Zeit für Widerstand
Kein Mensch ist vor dem Bösen gefeit

Oft denken wir, dass Versuchungen um uns herum lauern, jedoch beginnen sie in uns, in unseren Gedanken.  Nachdem wir alle am Weg sind, gelingt uns Menschen die vollständige Überwindung des Bösen hier auf Erden nicht, aber im Vertrauen, dass der Heilige Geist uns führt und lenkt, fühle ich mich bestärkt am Weg zu sein, dem Bösen zu widerstehen und Anfechtungen zu erkennen. | Foto: Pixabay
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  • Oft denken wir, dass Versuchungen um uns herum lauern, jedoch beginnen sie in uns, in unseren Gedanken. Nachdem wir alle am Weg sind, gelingt uns Menschen die vollständige Überwindung des Bösen hier auf Erden nicht, aber im Vertrauen, dass der Heilige Geist uns führt und lenkt, fühle ich mich bestärkt am Weg zu sein, dem Bösen zu widerstehen und Anfechtungen zu erkennen.
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Wer sich intensiver mit der Heiligen Schrift befasst, stößt auch öfter auf die Sünde, das Böse, die Versuchung, den Satan.
Hinter der Entscheidung unserer Stammeltern zum Ungehorsam steht eine verführerische widergöttliche Stimme [Vgl. Gen 3,1—5.], die sie aus Neid in den Tod fallen lässt.

Interview mit Elisabeth Forstreiter (Pfarre Neuguntramsdorf) über die begrenzte Macht des Teufels, die trickreichen Erscheinungsformen des Bösen und wie man dem Bösen widerstehen kann.

Ich bin begeisterte Christin und versuche meine Charismen in der Leitung der Erstkommunionvorbereitung und der Alphakurse einzubringen“, erzählt Elisabeth Forstreiter aus der Pfarre Neuguntramsdorf.  Nach dem ersten Alphakurs in ihrer Pfarre hat sie eine Jüngerschaftsschulung besucht und ist Mitglied einer Kleingruppe. „Wir nennen das in unserer Pfarre Koinoniagruppe“, sagt Forstreiter. Im Alphakurs gibt es auch einen Abend über den Bösen/das Böse, Elisabeth Forstreiter hat sich dadurch intensiver mit dem Bösen auseinandergesetzt.

„Elisabeth
Elisabeth Forstreiter


Glauben Sie, dass es den Teufel gibt?

Ja. Ich glaube, dass es den Teufel gibt, allerdings nicht wie in einem dualistischen System, wo es zwei personale Prinzipien gibt, Gott und den Teufel, die beide gleich mächtig sind. Sondern der Teufel ist ein Geschöpf, der sich Gott unterordnen muss. Seine Macht ist begrenzt durch Tod und Auferstehung von Jesus Christus und indem auch wir dem Bösen widersagen.

Wir leben in einer Zeit zwischen dem 1. Kommen von Jesus Christus und dem 2. Kommen von Jesus Christus – und diese Zeit ist eine Zeit der Bewährung. Ich persönlich bezeichne das Böse nicht gerne als Teufel, sondern eher als Satan, den Widersacher.

Wie bezeugt die Bibel die Existenz des Teufels?
Sowohl im Alten Testament, als auch im Neuen Testament bezeugt die Bibel auf verschiedene Art und Weise die Existenz des Teufels oder des Satans. Gleich zu Beginn bei Genesis 2, 9 lesen wir vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, in Genesis 2,17 das Gebot, nicht von diesem Baum zu essen und in Genesis 3 wird der Fall der Menschen durch die Versuchung der Schlange beschrieben. Die Bibel bezeugt den Teufel als eine personale böse Macht.

Wir können in der Bibel verschiedene Bezeichnungen finden, die auch einiges über die Wesensart des Teufels bezeugen: Beispielsweise lesen wir in Matthäus 4, 3 vom Versucher, oder in Hiob 1,6 vom Satan, in Johannes 14,30 wird der Teufel als „Herrscher der Welt“ bezeichnet. In Matthäus 10,25 lesen wir vom Beelzebul oder in der Offenbarung 12,9 vom großen Drachen, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt. Wie der Teufel selbst Jesus verführen will, lesen wir in Matthäus 4,1-12, als Jesus zum Fasten in die Wüste ging.

Auf welche Weise versucht uns der Teufel? Wie macht uns das Böse im Leben zu schaffen?
Oft denken wir, dass Versuchungen um uns herum lauern, jedoch beginnen sie in uns, in unseren Gedanken. Jesus weist uns in Markus 7,21-23 darauf hin, als er sagte: „Denn aus dem Inneren, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, ...“

Ich glaube, dass es das, ich nenne es „Göttliche Selbst“ in jedem von uns Menschen gibt. Das ist unsere Identität, wie wir individuell und einzigartig von Gott erschaffen wurden. Und dann gibt es unser „Ego“, das sich nicht zufriedenstellen lässt und nach immer mehr strebt. Dieses „Ego“ in uns ist auch der Angriffspunkt für den Teufel. Er weckt Sehnsüchte oder Bedürfnisse in uns, die beginnen oft im ganz Kleinem und können sich bis hin zu Neid, Hass oder Eifersucht äußern oder ruft falsche Ängste und Zweifel in uns hervor.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass überall dort, wo sich die Liebe Jesu vertieft, auch der Widersacher kräftig am Werk ist. Das äußert sich dann beispielsweise oft in Konflikten oder Intrigen, die plötzlich auftauchen.

Haben wir vielleicht ein falsches Bild vom Teufel?
Mit Sicherheit gibt es falsche Bilder vom Teufel. Alle herkömmlichen Bilder wie beispielsweise vom kleinen roten Männchen mit Boxhörnern, Pferdefuß und nach Schwefel riechend, greifen nicht und dadurch ist die Versuchung groß zu glauben, es gibt ihn nicht.

Was mich viel mehr jedoch beschäftigt ist, dass „das Böse“ in manchen kirchlichen Bereichen zum Tabu-Thema geworden ist. Es wird entweder gar nicht darüber gesprochen oder verharmlost.

Ich habe den Eindruck, dass der Teufel als „ein Bild aus den alten Zeiten“, als etwas Konservatives gesehen wird. In der Geschichte der katholischen Kirche wurde ja das Bild des Teufels auch immer wieder dazu benutzt, um Menschen Angst einzujagen oder Macht auszuüben. Das erlebe ich heute so nicht mehr. Vielmehr erlebe ich, dass wir uns schwer tun, über das Wort Sünde zu reden. Sünde ist all das, was uns von Gott trennt. Dazu gehört allem voran das Böse.

In der heutigen Zeit finde ich es aber umso wichtiger, dass das Böse auch thematisiert wird. Es soll niemals die Überhand bekommen, jedoch sollten wir uns stets bewusst sein, dass es existiert und dass es an uns selbst liegt, uns für die Versuchung oder für Jesus zu entscheiden. Versuchungen sind immer dazu da, unsere Beziehung mit Gott zu vertiefen. Es sind Chancen.

Im 1. Korinther 10, 13 lesen wir, dass die Proben, auf die unser Glaube gestellt wird, nie über das gewöhnliche Maß hinausgehen. Gott ist treu und er wird nicht zulassen, dass Prüfungen über unsere Kraft gehen. Wenn wir von Gott auf die Probe gestellt werden, wird er auch immer dafür sorgen, dass wir sie bestehen können.

Wie können wir dem Bösen widerstehen, wie überwinden wir das Böse?
Indem wir in einer engen Beziehung und Freundschaft mit Jesus leben und wachsam sind. Indem wir uns bewusst sind, dass wir durch die Taufe Kinder Gottes sind. Wenn manchmal starke Zweifel oder beispielsweise Gedanken des Neides in mir hochkommen, so widersage ich bewusst im Gebet dem Widersacher und bekenne, dass ich ein Kind Gottes bin und bitte den Heilige Geist um seine Führung und Heilung meiner Gedanken.

Ich finde es sehr ermutigend, was wir in Epheser 6, 10-20 lesen. Nämlich über unsere Ausrüstung zum Kampf: Den Gürtel der Wahrheit, den Panzer der Gerechtigkeit, die Schuhe der Bereitschaft, das Schild des Glaubens, den Helm des Heils und das Schwert des Geistes. Betet und seid wachsam!

Nachdem wir alle am Weg sind, gelingt uns Menschen die vollständige Überwindung des Bösen hier auf Erden nicht, aber im Vertrauen, dass der Heilige Geist uns führt und lenkt, fühle ich mich bestärkt am Weg zu sein, dem Bösen zu widerstehen und Anfechtungen zu erkennen.

In der katholischen Kirche haben wir das Sakrament der Buße, das uns zur Sündenvergebung einlädt. Mit einem guten Beichtvater kann man über seine Sünden, seine Versuchungen oder bösen Gedanken offen reden und durch die Kraft des Heiligen Geistes Heilung erfahren.

Serie: Die sieben "Todsünden"

Oft denken wir, dass Versuchungen um uns herum lauern, jedoch beginnen sie in uns, in unseren Gedanken.  Nachdem wir alle am Weg sind, gelingt uns Menschen die vollständige Überwindung des Bösen hier auf Erden nicht, aber im Vertrauen, dass der Heilige Geist uns führt und lenkt, fühle ich mich bestärkt am Weg zu sein, dem Bösen zu widerstehen und Anfechtungen zu erkennen. | Foto: Pixabay
Elisabeth Forstreiter | Foto: privat
Autor:

Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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