Impulse für das Josefs-Jahr
Josef hatte kein Problem, im Schatten einer Frau zu stehen

Hl. Josef mit dem Jesuskind. (Bründl-Kapelle in einem Hain bei Pulkau, NÖ) | Foto: kathbild.at/Rupprecht
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  • Hl. Josef mit dem Jesuskind. (Bründl-Kapelle in einem Hain bei Pulkau, NÖ)
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Das von Papst Franziskus ausgerufene Josefs-Jahr begann am 8. Dezember 2020. Nächster Anlass, sich eingehender mit dem Ziehvater Jesu zu befassen, ist der Josefi-Tag am 19. März.

Vor 151 Jahren, 1870, wurde der hl. Josef zum kirchlichen Universalpatron erklärt. Papst Franziskus hat aus diesem Anlass mit dem Apostolischen Schreiben „Patris corde ein Josefs-Jahr für die Kirche ausgerufen, um die Gestalt des hl. Josef erneut in den Mittelpunkt der kirchlichen Aufmerksamkeit zu rücken. Der deutsche Bibelwissenschaftler Ansgar Wucherpfennig SJ erklärt gegenüber dem SONNTAG die Faszination der biblischen Gestalt des hl. Josef.

  • Was zeichnet den biblischen Josef aus?

Ansgar Wucherpfennig SJ: Josef ist der erste Mensch, der im Neuen Testament gerecht genannt wird. Erst später sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer.“ Jesus hat bei Josef gelernt, was Gerechtigkeit bedeutet. Zusammen mit Maria bringt er als Dank für Jesu Geburt als Opfer im Tempel Tauben dar. Das war nach der Tora ein Opfer der Armen. Josef gehört also zu den Armen, unter denen Jesus gesehen hat, dass das Reich Gottes anbricht.

  • Ist Josef nicht gleichsam der Mann im Schatten der Gottesmutter?

Josef hat als Mann keine Probleme gehabt, im Schatten einer Frau zu stehen. In der Bibel ist es aber nicht ganz so: Lukas erzählt vor allem von Maria, aber nach Matthäus ist Jesus die wichtigste Figur für die Kindheit und Erziehung Jesu. Wie Josef, der Sohn Jakobs im Alten Testament, hat Josef auf seine Träume vertraut. Im Lauschen auf Gottes Stimme in der Stille der Nacht, wenn alle Arbeit ruht, hat Josef gespürt, wie es weitergeht. Hätte er dieser Stimme nicht vertraut, hätte Jesus nicht so aufwachsen können, wie die Evangelien erzählt.

  • Inwiefern taugt er auch als Vorbild für die Väter von heute?

Über Marias Jungfrauengeburt wird in der Theologie viel diskutiert. Das wird vermutlich auch so bleiben. In jedem Fall ist im Neuen Testament für Josefs Mannsein nicht entscheidend, dass er ein oder mehrere Kinder gezeugt hat. Josef ist als Mann kein Macher. Zuhören und sensibel zu sein für Maria und Jesus in ihrer Verletzbarkeit, das ist bei Josef männlich, und dann aber auch zielführendes Handeln zum richtigen Zeitpunkt. Für mich ist Josef als Mann deshalb ein Vorbild!

  • Wie lebte Josef sein Mann-Sein?

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel.“ Dieses Goethe-Zitat bringt Josefs Männlichkeit und Väterlichkeit gut zum Ausdruck. Josef steht für Jesu Wurzeln im Volk Israel, seiner Geschichte, seiner Kultur, seinem Handwerk und seiner Frömmigkeit. Aber auch dafür, dass Jesus sich immer mehr Gottes Erziehung und Führung anvertrauen und so frei seine Flügel ausbreiten konnte.

Eine musikalische Hommage an Josef

Hl. Josef mit dem Jesuskind. (Bründl-Kapelle in einem Hain bei Pulkau, NÖ) | Foto: kathbild.at/Rupprecht
Wolfsgraben: Meditationsweg von der Josefs-Werkstatt (Bild) zur Josefs-Klause. | Foto: Anton Lutsch
Autor:

Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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