen gekommen, die imperfekt und unangepasst waren – er hat das Individuum aus der Masse erkannt und jede:n Einzelne:n als solches geliebt. Danach sollten wir als Kirche streben. Individualität vor Idealbild und Authentizität v or Angepasstheit.

Wie ist also mein Bild einer starken Frau in der Kirche? Für mich gibt es sie nicht, die eine starke katholische Frau. Es wäre eine Collage vieler Hände – geballt, gefaltet, werkend und klatschend. Vieler Augen – lachend, strahlend, weinend, weit aufgerissen und müde geschlossen. Vieler Frauen – ganz authentisch, imperfekt und unangepasst.

Zur Plattform: weilmaglaubn.at

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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