Bolivien
Bei Schwester Clara ist ihr Daheim

Schwester Clara Erlbacher HSF. | Foto: RB/ibu
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Schwester Clara Erlbacher packte an, wo es notwendig war: als Krankenschwester im Spital Santa Isabel in San Ignacio de Velasco oder bis heute als Leiterin des von ihr gegründeten Kinderheims „Maria Jacinta“ in Santa Cruz. Dabei sah ihr Traum als sie 1968 nach Bolivien kam, anders aus.

Santa Cruz. „Ich wollte Lehrerin werden.Doch schnell war klar, als Krankenschwester bin ich viel nützlicher. Später habe ich Religion in der Volksschule und Mittelschule unterrichtet. Also war ich schließlich doch Lehrerin.“ Sr. Clara erzählt wie das Buch eines „Leprapaters“ und der Besuch einer Afrika-Missionarin schon in der Volksschule die Weichen für ihre Zukunft stellten. Als sie dann in der Jugendgruppe Bilder aus Bolivien sah, habe ihr Weg festgestanden. Er führte zu den Halleiner Schulschwestern, den nunmehrigen Halleiner Schwestern Franziskanerinnen.

Mehr als ein halbes Jahrhundert hat sie in Bolivien verbracht. In all ihren Einsätzen wie nun im Viertel „Los Chacos“ in Santa Cruz ging und geht es darum für jene da zu sein, denen sonst niemand hilft. Im Kinderheim „Maria Jacinta“ leben derzeit 22 Kinder, die ein heiles Familienleben nur aus dem Fernsehen kennen. Ihr Alltag bestand aus einem Mix aus Vernachlässigung, Gewalt, Drogen und Armut. „Ein Großteil erlebte sexuellen Missbrauch.“ Die Ordensfrau berichtet von einer Zwölfjährigen, die vom Stiefvater vergewaltigt wurde oder zwei Brüdern und drei Schwestern, die total verwahrlost aufwuchsen. „Die Mutter war alkoholkrank. Jedes Kind hatte einen anderen Vater, keiner kümmerte sich.“ Eine der Geschwister, Paula, ist nun selber Mutter und angehende Anwältin.

Psychologische Betreuung und das liebevolle Daheim in „Maria Jacinta“ lassen bei den Kindern Wunden heilen – wenngleich nicht alle. Nachhilfe und Unterricht in einer benachbarten Privatschule eröffnen eine Perspektive, die schon einige zu einem Studium auf die Universität brachte. Um all das zu finanzieren braucht es Durchhaltevermögen und Gottvertrauen. „Am Anfang hatten wir oft nicht einmal Brot für das Frühstück am nächsten Morgen“, erinnert sich Sr. Clara. „Irgendwie schaffen wir es“, machte sie sich selber Mut. Es sei immer weiter gegangen. Die Ordensfrau ist stolz, wenn ihre Schützlinge auf eigenen Beinen stehen, einen Beruf lernen und von ihrem Einkommen leben können. Gut dahin unterwegs sind etwa Carla und Lilly, die sich ein Geschäft als Kuchenbäckerinnen aufbauen.

Drogen- und Gewaltprobleme nehmen zu

Obwohl die gebürtige Abtenauerin heuer ihren 80er feierte, denkt sie nicht ans Aufhören. Das ist auch gut so, der von ihr geschaffene sichere Ort des Heranwachsens ist notwendiger denn je: „Leider bessert sich die Situation in Bolivien nicht wirklich“, so der ernüchternde Blick auf das Land. Dankbar ist sie für die Unterstützung aus Österreich. Konkret kommt die von Sei So Frei, der entwicklungspolitischen Aktion der Katholischen Männerbewegung und Förderern aus Pfarren. Reisen in die Erzdiözese Salzburg verhinderten zuletzt die Pandemie und jetzt ihr Bluthochdruck. „Ich bleibe sowieso lieber zu Hause.“ Und das sei nach 54 Jahren Bolivien.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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