Passionsspiele Thiersee
Passion der Emotionen

Gottesdienst mit Erzbischof Franz Lackner. | Foto: RB/Passionsspiele/Philipp Huber
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  • Gottesdienst mit Erzbischof Franz Lackner.
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Beeindruckend und berührend feierten die Passionsspiele in Thiersee ihre Premiere. In komplett neuem Gewand. Mit großem Erfolg. Aus dem mutigen Einlassen auf Neues wurde ein glanzvolles Fest für den gesamten Ort, für begeisterte Menschen aus nah und fern, das den ganzen Sommer über weitergehen soll.

von Daniela Pfennig

Der Leidensweg Christi ist eine der bekanntesten und stärksten Geschichten der Menschheit. In Thiersee wird sie diesen Sommer von seinen Anfängen, der Empfängnis Marias, bis zur Auferstehung und dem Jüngsten Gericht neu erzählt. Modern, in verschiedenen Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven.

Großes Fest zum Auftakt

Ganz Thiersee präsentierte sich am vergangenen Sonntag als eine bunte Einheit mit einem gemeinsamen Ziel: Das mehr als 200 Jahre alte Passionsgelöbnis zu leben, die Tradition ins Jetzt zu holen, Menschen zu berühren, ihnen die Botschaft Christi neu ans Herz zu legen. Bürgermeister Rainer Fankhauser zeigte sich vom enormen Einsatz seiner Thierseerinnen und Thierseer im „schönsten Ort Tirols“ überwältigt: „Durch die Aktualität des Krieges in Europa sehen wir unser Gelöbnis mit neuem Verständnis. Unsere Passion soll den Menschen Hoffnung geben, dass sich alles zum Guten wendet, ihre Seelen und Herzen erfüllen. Es ist keine Show, es ist ein Gelöbnis, das wir in einem fast hundert Jahre alten Passionshaus erneuern und zu den Menschen tragen. In dieser einzigartigen Kulisse, direkt am See, am Fuße des Pendling.“Dass die Passionsspiele Thiersee Glauben, Tradition und Kunst in der wohl schönsten Form verbinden, hob Landesrätin Annette Leja bei der Eröffnung hervor: „Sie schlagen eine Brücke zwischen Alt und Neu, Judentum und Christentum. Sie zeigen die so wichtigen grundlegenden Werte des friedlichen Zusammenseins.“

Gänsehaut-Gottesdienst mit Erzbischof

Nach dem landesüblichen Empfang mit dem für Thiersee so charakteristischen großen Vereinsaufgebot für zahlreiche Ehrengäste aus Kirche, Politik und Kultur begeisterte der Eröffnungsgottesdienst. Erzbischof Franz Lackner feierte die heilige Messe im vollen Passionsspielhaus mit besonderer Atmosphäre und Gänsehaut schon bei diesem Gottesdienst. Der Erzbischof machte deutlich, dass Passionsspiele „in einer religiös höchst bedürftigen Zeit Abhilfe schaffen“ können –und zwar, wenn sie „nicht bloß das menschlich-göttliche Ereignis ein für alle Mal festgeschnürt nur wiederholen, sondern zum einen dem Ursprünglichen die Treue halten, aber zum anderen sich der neuen Zeit und Umgebung stellen“. Das gelingt den Thierseerinnen und Thierseern unter der Regie von Norbert Mladek eindrucksvoll.Die Passion ist für Erzbischof Franz Lackner ein Hoffnungsträger: So wie die Jünger Jesu Zweifel hatten und von Jesus gesendet wurden, um die Auferstehung zu bezeugen und das Evangelium zu verkünden, gelte es auch für uns. „Zweifel zeugt von einem Interesse“ und steht für „eine stets neu zu erringende Offenheit für Gottes Gnade und Gottes Wirken.“ Darum brauche es Passionsspiele wie in Thiersee. Darum brauche es stete Erneuerung in Sprache und Darstellung. „So ebnet das bleibende Unvermögen, eine letzte Klarheit zu schaffen, den Weg zum Wagnis des Glaubens und zum Bekenntnis“, ist Erzbischof Lackner überzeugt, der von der Neuinszenierung sehr angetan war. Für ihn ist es angemessen, dass der Auferstehung ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Christus-Darsteller fielen sich in die Arme

Unverändert blieb der gewaltige Schlusspunkt der Thierseer Passion: Wenn die Mitwirkenden zum „Großer Gott, wir loben dich“ anstimmen und das Publikum mitsingt, wird Gemeinschaft hör- und spürbar. Wer nach dem langen Applaus noch kurz im Passionsspielhaus innehielt, konnte sehen, wie sich die Christus-Darsteller voller Erleichterung in die Arme fielen, mit kräftigem Druck, wie sich Mitwirkende in den Armen lagen, Regisseur Norbert Mladek oder Erzbischof Lackner gratulierten. Die Emotionen der Mitwirkenden: Stolz. Glücklich. Dankbar. Für das große Ganze, das sie gemeinsam in den vergangenen Monaten, in intensiven Probenwochen erarbeitet und geschaffen haben. Und in der Hoffnung, bis Oktober noch viele Herzen zu berühren.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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