Dickmacher und Gesundheitskiller
Fast Food - noch schlechter als sein Ruf?

Foto: iStock/Richard Clark
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Schmeckt schon gut so ein Burger. Oder auch Pommes Frites mit Ketchup. Leider sind diese Sachen aber auch richtig ungesund – für Erwachsene und vor allem auch für Kinder. Harald Sükar hat 13 Jahre lang bei einem Fast Food Unternehmen gearbeitet. Jetzt hat er ein Buch über Fast Food geschrieben, mit dem er unter anderem auf die Gefahren dieser einseitigen Ernährung hinweist.

Die Liste von Argumenten, die auf den ersten Blick für das Konsumieren von Fast Food sprechen, ist lang: es geht – wie der Name schon sagt – schnell. Und zwar immer und überall. Man weiß beim Geschmack der Speisen ganz genau, was man kriegt. Und Fast Food schmeckt irgendwie jedem und hat meistens auch noch die Aura von Spaß, gutem Leben, Leichtigkeit und Freizeit.

Doch neben all diesen Dingen ist Fast Food vor allem eines: ungesund! Und das genau genommen nicht nur wegen des hohen Fett- oder Salzgehaltes der einzelnen Gerichte oder der Zusatzstoffe – der sogenannten „E-Stoffe“, die den Produkten zugeführt werden. Sondern vor allem wegen der hohen Zuckermengen, die wir mit Burger, Pommes und Softdrinks zu uns nehmen. „Ein normales Menü – ein Burger, Pommes, dazu ein Getränk, vielleicht noch ein Dessert: Da kommen Sie auf eine Zuckermenge, die das, was die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, um ein Vielfaches übersteigt“, bringt es Harald Sükar auf den Punkt. Er hat ein Buch mit dem Titel „Die Fast Food Falle – wie McDonalds und Co. auf Kosten unserer Gesundheit Milliarden verdienen“ auf den Markt gebracht: „Ich war 13 Jahre bei einem Fast Food Unternehmen beschäftigt, davon 4 Jahre als Geschäftsführer für Österreich.“ Seit 13 Jahren ist er nun nicht mehr in diesem Unternehmen. Doch auch nach seinem Jobwechsel ließ ihn das Thema Fast Food nicht los. Ein Kind aus seinem unmittelbaren Bekanntenkreis – und auch er selbst– bekamen gesundheitliche Probleme, die auf den Konsum von Fast Food zurückgeführt werden können. Harald Sükar beschloss daraufhin ein Buch über Fast Food zu schreiben und damit sein Wissen und seine Erfahrungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Und er tut das mit drastischen Worten, geht sogar so weit zu sagen: „Fast Food ist Kindesmisshandlung.“ Es ist als gefährlich einzustufen. Und was da dann noch dazu kommt, so Harald Sükar: „Fast Food – das ist ja nicht nur essen, Nahrungsaufnahme. Fast Food – das ist in den allermeisten Fällen ein Gesamtpaket aus Essen, Spielplatz, vielleicht sogar Spielzeug, das man dort geschenkt bekommt. Da wird ein Lebensgefühl verkauft. Das ist natürlich einer der wesentlichen Taktiken, die alle Fast Food Unternehmen verfolgen. Kinder sehr früh an die Produkte zu gewöhnen, eine Erwartungshaltung zu generieren.“

Frühe Prägung

Ganz bewusst möchten die Fast Food Konzerne auf dieser Ebene möglichst alle unsere Sinne ansprechen, davon ist Harald Sükar überzeugt: „Unsere Geschmackempfindungen etwa werden in sehr jungen Jahren geprägt und entwickelt und wenn sie regelmäßig mit einem 3-, 4- jährigen Kind in diese Restaurants gehen, dann wird der Gaumen und die Sensorik auf die dort erhältlichen Produkte geprägt.“ Vor allem der Zucker in diesen Produkten wirke extrem: „Zucker, das ist wie ein echtes Suchtmittel“, sagt Harald Sükar: „Durch den Zucker wird Dopamin, das auch Glückshormon genannt wird, ausgeschüttet. Weil sich das gut anfühlt, wollen wir eben immer mehr davon, brauchen aber auch eine immer höhere Dosis an Zucker, damit es sich einstellt.“ Vergleichbar sei das Ganze durchwegs mit Drogen, so Sükar – auch ein Drogensüchtiger müsse seine Dosis im Laufe seiner Sucht immer mehr erhöhen. Angesichts dieser Tatsachen spart der Autor nicht mit harter Kritik: „Wir haben noch nie in der Geschichte der Menschheit so viel Info, so viel Wissen, über Ernährung gehabt und wir waren noch nie so blöd wie heute, wenn ich das so sagen darf. Wir wissen, was uns schädigt und wir machen es trotzdem.“

Zucker- und Fast Food-Steuer

Harald Sükar verlangt deshalb auch von der Politik, endlich zu handeln – fordert etwa eine Zuckersteuer und eine klare Produktkennzeichnung. „In Großbritannien gibt es seit April 2018 eine Zuckersteuer, in Ungarn eine Fast Food-Steuer. Dort scheint man also das Problem wenigstens im Ansatz erkannt zu haben.“

Und eine Produktkennzeichnung? Was würde die bedeuten? „Ähnlich einem Ampelsystem bekommen da Nahrungsmittel eine klare Kennzeichnung, damit sie als gut oder schlecht erkannt werden können.“

Werbeverbot

Auch ein Werbeverbot für Fast Food würde Harald Sükar gerne in die öffentliche Diskussion einbringen: „Ein Werbeverbot von nachweislich schädlichen Produkten, etwa für speziell zuckerhaltige Produkte, ist wahrscheinlich eine sinnvolle Sache“, sagt er.

Und in einem weiteren Schritt müsste man eigentlich auch an ein Verbot dieser so klar gesundheitsschädlichen Produkte an Schulen denken: „Wenn ich an Schulen Automaten sehe, in denen Limonaden und Schokoladen und so etwas angeboten werden, dann denke ich mir, das kann doch nicht wahr sein – ausgerechnet diese Zuckerbomben.“

Wir müssen wieder mehr kochen

Generell hofft Harald Sükar mit seinem Buch zu einem Umdenken beitragen zu können – auch wenn ihm bewusst ist, dass das ein Langzeit-Projekt ist: „Wir haben natürlich einen gesellschaftlichen Prozess laufen, dass in immer weniger Haushalten frisch zu Hause gekocht wird. Das was zubereitet wird, ist meistens industriell produzierte Ware aus dem Tiefkühlregal – da sind auch keine besonderen Nährstoffe drinnen. Das heißt, wir müssten wieder mehr frische Produkte, frisches Obst und frisches Gemüse in den Haushalten kochen. Und zusätzlich haben wir immer mehr Singlehaushalte und erwerbstätige Mütter, die auch nicht so viel Zeit haben, am Herd zu stehen.“ Was es deshalb braucht, sei ein Schulterschluss der ganzen Gesellschaft, „um auch den Müttern oder Vätern mehr Zeit zu geben, damit sie auch gute Nahrung zubereiten können.“

Foto: iStock/Richard Clark
Autor:

Andrea Harringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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