Kurienreform
Schub für Verkündigung

Paukenschlag im Vatikan: Der Papst reformiert seine Kurie.�Foto:  | Foto: RB/Aerial-motion/shutterstock.com
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Reformen gab es immer in der römischen Kurie, der obersten Verwaltungsebene des Papstes. Gerade hat Franziskus Neuerungen verkündet. Der Zeitpunkt dafür ist besonders spannend. Der in Salzburg wirkende Kirchenrechts-Experte Daniel Kretschmar über den Paukenschlag aus Rom.

von Daniel Kretschmar

Rom/Salzburg/Tirol. Reformen der römischen Kurie, der obersten Verwaltungsebene des Papstes, gab es schon immer. Allein im 20. Jahrhundert waren es drei: Sapientia consilio (1908), Regimini ecclesiae universae (1967) und Pastor bonus (1988). Durch diese Apostolischen Konstitutionen wurde die Kurie jeweils neu geordnet und umstrukturiert. Es ist also nicht verwunderlich, dass eine Neuordnung der päpstlichen Behörden erlassen wird, um sie den Erfordernissen der Zeit anzupassen.

Neu ist, dass durch Praedicate Evangelium von Papst Franziskus am 19.März 2022 eine grundsätzliche Umstrukturierung vorgenommen wurde. Denn wie der Titel schon sagt, geht es weniger um zentrale verwaltungstechnische Fragen, sondern um eine Schwerpunktsetzung auf „Mission“ und „Verkündigung des Evangeliums“.

Der Papst zeigt, was ihm wichtig ist

Bisher unterteilten sich die Behörden (Dikasterien) in durch Kardinäle geleitete Kongregationen und in päpstliche Räte, die zumeist von Erzbischöfen geleitet werden. Mit der Reform wird diese Unterscheidung aufgegeben und alle Einrichtungen nun generell als Dikasterien bezeichnet. Leitete der Papst bis 1968 persönlich das Hl. Offizium, die spätere Kongregation für die Glaubenslehre, so steht er nun mit Praedicate Evangelium dem Dikasterium für die Evangelisierung vor.

Die Unterordnung des Dikasteriums für die Glaubenslehre zeigt, dass disziplinäre Fragen im Denken des Papstes weniger Platz beanspruchen. Das Staatssekretariat, das mit Beginn des 20. Jahrhunderts an Bedeutung gewann, nimmt mit der Reform nun eine Sonderstellung als päpstliches Sekretariat ein, das auch interdikasterielle Treffen organisiert.Papst Franziskus’ lang angekündigte Kurienreform ist jedenfalls ein Paukenschlag, die mit der Einsetzung des Kardinalsrates am Beginn seines Pontifikats begann und die den Fokus gezielt auf die Verkündigung lenken will. Der Papst möchte in einer Welt, die so plural geworden ist, durch eine Straffung und Flexibilisierung der Verkündigung neue Wege beschreiten, um auch wirklich allen Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden.

Mehr Laien in Führungspositionen

Neu ist auch die verstärkte Einbindung von Laien. Konnten bisher nur Bischöfe die Einrichtungen leiten, so hat der Papst schon vor wenigen Jahren begonnen, Laien in Führungspositionen zu berufen. Zu beachten ist allerdings, dass alle – Kleriker und Laien – nur für maximal zwei Fünfjahresperioden in solche Positionen berufen werden können. Damit stellt sich die Frage, wer sich für ein solches „Intermezzo“ bereit erklären wird. Es bedeutet aber zugleich, dass sowohl Männer als auch Frauen diese Ämter übernehmen können und eine Form der Leitungsgewalt ausüben.

Dennoch birgt diese Reform letztlich auch eine größere Fixierung auf das Amt des Papstes, denn die bisherige Kollegialität des Bischofsamtes, die Franziskus gerne unterstreicht und durch die Synodalität aufwertete, geht dadurch zumindest im Bereich der Kurie verloren.

Vergleicht man diese Entwicklung mit der in einzelnen Diözesen wie etwa Salzburg, so wird auf der höchsten kirchlichen Verwaltungsebene das umgesetzt, was hier und anderswo bereits etabliert ist: Frauen und Männer nehmen verantwortungsvolle Funktionen in der Diözesankurie wahr.

Somit kann mehr von einer Rezeption der Entwicklungen an der Basis gesprochen werden, als von einer direkten Auswirkung von oben nach unten. Die Kurienreform darf als ein Zeichen gewertet werden, dass die Kirche in der Zeit ihrer eigentlichen Aufgabe, der Verkündigung des Evangeliums, gerecht werden will und dabei die Zeichen der Zeit berücksichtigt. Ob ihr Erfolg beschieden sein wird, wird sich zeigen.

Zum Autor
Dipl. Theol. Lic. iur. can. Daniel Kretschmar ist Priester der Erzdiözese Vaduz, Pfarrprovisor von Adnet, Krispl und St. Koloman sowie Bandverteidiger am Diözesan- und Metropolitangericht in Salzburg.

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Dipl. Theol. Lic. iur. can. Daniel Kretschmar | Foto: RB/privat
Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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