Mediennutzung
Sicher durch das Internet?

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Am 11. Februar ist „Safer Internet Tag“ – weltweit werden Menschen an diesem Tag aufgefordert, gemeinsam für ein „besseres Internet“ zu sorgen. Wie das gehen kann und warum das nicht nur für die jüngsten Userinnen und User wichtig ist, darüber hat der SONNTAG mit Matthias Jax, Experte für Social Media, Datenschutz und Online-Sicherheit bei saferinternet.at gesprochen.

Erst kürzlich ließ eine Nachrichtenmeldung aus der digitalen Welt aufhorchen: Die renommierte „New York Times“ berichtet da von einer Firma in den Vereinigten Staaten von Amerika, die mit Hilfe einer neuen Software angeblich rund drei Milliarden Bilder von Menschen aus dem Internet – konkret von öffentlich zugänglichen Bildern bei Plattformen wie Facebook und Youtube – heruntergeladen hätte. Natürlich ohne diese Menschen in irgendeiner Art und Weise über das Absaugen dieser Daten zu informieren, geschweige denn sie um Erlaubnis zu fragen. Ziel dieser Software, so die „New York Times“, sei die Erstellung einer umfassenden Datenbank zur Gesichtserkennung, die es etwa Behörden ermöglichen würde, rasch und einfach die Identität von Personen festzustellen.

Ein „Bauchgefühl“ entwickeln

Es sind Nachrichten wie diese, die einmal mehr zeigen, was in unserer digitalen Welt mittlerweile alles möglich ist. Und es sind Nachrichten wie diese, die Nutzerinnen und Nutzer weltweit mit einem Haufen Fragen zurücklassen. Darunter jene, wie sicher denn das Internet heute noch ist bzw. was wir alle tun müssten, um es (wieder) sicher(er) zu machen.

„Der Wunsch nach absoluter Sicherheit, nach einem Internet, das ein absolut sicherer ,Ort‘ für alle Userinnen und User ist, an dem wir ausschließlich gesicherte Informationen zu den verschiedensten Themen bekommen und an dem sich alle allen gegenüber fair und freundlich verhalten, ist nur allzu verständlich“, sagt dazu Matthias Jax, Experte für Social Media, Datenschutz und Online-Sicherheit bei saferinternet.at.: „Aber so eine absolute Sicherheit im Internet gibt es einfach nicht – dieser Tatsache muss man ins Auge sehen.“ Zu groß sei das Internet mittlerweile, zu umfangreich und zu wenig kontrollierbar.

„Wirklich jeder, der das möchte, kann im Grunde alles, was er möchte, online posten beziehungsweise ins Netz stellen kann“, so Matthias Jax. Gerade deshalb sei es wichtig, dass wir uns angewöhnen, bestimmte Fragen zu stellen, wenn es zur Nutzung von Internetinhalten kommt. „Als Erwachsener entwickelt man ja relativ schnell ein Bauchgefühl, was passen kann und was nicht“, sagt Matthias Jax: „Die erste Frage, die ich mir dann bei jeder Seite, die ich nutze, stellen muss, ist die Frage, wer hinter dieser Seite steckt. Also etwa was steht im Impressum? Und wenn ich da auf der Seite nichts finde, oder nur sehr schwer oder wenn das, was da steht, wirklich abstrus klingt, unangenehm erscheint, dann sollten die Alarmglocken schrillen.“ Die nächste Frage, die man sich immer stellen sollte ist: Wie wird das Thema dargestellt? Ist das passend? Passt etwa das Bild zum Thema? Wird das Thema emotionalisiert oder wird es sachlich und durch Fakten unterstützt gebracht? Die letzte Frage, die man immer im Kopf haben sollte, ist: Warum gibt es diese Homepage? Was will sie bezwecken? „Generell“, so Matthias Jax: „sollte man sich immer denken: Je eher etwas ganz genau zu meiner Meinung passt, desto kritischer muss ich es eigentlich sehen.“

Zivilcourage im Netz

Und genauso wichtig, wenn es zum Thema sicheres Internet für alle kommt, sei dann auch sich bewusst zu machen, dass wir alle unseren Beitrag leisten können, um das Internet besser und sicherer für alle zu machen. Das Thema Zivilcourage sei in diesem Zusammenhang etwa ein Thema, das uns alle angeht, so Matthias Jax. „Wenn wir von einem besseren Internet für alle sprechen, kommen wir an einem hohen Maß an Zivilcourage im Netz nicht vorbei. Digitale Zivilcourage zu zeigen, also Dinge aufzuzeigen, die einem auffallen, auf überzogene Kommentare zu reagieren, sie nicht einfach stehen zu lassen, es anzusprechen, wenn jemand Blödsinn sagt, da kann – eigentlich muss – wirklich jeder mitmachen. Man muss sich trauen. Und das kann man lernen.“ Verschiedenste Plattformen und Organisationen – darunter auch saferinternet.at  – bieten dazu auch Kurse an. „Tatsache ist, die Hemmschwelle zu widersprechen ist groß. Wohl auch aus einem gewissen Ohnmachtsgefühl heraus: Das Gefühl, online bringt das eh nichts. Aber das stimmt nicht: Solidarität zu zeigen, allein, dass wir etwas schreiben, dass wir reagieren, kommt an.“

Kinder und Internet

Gerade wir Erwachsene hätten dabei eine große Verantwortung im Hinblick auf Kinder und Jugendliche. „Wir sind Vorbilder“, sagt Matthias Jax. Das Wichtigste sei es in jedem Fall einmal, mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben oder in Kontakt zu kommen: „Nehmen Sie Ihre Kinder und deren Mediennutzung ernst. Beginnen Sie damit, mit Ihren Kindern mitzuleben. Fragen Sie sie, was sie am Smartphone machen – und zwar wertfrei. Verurteilen Sie nicht, dass sie etwas tun und auch nicht, was sie tun, sondern fragen Sie nach, warum sie das tun. Und schauen Sie sich auch die Homepages, die Ihre Kinder nutzen, mit ihnen an. Viele Inhalte, die Kinder und Jugendliche konsumieren, die Kinder und Jugendliche suchen und mit denen sich Kinder und Jugendliche auseinandersetzen, erscheinen einem Erwachsenen im ersten Moment ja zugegebenermaßen oft einfach nur abstrus.“

Ermutigen Sie gerade deshalb Ihre Kinder auch immer wieder, zu erzählen, was sie im Internet finden. „Auch wenn es sich um Themen handelt, die Erwachsenen vielleicht nicht so angenehm sind - ich nenne da als Beispiel das Thema Pornographie.“ Denn was einem Erwachsenen immer klar sein muss, so Matthias Jax: „Wenn das Kind kommt und ein – vielleicht sogar unangenehmes – Thema von alleine anspricht, dann hat es sich meist schon länger damit beschäftigt und dann ist wahrscheinlich auch schon eine Menge passiert.“ Der Zeitpunkt, zu dem das Kind dann kommt und darüber zu sprechen beginnt, sei genau der Moment, in dem es auch Unterstützung braucht. „Viele Kinder kommen ja sehr spät mit diesen Dingen, weil sie die Gefahr sehen, dass ihnen das Smartphone weggenommen wird. Und das ist etwas, was sie wirklich überhaupt nicht wollen“, so Matthias Jax: „Und was, nebenbei bemerkt, auch keines der Probleme löst.“ Das Handy wegzunehmen oder auch technische Einstellungen am Smartphone vorzunehmen, die manche Seiten blockieren, sei nur für die jüngsten Smartphone-Nutzer sinnvoll, „damit die nicht plötzlich etwa über Seiten stolpern, die für sie wirklich nicht geeignet sind.“

Je älter die Kinder aber werden, desto weniger könne man deren Internet-Nutzung auch so steuern. „Dieser Wahrheit muss man einfach ins Auge blicken“, so Matthias Jax: „Nehme ich älteren Kindern ihr Smartphone weg oder sperre ich es ihnen, dann werden sie die eine oder andere Seite halt einfach bei Freunden am Handy sehen. Auch Handyverbote können natürlich so recht leicht ausgehebelt werden.“

Weitere Infos zum Thema „Sicheres Internet“:
www.saferinternet.at
www.zivilcourage.at
www.betterinternetforkids.eu

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Autor:

Andrea Harringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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