Kommentar: Die Kirche & ich
Herr, wir können ganz gut schweigen

Foto: kap / Caritas Wien

Als Bayern München vor ein paar Tagen den Championsleague-Sieg feierte, trugen die Spieler Leiberln mit der Aufschrift „Champions of Europe 2020“. Wohlverdient. Nur unser David Alaba hatte ein anderes Trikot. Darauf stand: „Meine Kraft liegt in Jesus“.

Alaba gehört der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten an. Ich bin froh, Katholik zu sein. Aber ich bewundere an den Adventisten ihr intensives Bibelstudium und – siehe Alaba – ihre Bekenntnistreue in der Öffentlichkeit. Diese Freikirche ist derzeit die am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft. Vielleicht hat das alles miteinander zu tun.

In unserer Kultur ist es ganz normal, wenn tausende Schlachtenbummler der Welt zeigen, dass sie Fans einer Fußballmannschaft sind. Aber wenn einmal ein Fußballer der Welt zeigt, dass er Fan von Jesus ist, berührt uns das peinlich. Warum ist das so?

Ich bin überzeugt, dass in unser aller Leben Gott „große Zeichen und Wunder“ (Apg 15,12) wirkt. Aber wir haben nicht gelernt, über sie zu sprechen – und darum nehmen wir sie auch nur mehr selten wahr. Anders als Petrus und Johannes können wir ganz gut schweigen, weil wir übersehen und weghören. Sonst würden wir den Erlöser nicht so zurückhaltend bekennen, als wäre er ein anstößiger Verwandter, über den man nur innerhalb der Familie spricht.

Ich glaube, dass wir unsere Strahlkraft nicht mit Kirchenreformen wiederherstellen werden, sonder nur, indem wir wieder lernen, uns von Gott so begeistern zu lassen, dass nichts mehr schöner ist, als überall sein Loblied zu singen. Auch wenn keiner von uns je die Champions League gewinnt.

Autor:

Michael Prüller aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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